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0800 - Die Kaiserin von Therm

Titel: 0800 - Die Kaiserin von Therm
Autoren: Unbekannt
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führenden Tiotroniker auf Blosth. Er gehörte sogar zu den Hauptkommunikatoren der Zentraltiotronik.
    Wie kam dieser Mann hierher?
    Ein führendes Mitglied der tiotronischen Ordnung als Teilnehmer an einem Komplott?
    Undenkbar!
    Immerhin wußte Callazian jetzt, wo er diesen Mann bereits einmal gesehen hatte. Zusammen mit einer Gruppe Techniker hatte Zosarios vor zwei Jahren dem Archiv einen Besuch abgestattet, um sich ein Bild von den dort geleisteten Arbeiten zu machen.
    Callazian hörte Heysel an seiner Seite kichern.
    „Er hält uns für Revolutionäre", sagte der Dragoner.
    Die dichten Schuppen über Zosarios' Augen zogen sich zusammen.
    „Wir sind Teilnehmer an einem wissenschaftlichen Projekt", erklärte er. „Dieses Projekt würde nicht die Unterstützung offizieller Stellen finden, deshalb wird es von einer Gruppe verantwortungsbewußter Soberer im geheimen vorbereitet."
    Er machte eine alles umfassende Geste.
    „Fast alle Soberer, die du hier siehst, sind Wissenschaftler."
    „Wir haben Sympathisanten auf ganz Blosth", fügte eine stämmige Frau hinzu, die nach Callazians Schätzung kurz vor dem informationsunwürdigen Alter stand.
    „Wollt ihr die tiotronische Ordnung abschaffen?" erkundigte sich Callazian.
    Als er sah, daß die anderen sich bedeutungsvoll ansahen, bereute er seine unüberlegte Frage.
    „Die tiotronische Ordnung läßt sich nicht mehr beseitigen, weil sie unsere gesamte Zivilisation durchdringt", erwiderte Zosarios.
    „Natürlich wäre eine gewaltsame Lösung denkbar, aber dann würde unsere Zivilisation noch schneller zerstört sein, als wir es unter den gegenwärtigen Umständen befürchten müssen. Unser Volk ist den falschen Weg gegangen, das läßt sich nicht mehr ändern."
    Callazians Verwirrung wuchs.
    „Es geht uns darum, das Vermächtnis unseres Volkes zu retten", fuhr Zosarios fort. „Im Verlauf von Jahrmillionen haben wir unsere Galaxis erobert und eine unvorstellbare Wissensmenge zusammengetragen. Das darf nicht verloren gehen, auch wenn unsere Zivilisation allmählich zerbröckeln sollte."
    „In den Archiven wird alles aufbewahrt", sagte Callazian naiv.
    Zosarios überhörte ihn.
    „Es gibt statistische Erhebungen", erklärte er. „Die Zahl der kriminellen Taten innerhalb des soberischen Reiches nimmt erschreckend zu, aber sie sind noch gering im Vergleich mit den Vorfällen, die auf Aktivitäten psychisch gestörter Soberer zurückgehen."
    Seine Schultern sanken herab, und er fügte müde hinzu: „Es gibt fast genauso viel Verrückte wie Normale! Das Verhältnis verschlechtert sich ständig zu unseren Ungunsten."
    Diesen bedeutenden Mann ratlos, ja verzweifelt sprechen zu hören, erschütterte Callazian tief.
    Trotzdem wandte er ein: „Aber es wird doch sehr viel auf diesem Gebiet getan."
    Zosarios nickte.
    „Wir gewinnen dadurch nur einen Aufschub. Die tiotronische Ordnung ist längst unserer Kontrolle entglitten und hat sich zu einem selbständigen Mechanismus entwickelt."
    „Warum schaltet ihr die Tiotroniken nicht einfach ab?" fragte Callazian.
    „Abgesehen davon, daß sich die meisten Soberer der Gefahren nicht bewußt sind, würde die gerade regierende Führungsschicht das niemals gestatten", entgegnete Zosarios. „Und das mit gutem Recht! Denke daran, was alles von den Tiotroniken gesteuert und kontrolliert wird. Sie abzuschalten, hieße, die Nahrungsversorgung der Bevölkerung auf allen Welten zu gefährden, die Raumfahrt aufzugeben und das gesamte System zusammenbrechen zu lassen."
    Callazian hatte nie den Versuch unternommen, sich ein Leben außerhalb der tiotronischen Ordnung vorzustellen, aber er wußte, daß Zosarios recht hatte. Das Abschalten der Tiotroniken hätte das totale Chaos heraufbeschworen.
    Zosarios begann zwischen den Sitzreihen auf und ab zu gehen.
    „Als wir abstrakt zu denken lernten, war unser Ende vorgezeichnet", sagte er. „Das ist gewiß kein Fatalismus, sondern einfach die Erkenntnis eines Werdegangs.
    Jede Zivilisation, die sich über eine bestimmte Schwelle hinaus entwickelt, wird dadurch vom Untergang bedroht. Es muß nicht dazu kommen, wenn rechtzeitig vernünftige Gegenströmungen ausgelöst werden, aber das haben wir, so fürchte ich, versäumt."
    „Und wer soll der Erbe des soberischen Volkes sein?"
    erkundigte sich Callazian. „Hat es Sinn, etwas für die Toten aufzubewahren, oder rechnest du mit kleinen Gruppen von Überlebenden, die wieder neu beginnen werden?"
    „Es läßt sich nicht ausschließen, daß es
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