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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff
Autoren: Peter Tremayne
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und ging hinein. Ich stand im Hof und überlegte. Dann sah ich oben ein Licht. Canair schaute hinaus und hoffte, Cian würde noch auftauchen. Ich glitt zurück in den Schatten. Sie sah mich nicht.«
    Plötzlich wurde Gormán lebendig, und mit der weiteren Erzählung nahm ihr Gesicht den Ausdruck boshafter Freude an.
    »Ich wartete eine Weile, und als es in der Herberge ruhig wurde, schlich ich hinein. Es war ganz leicht.«
    »Verflucht sei das Gesetz, das es Herbergswirten verbietet, ihre Türen vor Reisenden abzuschließen«, murrte Schwester Ainder. »Es läßt uns ohne Schutz.«
    Das Mädchen fuhr fort, ohne sie zu beachten.
    »Ich ging hinauf in Canairs Zimmer. Die Hure schlief, und ich erstach sie. Dann schlich ich so leise hinaus, wie ich gekommen war.«
    »Warum hast du ihr Kruzifix mitgenommen?« fragte Fidelma und hielt es ihr hin, wie es der sterbenden Muirgel aus der Hand gefallen war.
    Gormán kicherte erneut.
    »Es war … so hübsch, einfach hübsch.«
    »Dann kehrtest du zur Abtei zurück?«
    »Am nächsten Morgen waren Muirgel und Guss in der Abtei und frühstückten, als wären sie nie fort gewesen. Na, Muirgel konnte ich später noch bestrafen. Das tat ich dann auch.«
    »Das tatest du auch«, wiederholte Fidelma. »Also blieb Canairs Leiche wahrscheinlich unentdeckt in der Herberge, bis wir ausgelaufen waren?«
    Ihre Bemerkung war nicht direkt an Gormán gerichtet, und es war Murchad, der darauf antwortete.
    »So wird es sein«, meinte er und rieb sich den Nacken. »Ich kenne Colla, den Herbergswirt. Er hätte sofort Alarm geschlagen, wenn er die Leiche entdeckt hätte.«
    »Muirgel und Guss waren im Nebenzimmer und hörten Canairs Todesstöhnen. Das hat mir Guss berichtet«, erklärte Fidelma. »Sie sahen ihre Leiche und beschlossen dummerweise, zur Abtei zurückzukehren und nichts zu sagen. Erst als Muirgel an Bord kam, fiel ihr auf, daß Gormán das Kruzifix Canairs trug. Muirgel reimte sich zusammen, weshalb Gormán Canair umgebracht hatte, und ihr wurde klar, daß sie als nächste an der Reihe wäre. Deshalb gab sie zuerst vor, sie sei seekrank, und dann, sie sei über Bord gespült worden. Aber Gormán traf sie zufällig, als sie Guss’ Kajüte verließ, und tötete sie. Muirgel packte das Kruzifix, das Gormán an sich genommen hatte. Muirgel lebte noch, als ich sie fand, und sie versuchte mich zu warnen, aber sie schaffte es nur noch, mir Canairs Kruzifix in die Hand zu drücken.«
    »Also sind Canair, Muirgel und Toca Nia alle diesem Wahnsinn zum Opfer gefallen«, murmelte Schwester Ainder. »Die Mädchen, weil sie das Unglück hatten, von diesem«, sie zeigte mit einem Ruck des Kopfes auf Cian, »diesem entarteten Schuft verführt zu werden, und der Krieger aus Laigin, weil er Cian schwerer Verbrechen und Vergehen beschuldigte und dieses wahnsinnige Geschöpf darin eine weitere Gefahr erblickte. Was ist das hier nur für ein Irrsinn und eine Verderbtheit, Brüder?«
    Cian stand zornig auf.
    »Anscheinend gebt ihr jetzt mir die Schuld und nicht dieser blöden Metze!« zischte er.
    Wieder fuhr Gormáns Kopf zurück, als hätte er sie geschlagen.
     
    »Mich hast du verlassen, dich entkleidet und gelegt
    Auf das breite Bett, das du bereitet hast,
    Und Geschäfte gemacht …
    Um der Freude willen, zusammen zu schlafen,
    Und du hast unzählige Male Hurerei getrieben
    In der Hitze deiner Wollust …«
     
    Dann fuhr ihre Hand in die Kutte und warf etwas. Murchad, der neben Cian stand, reagierte blitzschnell und schob den ehemaligen Krieger zur Seite. Ein Messer bohrte sich in den Balken hinter Cian.
    Vor Wut über den Fehlwurf aufschreiend, nutzte Gormán die Gelegenheit, die durch die Verwirrung und Unentschlossenheit der anderen entstand, und stürmte aus der Kajüte und den Niedergang zum Deck hinauf.
    Fidelma faßte sich als erste wieder und wollte ihr nacheilen, doch Murchad hielt sie zurück.
    »Keine Sorge, Lady«, sagte er. »Wo soll sie denn hin? Wir sind mitten auf dem Ozean.«
    »Ich fürchte nicht, daß sie uns entkommt«, entgegnete sie, »sondern daß sie sich etwas antut. Der Wahnsinn kennt keine Logik.«
    Als sie an Deck kamen, rief ihnen Drogan am Steuerruder etwas zu und zeigte nach oben.
    Sie schauten empor.
    Mehr als sechs Meter über ihnen hing Gormán pendelnd in der Takelage.
    »Halt!« rief Fidelma. »Gormán, nicht weiter! Du kannst nicht fliehen.«
    Das Mädchen kletterte noch höher.
    »Gormán, komm herunter. Wir finden eine Lösung für dein Problem. Komm herunter.
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