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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff
Autoren: Peter Tremayne
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Erwachen erleben.«
    »Warum ist sie zu ihm zurückgekehrt, wenn er sie schon einmal als seine Geliebte abgelegt hat?« wollte Murchad wissen.
    »Vielleicht hat sie noch nie davon gehört, daß man sich, wenn man einmal gebissen wurde, vor einem zweiten Biß in acht nehmen soll. Er wird sie abhängen, wenn er meint, er brauche sie nicht mehr. Wahrscheinlich werden wir ihn in Éireann nicht wiedersehen, aber nicht, weil er sich schuldig fühlt für das, was auf dieser Fahrt geschehen ist. Seine Arroganz hindert ihn daran, dafür irgendwelche Verantwortung zu übernehmen. Er wird sein Geburtsland meiden, um allen Zeugen aus dem Wege zu gehen, die ihn als den ›Schlächter von Rath Bíle‹ anklagen könnten.«
    »Also wird er frei und ohne Strafe bleiben?«
    »In solchen Dingen kommt oft der wirklich Schuldige straflos davon, und die werden bestraft, die er als seine Werkzeuge benutzt oder mit hineingezogen hat.«
    Nicht lange danach war die überlebende Schar der Pilger unter der Führung von Bruder Tola aus der Hafenstadt aufgebrochen. Fidelma hatte beobachtet, wie Bruder Tola und Schwester Ainder sich in Gesellschaft von Bruder Dathal und Bruder Adamrae, die ihnen mit wenig Begeisterung folgten, auf den Weg gemacht hatten. Bruder Bairne begleitete sie, doch anscheinend ebenso widerwillig, wie sie seine Anwesenheit duldeten. Vergebung war offenbar kein Bestandteil des Glaubens, dem diese kleine Gruppe von Pilgern anhing.
    Fidelma blieb in der Hafenstadt, während die Sturmschäden der »Ringelgans« repariert wurden. Sie nahm sich ein Zimmer in einem kleinen Wirtshaus mit Blick auf den Hafen, ruhte sich aus, gewöhnte sich wieder an das Gefühl, festen Boden unter den Füßen zu haben, und schrieb ihren Bericht. Als sie hörte, daß die »Ringelgans« zum Auslaufen bereit war, ging sie hinunter zum Kai.
    Sie wollte sich an Bord von allen verabschieden, vor allem von Mäuseherr, für den sie am Kai Fische gekauft hatte. Der Kater hinkte leicht, schien sich aber von seiner Schnittwunde gut zu erholen. Er ließ sich von ihr streicheln und schnurrte ein bißchen, doch dann wandte er seine Aufmerksamkeit wichtigeren Dingen zu, wie etwa den Fischen, die sie vor ihm aufs Deck gelegt hatte.
    Auf dem nun schon vertrauten Achterdeck sprach sie mit Murchad.
    »Wann brichst du zum heiligen Schrein auf, Lady? Es sind schon mehrere Pilgerscharen hier durchgekommen, seit wir angelegt haben. Ich hatte gedacht, du wärst bereits fort.«
    Fidelma erwiderte unbesorgt, sie würde schon eine passende Gruppe finden.
    »Es gibt ein altes Sprichwort, Murchad: Sieh dir die Gesellschaft an, bevor du dich zu ihr setzt. Die Reisenden, die du an Bord hattest, hätte ich mir nicht als Gefährten ausgesucht, wenn ich gewußt hätte, was passiert.«
    Murchad lachte verständnisvoll, war aber weiterhin besorgt um sie.
    »Willst du allein wandern? Ich habe ebenfalls ein Sprichwort für dich: Heißt es nicht, daß ein gesundes Schaf auch eine räudige Herde als Gesellschaft nicht verschmäht?«
    Fidelma erlaubte sich ein mutwilliges Grinsen.
    »Ich glaube, das hast du umgedreht, Murchad. Das Sprichwort lautet: Es gab noch nie ein räudiges Schaf, das nicht gern eine Herde als Gesellschaft hatte. Aber ich danke dir für den Rat. Nein, ich will hier noch ein paar Tage warten, denn durch diesen Hafen kommen viele Schafe. Ich werde sehen, ob eine Herde dabei ist, die mir gefällt. Aber vielleicht trete ich die Reise auch allein an, wie du vermutest.«
    »Wäre das klug, Lady?«
    »Wie ich höre, sind die Banditen zwischen hier und dem Schrein nicht sehr zahlreich. Ich bin sicher, die Gefahren der Landstraße sind nicht größer als die, die mir auf der ›Ringelgans‹ drohten.«
    Murchad schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß immer noch nicht, wie du herausgefunden hast, daß Schwester Gormán die Schuldige war, und was meine Frau Aoife damit zu tun hatte.«
    »Es war nicht deine Frau, wie ich dir schon sagte, es war der Name Aoife und die Sage von Lir. In der Geschichte der Kinder von Lir war Aoife die zweite der drei Töchter des Königs von Aran. Aoife war schön, doch der Meeresgott Lir heiratete ihre jüngere Schwester Albha. Albha starb, und Lir heiratete darauf ihre ältere Schwester Niamh. Niamh starb ebenfalls, und schließlich heiratete Lir Aoife.«
    »Ich kann mich dunkel an die Geschichte erinnern«, meinte Murchad ohne Überzeugung.
    »Nun, dann weißt du auch, daß Aoife auf alle eifersüchtig wurde, die Lir nahestanden, obgleich Lir sie
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