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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste
Autoren: Lee Child
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Antwort. »Ungefähr vier Stunden zu fahren, schätze ich.«
    »Dort ist die Witwe?«
    »Über die Feiertage zu Hause«, sagte ich.
    »Und wir überbringen die traurige Nachricht? ›Gutes neues Jahr, Madam, und übrigens, Ihr Mann ist tot.‹ Ungefähr so?«
    Ich nickte. »Toller Auftrag.« Aber ich machte mir keine großen Sorgen. Generalsfrauen sind eine verdammt zähe Rasse. Entweder haben sie dreißig Jahre damit verbracht, ihren Mann auf der Karriereleiter nach oben zu bugsieren, oder dreißig Jahre Fallout ertragen, während ihr Mann sie selbst erklommen hat. In beiden Fällen gibt’s wenig, was sie noch erschüttern kann. In den meisten Fällen sind sie taffer als ihre Männer.
    Summer nahm ihre Mütze ab und warf sie auf den Rücksitz. Ihr Kopf war fast kahl geschoren. Sie hatte einen gut geformten Schädel mit hohen Wangenknochen. Glatte Haut. Mir gefiel ihr Aussehen. Und sie war eine rasante Fahrerin, das stand fest. Sie schnallte sich an und raste los wie beim Training für ein Nascar-Rennen.
    »War’s ein Unfall?«, fragte sie.
    »Herzinfarkt«, sagte ich. »Seine Arterien waren zu.«
    »Wo? In unserer Unterkunft für durchreisende Offiziere?«

    Ich schüttelte den Kopf. »In einem beschissenen kleinen Motel in der Stadt. Er ist mit einer Zwanzigdollarnutte unter sich gestorben.«
    »Diesen Teil erzählen wir der Witwe nicht, stimmt’s?«
    »Natürlich nicht. Davon erfährt niemand was.«
    »Warum war er auf der Durchreise?«
    »Er hielt sich keine Minute auf dem Stützpunkt selbst auf. Er ist von Frankfurt nach Washington geflogen, wollte zwanzig Stunden später nach Los Angeles weiterfliegen. Er war zu einer Tagung in Fort Irwin unterwegs.«
    »Erlaubnis, offen zu sprechen?«, fragte sie.
    »Bitte.«
    »Ist dies ein Test?«
    »Warum sollte es ein Test sein?«
    »Sie sind vom 110th Special Unit, stimmt’s?«
    »Ja«, sagte ich, »das bin ich.«
    »Ich habe ein Versetzungsgesuch laufen.«
    »Zum Hundertzehnten?«
    »Genau. Ist dies also eine verdeckte Beurteilung?«
    »Wessen?«
    »Meiner Person«, antwortete sie. »Als Kandidatin.«
    »Ich brauchte eine Kollegin. Für den Fall, dass die Witwe jemandem in die Arme sinken will. Sie habe ich aus logischen Gründen ausgewählt. Der Hauptmann mit dem Arm in der Schlinge hätte mich nicht fahren können. Und für uns wär’s irgendwie ineffizient, wenn wir immer darauf warten müssten, dass ein General stirbt, um eine persönliche Beurteilung vornehmen zu können.«
    »Das mag wohl stimmen«, sagte sie. »Aber ich frage mich, ob Sie hier sitzen und darauf warten, dass ich die offenkundigen Fragen stelle.«
    »Ich würde erwarten, dass jeder Militärpolizist, der einen Schuss Pulver wert ist, die offenkundigen Fragen stellt - unabhängig davon, ob er ein Versetzungsgesuch eingereicht hat oder nicht.«

    »Okay, dann frage ich. General Kramer hatte zwanzig Stunden Aufenthalt in Washington, D. C.; er wollte mit einer Frau ins Bett und hatte nichts dagegen, dafür zu bezahlen. Wieso musste er zu diesem Zweck bis hierher fahren? Das sind … bestimmt dreihundert Meilen, oder?«
    »Zweihundertachtundneunzig«, sagte ich.
    »Und anschließend musste er wieder zurückfahren.«
    »Anscheinend.«
    »Weshalb also?«
    »Das möchte ich von Ihnen hören«, sagte ich. »Erzählen Sie mir etwas, auf das ich noch nicht selbst gekommen bin, dann befürworte ich Ihre Versetzung.«
    »Das können Sie nicht. Sie sind nicht mein Kommandeur.«
    »Vielleicht doch«, entgegnete ich. »Zumindest diese Woche.«
    »Weshalb sind Sie überhaupt hier? Passiert irgendwas, von dem ich wissen sollte?«
    »Keine Ahnung, warum ich hier bin«, gab ich zur Antwort. »Ich bin abkommandiert worden. Mehr weiß ich nicht.«
    »Sind Sie wirklich ein Major?«
    »Ja, warum?«
    »Ich dachte, Ermittler des Hundertzehnten seien im Allgemeinen Warrant Officers, die in Zivil oder verdeckt arbeiten.«
    »Stimmt.«
    »Warum hat man Sie also hierher kommandiert, wenn man einen Warrant Officer hätte nehmen und als Major ausstaffieren können?«
    »Gute Frage«, sagte ich. »Vielleicht kriege ich das eines Tages raus.«
    »Darf ich fragen, wozu Sie abkommandiert sind?«
    »Zur zeitweiligen Dienstleistung als Exekutivoffizier des Kommandeurs der Militärpolizei in Fort Bird.«
    »Der Kommandeur befindet sich nicht am Standort«, sagte sie.
    »Ich weiß, das habe ich rausgekriegt. Er ist am Tag meiner
Ankunft irgendwohin abkommandiert worden. Auf begrenzte Zeit.«
    »Dann sind Sie sein Vertreter im
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