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080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

Titel: 080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen
Autoren: Earl Warren
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Engelmann stand mitten im Zimmer, das Gesicht zu einer dämonischen Grimasse verzerrt, die Zähne an der Kehle eines nackten Säuglings. Um sie, andächtig beobachtend, standen die drei Kinder. Möller stürzte ins Zimmer, außer sich vor Wut.
    „Satansbrut!“ brüllte er.
    Erika sah ihn an. „Halt!“ schrie sie, und Ludwig Möller stand gebannt auf der Stelle. Annie Engelmann ließ das Kind, das sie in den Armen hielt, einfach fallen. Sie wandte sich Heinz Kolbe und ihrer Tochter zu, denen Erikas Befehl nicht gegolten hatte. Roswitha kam ins Zimmer, hob das Kind auf. Sie wiegte es zärtlich hin und her. Tränen strömten über ihre Wangen.
    „Jetzt ist es vorbei mit euch allen“, rief Annie Engelmann.
    Heinz Kolbe schüttelte den Kopf.
    „Gebt auf! Die Polizei hat das Haus umstellt. Ihr könnt nicht entkommen“, bluffte er.
    „Banne sie auf die Stelle, Erika“, zischte Annie Engelmann. Sie nahm die Statue des Gehörnten von der Kommode. „Ich werde sie aufhalten. Ihr aber, fliegt weg und rettet euch.“
    Bevor Heinz Kolbe noch etwas unternehmen konnte, schrie Erika ihm den Befehl zu. Er erstarrte auf der Stelle. Die Kinder öffneten das Fenster und kletterten auf die Fensterbank. Erika und Harald klammerten sich an Martin fest.
    „Fliegt weg!“ schrie Annie wieder. „Rettet euch!“
    Martin stieß sich von der Fensterbank ab. Er schwebte in die vom Sternenlicht erhellte Dunkelheit. Doch was war das? Plötzlich verlor Martin rasch an Höhe. Er taumelte, schlug in der Luft um sich. Harald und Erika klammerten sich an ihm fest.
    „Wir stürzen ab“, kreischte Erika. „Hilfe, Hilfe!“
    Die doppelte Last war zu viel für Martin. Plötzlich stürzte er wie ein Stein mit den beiden andern in die Tiefe. Sie klatschten in den Fluß. Das Wasser spritzte hoch auf. Noch einmal tauchten die Köpfe der Kinder auf, hörte man ihre Schreie. Dann gingen sie unter, denn keines der drei konnte schwimmen.
    Annie Engelmann stand händeringend am Fenster.
    „Ist das dein Lohn und deine Hilfe?“ schrie sie die schwarze Statue an, deren Augen glühten und funkelten wie in höllischer Freude. „Verflucht sollst du sein. Ich sage mich los von dir.“
    Annie warf die Statue in den Fluß. Ein Grollen ertönte, wie ferner Donner. Vom Nachthimmel zuckte ein Blitz, traf Annie Engelmann und erschlug sie auf der Stelle. Schrecklich verkohlt und verstümmelt stürzte sie zu Boden.
    Ein gellendes, satanisches Gelächter hallte durch das alte, düstere Haus und über den Fluß.
    Jetzt erst konnten die beiden Männer sich wieder bewegen. Heinz trat auf Roswitha zu und legte ihr die Hände auf die Schultern.
    „Es ist vorbei“, sagte er. „Endlich ist es vorbei.“
     

     

Unter Ausschluß der Öffentlichkeit fand eine Gerichtsverhandlung gegen Roswitha statt, in der Richter und Geschworene die Fakten zu klären versuchten. Es war ungeheuerlich, was alles zur Sprache kam, nachdem Roswitha Engelmanns Schweigebann nun endlich gebrochen war. Es wurde allen klar, daß Roswitha keine Mittäterin war, sondern ein Opfer. Sie war die Sklavin von Annie Engelmanns dämonischen Kräften gewesen, dazu gezwungen, alle Untaten mit anzusehen und zu schweigen. Trotzdem war es ihr gelungen, vor sieben Jahren die drei geraubten Kinder vor ihrer Mutter zu retten und ihr auch sonst manchmal Widerstand zu leisten.
    Auch Professor Gernreich war bei der Verhandlung zugegen. Er sagte für Roswitha aus. Sie erhielt mildernde Umstände; eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren wurde zur Bewährung ausgesetzt. Die Ehepaare Roemer, Finck und Möller hatten ebenfalls für Roswitha gesprochen. Ihre richtigen Kinder waren bei Adoptiveltern prächtig gediehen und würden in wenigen Tagen zu ihren wirklichen Eltern zurückkehren.
    „Die Strafe, die über die Angeklagte Roswitha Engelmann verhängt wird, ist symbolischer Natur“, sagte der Richter in der Urteilsbegründung. „Es ist nicht Sache dieses weltlichen Gerichts, in diesem Fall über Recht und Unrecht zu entscheiden. Die Triebfeder alles Bösen war Annie Engelmann, die Mutter der Angeklagten. Sie ist der irdischen Justiz entzogen, doch die Strafe, die sie durch den erleiden wird, dem sie ihr Leben geweiht hatte, ist schlimmer als alles, was ein weltliches Gericht über sie hätte verhängen können. Diese Strafe währt bis in die Ewigkeit.“
    Vor dem Gerichtssaal schloß Heinz Kolbe seine Roswitha in die Arme.
    „Wir werden weggehen von hier, Roswitha“, sagte er. „Weg von dem alten, düsteren
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