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08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel

08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel

Titel: 08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel
Autoren: Vladimir Volkoff
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meiner 22er unter der linken Achsel.
    Er schlief gut wie immer. Nach dem Erwachen wusch er sich und frühstückte mit Appetit. Um neun Uhr war er im Büro des FND. Fünf Minuten später kam Moser.
    »Guten Morgen, Hauptmann.«
    »Guten Tag. Sind Sie schon lange da?«
    »Fünf Minuten, Hauptmann.«
    »Oho. Ich habe sieben gesagt.«
    Lennet antwortete nicht. Er wußte sehr gut, daß die frühe Zeit nur aus reiner Schikane befohlen war, er wußte aber auch, daß die, die die Befehle erteilten, nur die respektieren, die sich nicht schikanieren lassen.
    »Lennet«, sagte Moser langsam, »ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich Ungehorsam nicht liebe.«
    »Hier ist Ihr Marsch- und Einsatzbefehl, Hauptmann.
    Hier Ihre Patronen. Hier Ihr Code. Hier ist das Geld.
    Zählen Sie es bitte nach.«
    Moser seufzte. Hatte er nicht recht, daß er diese jungen Kerle verabscheute? Sie waren zwar Waschlappen, aber sie waren auch widerspenstig. Moser hielt es für lächerlich, schon diesmal zu disziplinarischen Maßnahmen zu greifen, aber beim nächstenmal würde Lennet etwas erleben.

Ein Restaurant in Höhe 737
    Zwei Stunden später hob die Maschine ab. Lennet widmete sich lächelnd und entspannt zum Teil der Lektüre einer »Geschichte Kanadas« und zum Teil der Stewardeß, einer liebenswürdigen Blondine, die ihn bei jeder Gelegenheit mit Getränken oder Essen verwöhnte. Moser rauchte eine Zigarette nach der anderen und hatte offensichtlich schlechte Laune.
    Der Flug nach Montreal dauerte sieben Stunden. Aber da die Erde sich dreht, verändert die Sonne kaum ihre Stellung, und bei der Landung ist es erst kurz nach Mittag.
    Sie landeten ohne Zwischenfall.
    »Sind Sie Tourist?« fragte der Polizeioffizier bei der Paßkontrolle mit einem liebenswürdigen Lächeln. »Haben Sie Angehörige in Kanada?«
    »Nein, ich möchte nur Ihr schönes Land sehen.«
    »Seien Sie willkommen.«
    Dann der Zoll. »Nichts zu deklarieren?« Lennet schüttelte den Kopf. Der dicke Zöllner ließ ihn den Koffer öffnen und brachte mit einer nachlässigen Geste den Inhalt ein wenig durcheinander. »In Ordnung.«
    Lennet schloß den Koffer und dachte: Zum Glück machen sie hier keine Leibesvisitation. Was der wohl für ein Gesicht gemacht hätte, wenn er meine Pistole und meine 78 Patronen gefunden hätte.
    Moser, der vorausgegangen war, wartete in der Halle auf ihn. »Lennet!«
    »Hauptmann?«
    »Sie fahren mit dem Bus in die Stadt und steigen im Hotel ,Zehn Provinzen’ ab. Sie haben doch hoffentlich noch den Namen im Kopf, unter dem Sie reisen?«
    »Paul Bruhl, Hauptmann.«
    »Gut. Sie essen im Hotel und lassen sich unter keinen Umständen auf der Straße sehen. Verstanden?«
    »Zu Befehl, Hauptmann.«
    »Wir sehen uns morgen abend. Sie sind um neunzehn Uhr im Restaurant ,Höhe 737’. Dort fragen Sie nach dem Tisch, der auf meinen Namen bestellt ist. Wissen Sie den noch?«
    »Herr Martin, Champagnervertreter.«
    »Gut. Ich gehe ins ,Königin Elisabeth’. Ich fahre mit dem Wagen. Rufen Sie mich nicht an, außer wenn es dringend erforderlich ist. Haben Sie noch Fragen?«
    »Nein, Hauptmann.«
    »Dann können Sie gehen.«
    Lennet ging zum Ausgang, als Moser ihn zurückrief:
    »Hallo, Bruhl!«
    »Herr Martin?«
    »Vergessen Sie nicht, Geld umzutauschen. Womit wollen Sie den Bus bezahlen?«
    »Richtig, Herr Martin.«
    »Diese Kerle«, seufzte Moser.
    Fünf Minuten später verließ Lennet den Flughafen und atmete die eisige und kräftige Luft Kanadas. Der Himmel war stahlblau, die Erde war von einem Tuch aus knirschendem Schnee bedeckt.
    Während der halben Stunde, die der Bus zur Stadtmitte brauchte, sah Lennet ununterbrochen aus dem Fenster.
    Er kam sich weniger fremd vor, als er erwartet hatte. Die Motels mit ihrer Leuchtreklame erinnerten ihn an amerikanische Kriminalfilme, die er gesehen hatte, und die langen Reihen völlig gleichartiger Häuser ließen ihn an London denken.
    Er stieg aus und nahm ein Taxi, das ihn zum Hotel »Zehn Provinzen« bringen sollte. Unterwegs sah er die großartige Fassade des Hotels »Königin Elisabeth«, das eines der modernsten Hotels in Kanada war. Dagegen war sein eigenes Hotel sehr bescheiden.
    Taxi für ihn, Bus für mich, Hotel zweiter Klasse für mich, das »Königin Elisabeth« für ihn. Das muß ja wohl so sein, dachte Lennet. Und daß ich nicht ausgehen soll, scheint auch reine Schikane zu sein. Aber vielleicht hatte er seine Gründe.
    Lennet zuckte die Schultern und beschloß, sich an den Befehl zu halten. Er
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