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080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

Titel: 080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen
Autoren: Earl Warren
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Ein Stein flog ihm ins Gesicht. Die Menge drängte, stieß und zerrte die Polizisten, die ihn umringten.
    „Zurück! Zurück!“
    Die Polizisten schlugen und stießen die Andrängenden. Einer zog die Dienstpistole, feuerte zwei Schüsse in die Luft. Aber die aufgebrachte Menge war nicht zu stoppen.
    Schläge prasselten auf den Handelsvertreter nieder. Mit blutigem Gesicht brach er in die Knie. Seine Bewacher wurden abgedrängt.
    Da dröhnte eine Lautsprecherstimme über den Platz.
    „Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei. Bei dem Verhafteten handelt es sich lediglich um einen Zeugen, dessen Aussage überprüft werden soll. Er ist nicht – wiederhole – nicht mit dem Täter identisch. Räumen Sie den Platz. Achtung, Achtung, ich wiederhole die Durchsage.“
    Es gelang ihm, die Menge zu verwirren. Funkstreifenwagen rasten heran. Polizeibeamte sprangen aus dem Wagen, umringten den blutenden Mann.
    Er wurde ins Rathaus gebracht, dort verarztet und verhört. Es stellte sich heraus, daß seine Angaben der Wahrheit entsprachen. Zwar war er in der Nähe des Friedhofs gewesen, doch auf das Kind im Kinderwagen hatte er nicht mehr geachtet als auf die Wolken am Himmel. Für den vergangenen Tag und die Nacht hatte er ein bombensicheres Alibi.
    „Da haben wir uns wohl geirrt“, sagte die kleine Erika Möller zu dem Polizeikommissar, der extra aus der Hauptstadt gekommen war. „Aber wir glaubten wirklich, daß der Mann der Täter wäre. Ein Glück, daß ihm die Leute nichts getan haben.“
    Sie machte ein so unschuldiges Gesicht, daß nicht einmal der zu Unrecht verdächtigte Handelsvertreter ihr böse sein konnte.
     

     

An diesem Abend wollte Annie Engelmann die Kinder bei sich haben. Sie setzte sich in dem düsteren Zimmer vor die Statue und konzentrierte sich auf die drei Kinder, wobei sie starr in ihre Kristallkugel schaute. Erika, Harald und Martin spürten unabhängig voneinander den Ruf. Gegen 19.30 Uhr trafen sie kurz nacheinander in dem alten Haus am Fluß ein.
    Annie begrüßte sie nicht so freundlich wie sonst. Sie führte die Kinder in das düstere Zimmer.
    „Ich bin sehr böse auf euch“, sagte sie. „Magie, Zauberei und all die anderen Schwarzen Künste gedeihen im Dunkeln. Ihr aber stiftet immer wieder Unruhe und lenkt Aufmerksamkeit auf euch. Das kann nicht gutgehen.“
    Die drei Kinder sahen Annie Engelmann stumm und höhnisch an. Es wurde ihr unbehaglich bei den bohrenden Blicken der drei dunklen Augenpaare.
    „Ich verbiete euch, in den nächsten vier Monaten irgendwo ein Kind zu rauben. Ich verbiete es euch!“
    „Du hast uns gar nichts zu verbieten. Wir machen, was wir wollen.“ Erika sprach für sich und die beiden Jungen. „Du hattest recht, Tante Annie. Das Blut eines Neugeborenen ist das Beste auf der Welt. Wir denken gar nicht daran, darauf zu verzichten.“
    „Das sollt ihr ja auch nicht. Aber ihr könnt nicht wahllos Kinder rauben und Blut trinken. Zu häufiger Blutgenuß erzeugt einen Rausch, eine Art Größenwahnsinn.“
    „Ach was, Unsinn. Wir fühlen uns besser als je zuvor, Tante Annie.“
    „Nun, wenn ihr es nicht anders wollt, dann werde ich euch zwingen, mir zu gehorchen.“
    Annie Engelmann murmelte Beschwörungen. Ihre Finger malten magische Figuren in die Luft. Eine kleine, grünliche Rauchwolke erschien aus dem Nichts mitten im Zimmer, rotierte rasend schnell.
    Plötzlich begannen in der Rauchwolke zwei grüne Augen zu funkeln.
    Es roch scharf nach Schwefel. Annie deutete nacheinander auf jedes der drei Kinder und rief mit hoher, lauter Stimme:
    „Brut des Bösen, Höllenglut-
    Habet acht, seid auf der Hut.
    Seid von nun an nicht mehr frei
    Mein Wille der eure sei.“
    Die Kinder standen da, sie grinsten nur. Annie sah die schwarze Statue auf der Kommode an. Ihre Augen waren dunkel, ohne Leben. Die grüne Rauchwolke mit den glühenden Augen verschwand so plötzlich, wie sie aufgetaucht war.
    Annie beschloß, die Wirksamkeit ihrer Beschwörung zu überprüfen.
    „Ihr müßt mir gehorchen. Los, werft euch auf den Boden.“
    „Gib dir keine Mühe, Tante Annie“, sagte Erika fast mitleidig. „Uns kannst du nicht verzaubern und behexen. Wir werden schon aufpassen, aber wir lassen uns keine Vorschriften machen, Leb wohl!“
    Die drei Kinder verließen den Raum und polterten die Treppe hinunter. Annie war fassungslos. Ihre stärkste Beschwörung, ein Zauber, mit dem sie einen Menschen über den halben Erdball hinweg qualvoll umbringen konnte, hatte nicht gewirkt. Sie
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