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0802 - Der Wächter

0802 - Der Wächter

Titel: 0802 - Der Wächter
Autoren: Jason Dark
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brachte, wo er mich hatte haben wollen, lag durchaus im Bereich des möglichen. Er wusste Bescheid, er herrschte hier und schien die Ruinen des Klosters voll im Griff zu haben.
    »Wollen Sie nicht, Sinclair?«
    »Doch. Ich überlege nur, was dahinterstecken könnte.«
    »Das will ich Ihnen sagen. Sie haben mir von einem Mord berichtet. Ich kannte David Stern schließlich, und ich möchte ihn mir einfach anschauen, das ist alles. Verstehen Sie das nicht? Er war ein Bekannter von mir. Ich will Abschied von ihm nehmen.«
    Verdammt noch mal. Aus seinem Mund drang diese Lügensoße in einer derartigen Schärfe, dass ich schon allein davon leichtes Magendrücken bekam. Dieser Smith führte mich hier regelrecht vor. Er wusste alles, aber gab nichts zu.
    Okay, wie er wollte. Sein Spiel war es, ich würde darauf eingehen und es später zu dem meinigen machen.
    »Können wir gehen?«, fragte er.
    »Meinetwegen.«
    »Dann stecken Sie doch endlich Ihr Schießeisen weg. Ich kann ja verstehen, dass es Ihnen unheimlich ist, aber Sie brauchen sich doch durch mich nicht bedroht zu fühlen, Sinclair, auch wenn Sie mich für Davids Mörder halten. Doch er war es, der mich bat, ein Auge auf ihn zu halten. Kann sein, dass er Ihnen nicht getraut hat. Letztendlich sind Sie für ihn auch fremd gewesen. Wir haben oft zusammengearbeitet, David und ich. Hat er das nie gesagt?«
    »Nein.«
    »Ist wohl auch nicht wichtig gewesen. Ich war oft sein Schatten, die Person im Hintergrund, und dort hielt ich für ihn auch die Augen offen. Oft genug auch mit einer Kamera, denn für ihn schoss ich zahlreiche Fotos, die wir gut verkauften.«
    Ich steckte die Waffe ein. Allein im Vertrauen darauf, dass ich sie wieder schnell ziehen konnte. Von einer Gestalt wie Smith würde ich mich nicht überraschen lassen.
    Er kam auf mich zu.
    Wirklich, er war kleiner und schmaler als ich. Sein blondes Haar zeigte einen kurzen Schnitt, war aber noch so lang, dass er es hatte nach hinten kämmen können. Auch die Gesichtshaut war von blasser Farbe. Ein Zeichen, dass er sich oft in Räumen aufhielt und weniger im Freien. Ich glaubte immer weniger daran, dass er Stern auf seinen Reisen begleitet hatte, dann hätte die Sonne Spuren in seinem Gesicht hinterlassen müssen. So aber wirkte er wie ein blasser Stubenhocker.
    Neben mir blieb er stehen. Ich nahm seinen Geruch war. Eine Mischung aus Duftwasser und leicht säuerlich riechendem Schweiß.
    Den Blick seiner Augen konnte ich nicht erkennen, wahrscheinlich lag in seinen Pupillen ein gefährliches Lauern.
    »Gehen wir endlich, Sinclair. Sie kennen sich ja besser aus. Ich lasse mich gern führen.«
    Das mochte glauben, wer wollte, ich nicht. Natürlich tat ich ihm nicht den Gefallen, zwischen den Mauern der alten Ruinen herzugehen. Wir blieben außen vor, denn hier hatte ich ihn besser unter Kontrolle. Da konnte er nicht so leicht untertauchen oder hinter irgendwelchen Trümmern Deckung suchen.
    Durch seine Worte wollte er mich ablenken. »Eine herrliche Nacht, finden Sie nicht auch? So friedlich, beinahe schon zu friedlich, wie ich finde.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Nun ja, wir sollten nicht vergessen, wo wir uns befinden. Israel steht in einem ständigen Kampf gegen mächtige Feinde. Da sind Orte wie diese hier selten.«
    »Daran habe ich nicht gedacht.«
    »Sie sind auch fremd, doch wir werden immer wieder daran erinnert. Täglich sogar.«
    »Auch hier schlug der Tod zu.«
    »Der arme David.«
    Smith ging rechts neben mir. Ich warf ihm einen kalten Blick zu.
    »Sehr viel Trauer zeigen Sie nicht für einen Menschen, mit dem sie angeblich so oft zusammen waren.«
    »Da haben Sie Recht, Sinclair, aber das ist eben auch wieder auf dieses Land zurückzuführen. Überlegen Sie mal. Wer den Tod so oft hautnah miterlebt, der stumpft irgendwann einmal ab. Sogar bei Freunden ist das der Fall. Zwar schlimm, aber irgendwo gewöhnt man sich schon daran, was mir auch Leid tut.«
    »Klar«, sagte ich nur, »Sie glauben mir nicht?«
    »Nein.«
    Er lachte zischelnd. »Bin gespannt, was Ihre Freunde wohl dazu sagen werden.«
    »Warum erwähnen Sie die beiden immer?«
    »Nur so…«
    Damit wollte er mich abspeisen, nur schaffte er es nicht. Hinter dieser lapidaren Antwort steckte mehr. Nicht grundlos kam er immer wieder auf Suko und Bill zu sprechen, gerade so, als wüsste er, dass nichts mehr so war, wie es begonnen hatte.
    Wir hatten die Stelle erreicht, wo in der Mauer ein Loch war, das den Durchgang bildete. Dass Bill und
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