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080 - Am Tor zur Hölle

080 - Am Tor zur Hölle

Titel: 080 - Am Tor zur Hölle
Autoren: A.F.Morland
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versteckte mich zwischen großen Pflanzen, die auf eine eigenartige Weise lebten. Als sie den Käfig aus dem See hoben und sahen, daß er leer war, stimmten Sie ein markerschütterndes Wutgeheul an, und dann schwärmten sie aus, um mich zu suchen. Einige sprangen in den Feuersee und tauchten nach mir. Ihnen schien das Wasser nichts anzuhaben. Ich beobachtete sie nicht lange, sondern zog mich im Schutz der Pflanzen zurück. Irgendwann kletterte ich auf einen Baum. Er hatte keine Rinde, sondern eine Haut, die meiner ähnlich war. Und seine Äste waren Arme, die in Hände mit gespreizten Fingern endeten. Er hatte keine Blätter. Seine Krone war dennoch so dicht, daß ich mich in ihr verstecken konnte. Ich hoffte, daß mich dieses Baumwesen nicht verriet. Ich befürchtete auch, daß der Baum mich mit seinen vielen Händen packen und töten könnte. Überall brachen meine Verfolger durch das Unterholz. Einige konnte ich ganz deutlich sehen. Sie scheuchten ekelerregendes Getier auf, und hoch über mir hörte ich das Pfeifen von Flügeln. Fliegende Teufel beteiligten sich an der Suche. Ein erschreckendes Großaufgebot war unterwegs, um mich wieder einzufangen. Selbst als niemand mehr zu sehen war, wagte ich den Baum nicht zu verlassen. Wie gut ich daran tat, in meinem Versteck zu bleiben, erwies sich wenig später, denn da tauchte eine zweite Verfolgerwelle auf. Ich hörte zum erstenmal den Namen Kanutto erfuhr, wer das war, und daß Asmodis ihn auf mich ansetzen würde, falls mir eine Flucht aus der Hölle gelingen sollte. Ich ließ sehr viel Zeit verstreichen. Glücklicherweise verhielt sich der Baum neutral. Er ließ es auch zu, daß ich an ihm wieder herunterkletterte. Orientierungslos irrte ich durch den Höllenwald. Mir kam vor, als würden mich die Pflanzen in eine bestimmte Richtung lenken. Immer wieder verwehrten sie mir irgendwo den Durchgang, so daß ich auszuweichen gezwungen war. Ich vernahm ein Tosen und Brausen, dachte, es würde von den Pflanzen hervorgerufen, aber dann sah ich durch das dunkle Grün glitzerndes Wasser schimmern. Das Rauschen kam von einem breiten, hohen Wasserfall. Davor war meine Flucht zu Ende. Ich wollte umkehren, aber das ließen die lebenden Pflanzen nicht zu. Sie bildeten auf einmal eine undurchdringliche Wand, und über ihnen tauchten mehrere fliegende Teufel auf. Ich hätte in die Tiefe springen müssen, konnte mich dazu aber nicht überwinden. Da begann der Boden unter meinen Füßen zu beben. Das Gestein wurde locker, brach ab - und ich fiel in eine Tiefe, die mir unendlich vorkam. Hart wie Beton war das Wasser, als ich endlich unten ankam. Es grenzte an ein Wunder, daß ich den Aufprall überlebte. Das Wasser schien mit nassen Fäusten auf mich einzuschlagen. Es trommelte überall gegen meinen Körper, riß mich in die Tiefe und mit sich fort. Ich kämpfte mich verzweifelt hoch, aber ich schaffte es nie, oben zu bleiben. Immer wieder zog mich eine Kraft, der ich nicht gewachsen war, nach unten. Sie drehte mich so wild, daß ich bald nicht mehr wußte, wo oben und unten war. Und dann… Ich durchstieß mit dem Kopf wieder die Wasseroberfläche, pumpte gierig soviel Luft wie möglich in meine Lungen und sah über dem Wasser einen blau flirrenden Bogen. Ich wußte nicht, daß es ein Höllentor war, sah nur, daß mich das wilde Wasser darauf zutrug, und davor stand…«
    Tucker Peckinpah brach ab. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, zitterte. Er hatte sich heiß geredet, war jetzt so aufgeregt, als würde er alles noch einmal erleben.
    »Wer stand vor dem Höllentor?« fragte ich. »Ein Wächter?«
    »Ja, ein Wächter«, sagte der Industrielle mit belegter Stimme, »Ein Riese, ein Koloß, Tony. Irgendwie erinnerte er mich an den Meeresgott Poseidon. Er hatte so etwas wie einen Algenkranz auf dem gewaltigen Schädel, war bärtig und hielt in der rechten Hand einen Dreizack. Ich dachte, nun wäre endgültig alles aus. Der Wächter stach mit seiner Waffe nach mir. Er wollte mich aufspießen. Ich sah die Zacken auf mich zukommen und wußte nicht, was ich tun sollte. Ich vergaß die Schwimmbewegungen und ging unter. Das rettete mir vermutlich das Leben. Ich merkte, wie der Dreizack durch das Wasser sauste, mich aber verfehlte. Ich bekam mit, daß der Wächter seine Waffe hochriß und gleich wieder zustach, aber er schien die Geschwindigkeit des Wassers nicht richtig zu berechnen. Jedenfalls hieb er mit dem Dreizack immer dort zu, wo ich nicht mehr war. Das tosende Wasser riß mich
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