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0799 - Gefangen in Choquai

0799 - Gefangen in Choquai

Titel: 0799 - Gefangen in Choquai
Autoren: Andreas Balzer
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ausgetrickst.«
    »Und ich weiß auch wer«, sagte Nicole. »Wu Huan-Tiao.«
    Der pavianköpfige Magier war wie Tsa Mo Ra Hofzauberer in Choquai gewesen. Er war es, der die Aktion in Orange County geleitet und Zamorra gezwungen hatte, den Hong Shi einzusetzen. Nach Gryfs erstem Eindringen in die Firmenzentrale hatte er offenbar Gegenmaßnahmen getroffen.
    »Dann müssen wir irgendwie anders ins Gebäude kommen«, sagte Gryf. »Chin-Li, hast du eine Idee?«
    »Ich habe noch meinen Plastikausweis, aber der ist bestimmt inzwischen ungültig«, sagte Chin-Li.
    »Dann machen wir es auf die altmodische Weise«, sagte Nicole und zog den Blaster. »Schießen wir uns den Weg frei!«
    »Nein, warte«, meinte Chin-Li. »Das Gebäude ist sehr gut gesichert. Ich weiß es, das Konzept stammt von mir. Wir würden nicht weit kommen und nur unnötig Blaster-Energie verbrauchen. Und die brauchen wir für die Tulis-Yon.«
    »Wo ist das Problem? Du hast in deinem famosen Sicherheitskonzept doch sicher irgendein Hintertürchen eingebaut, durch das wir jetzt schlüpfen können«, meinte Gryf.
    Die junge Chinesin sah den Silbermond-Druiden verstört an: »Natürlich nicht! Eine Sicherheitslücke könnte auch von jedem anderen entdeckt werden. Das Risiko wäre viel zu groß.«
    »Na toll. Dann können wir es also vergessen. Und jetzt?«
    Chin-Li verzog ihre Lippen zu einem leichten Lächeln. »Das habe ich nicht gesagt. Ich wollte immer schon mal wissen, ob ich mich selbst austricksen kann.«
    ***
    Choquai, zwei Jahre nach der Ankunft des Fremden
    Unzählige Geräusche und Wohlgerüche erfüllten die Stadt. Die Händler, die edle Gewürze, kostbare Geschmeide oder feinste Seidenstoffe feilzubieten hatten, überboten sich in ihren Versuchen, lautstark und mit möglichst originellen Sprüchen die Aufmerksamkeit der Passanten zu erheischen, die gemächlich vorbei schlenderten und die herrliche Mittagssonne genossen.
    In solchen Momenten vergaß Tsa Mo Ra, dass er eigentlich nicht hierher gehörte. Doch wo gehörte er schon hin? Tsa Mo Ra hatte es aufgegeben, nach einer Antwort zu suchen. Alle Versuche, die Blockade in seinem Gedächtnis zu durchbrechen, waren erfolglos geblieben.
    Nur in den Nächten träumte er gelegentlich von einer anderen Welt, die vielleicht einmal die seine gewesen war. Immer wieder sah er dort eine wunderschöne Frau, in deren braunen Augen goldene Tüpfelchen funkelten. Aber er träumte auch von endlosen Kämpfen mit Legionen albtraumhafter Kreaturen, deren Zahl mit jedem Sieg nur noch zu wachsen schien. Wenn dies einmal sein Leben gewesen sein sollte, war er froh, ihm mit heiler Haut entkommen zu sein.
    Tsa Mo Ra verdrängte die düsteren Gedanken. Er spürte die wohltuende Kühle von Shao-Yus Haut, die sich durch den dünnen Stoff ihres Gewandes an ihn schmiegte. Auf Kuang-shis Befehl hin hatte sich Yu seiner angenommen, um Tsa Mo Ra in die Geheimnisse der Zauberkunst einzuführen. Doch bald war aus dem Verhältnis der Meisterin zu ihrem Adepten mehr geworden, und inzwischen waren sie ganz offen ein Paar, dem der Oberste Guan selbst seinen Segen gegeben hatte.
    Und da das so war, wagte es niemand in Choquai, etwas gegen diese ungewöhnliche Verbindung zu sagen. Natürlich hatte Tsa Mo Ra bemerkt, dass ihm die Vampire anfänglich mit Misstrauen oder sogar offener Verachtung begegnet waren. Doch das hatte sich längst geändert, denn Tsa Mo Ra hatte bewiesen, dass er nur zu gerne bereit war, sein außergewöhnliches magisches Potenzial zum Wohl der Allgemeinheit einzusetzen.
    Gerade kamen sie von den Baumwollfeldern außerhalb der Stadt zurück. Ein hartnäckiger Parasit, gegen den kein noch so bewährtes Hausmittel half, hatte die gesamte Ernte zu vernichten gedroht. Tsa Mo Ra und Shao Yu hatten eine Zaubertinktur erstellt, mit deren Hilfe das Problem innerhalb weniger Stunden gelöst sein würde.
    Für die beiden Magier war es kaum mehr als eine kleine Fingerübung gewesen, aber den Bauern hatte es die Existenz gerettet. Mit solchen Hilfeleistungen hatte Tsa Mo Ra schnell das Herz der Bewohner von Choquai erobert, ganz im Gegensatz zu Wu Huan-Tiao, der aufgrund seiner unerträglichen Selbstsucht und Arroganz von den Vampiren zwar respektiert, aber nicht geliebt wurde.
    Nach Tsa Mo Ras unerwartetem Aufstieg herrschte zwischen dem Menschen und dem affenköpfigen Zauberer offene Feindschaft. »Sieh zu, dass du mir nie in die Quere kommst. Es wäre dein letzter Fehler, Menschen wurm«, hatte Wu gedroht, doch Tsa Mo Ra
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