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0800 - Die Kaiserin von Therm

Titel: 0800 - Die Kaiserin von Therm
Autoren: Unbekannt
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weniger gefährlich war.
    Callazian blieb beim Anblick der zerfallenen Gebäude unwillkürlich stehen. Er hatte den eigentlichen Lebensbereich der Soberer auf Blosth bisher noch nie verlassen.
    „Wir... wir begeben uns in das Gebiet der Uninformation!" stieß er erschrocken hervor.
    „In die Slums!" korrigierte Kostroy ihn sanft. „Sie haben immerhin den Vorteil, daß sie vom größten Teil der Nachrichten nicht erreicht werden."
    Callazian sah zwischen den Trümmern ärmliche und primitive Behausungen, die aus Überresten der Maschinenhallen und Verwaltungsgebäuden entstanden waren.
    „Dort leben nur noch wenige Soberer", erklärte Kostroy. „Seit man erkannt hat, daß solche Gebiete den Keim für Revolutionen in sich bergen, versucht man, Informationsunwürdige wieder in den Lebensbereich zu integrieren."
    Callazians Mund war ausgetrocknet. Er schluckte ein paar mal.
    „Ich bin sicher, daß dies ein Gebiet für Studienzwecke ist", sagte er.
    Kostroy lachte auf.
    „Was nicht in die tiotronische Ordnung paßt, wird aus dem Kommunikationsnetz ausgeklammert, mein Freund. Ist es nicht außerordentlich bequem, in solchen Fällen von Uninformation zu sprechen?"
    Callazian dachte an die sauberen kühlen Räume des Archivs, in denen er zu diesem Zeitpunkt gewöhnlich arbeitete. Sie erschienen ihm unendlich weit entfernt - eine völlig andere Welt.
    Vorbei an zerbröckelten Mauern und von Unkraut überwucherten Hügeln, drangen sie tiefer in das Gebiet der Uninformation ein. Callazian, der davon gehört hatte, daß sich hier kriminelle Soberer aufhielten, überlegte, ob ihr Vorgehen nicht gefährlich war, aber er wagte es nicht, eine entsprechende Frage an Kostroy zu richten.
    Der Informationsunwürdige bewegte sich mit einer Selbstverständlichkeit, die darauf schließen ließ, daß er öfter hierher kam.
    Ein paar mal sah Callazian andere Soberer, aber sie nahmen keine Notiz von ihnen.
    Im Schatten eines verkrüppelten Baumes blieb Kostroy schließlich stehen. Vom Lebensbereich waren von diesem Platz aus nur noch die Silhouetten der Wohnkessel zu sehen.
    Kostroy deutete auf eine zerfallene Brücke, die sich früher über zwei Industriebezirke gespannt hatte.
    „Auf der anderen Seite befindet sich der Eingang der Bahn, mein Freund!"
    Callazian warf einen skeptischen Blick auf die zum Teil eingebrochene dunkelgraue Fläche.
    „Keine Angst", beruhigte ihn Kostroy. „Wir gehen unter der Brücke hindurch. Die Einsturzgefahr ist außerdem gering. Alle wichtigen Wege in diesem Gebiet werden regelmäßig kontrolliert."
    „Von Robotern!" sagte Callazian erleichtert. Die Vorstellung, daß die Maschinen im Auftrag der Tiotroniken bis hierher kamen, hatte etwas Tröstliches.
    Doch Kostroy zerstörte Callazians Illusionen.
    „Von Informationsunwürdigen!"
    Plötzlich hatte Callazian den Eindruck, daß er nicht zufällig hier war.
    Er blieb stehen und ergriff Kostroy am Arm.
    „Du hast nur auf eine Gelegenheit gewartet, um mich hierher zu bringen! Wahrscheinlich beobachtest du mich schon lange."
    „Das stimmt", gab der andere unumwunden zu.
    Seine Offenheit überraschte Callazian.
    „Was geht hier eigentlich vor?" fragte der Geschlechtslose erregt. „Soll ich entführt werden?"
    „Das hatten wir ursprünglich vor", sagte Kostroy ruhig.
    Dem Archivverwalter, schoß das Blut in den Kopf. Die schwache innere Sicherheit, die er sich bisher bewahrt hatte, schwand dahin.
    Er wandte sich um und überlegte, ob er fliehen sollte. Es war allerdings zweifelhaft, ob er das Gebiet der Uninformation ohne Kostroys Hilfe verlassen konnte.
    „Inzwischen", fuhr Kostroy fort, „haben wir uns entschlossen, dich zu nichts zu zwingen. Du kannst jederzeit umkehren. Ich bitte dich jedoch, dir zunächst einmal anzuhören, was wir vorhaben."
    „Wer ist wir?"
    „Eine Gruppe verantwortungsbewußter Soberer, die sich Gedanken um die Zukunft unserer Zivilisation machen." Kostroy lächelte, und dieses Lächeln verlieh seinem Gesicht einen beinahe übermütigen Ausdruck.
    „Keine Angst, mein Freund! Wir sind keine Revolutionäre und planen auch keinen Umsturz. Das System der tiotronischen Ordnung ist bereits so verfilzt, daß, es sich nicht mehr entwirren läßt. Und gewaltsame Lösungen würden den drohenden Untergang der Soberer nur beschleunigen."
    Er machte eine entschiedene Bewegung.
    „Doch darüber können wir uns unterhalten, sobald wir am Ziel sind."
    Es waren weniger die Informationen, die Callazian beunruhigten, als die ruhige
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