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0799 - Gefangen in Choquai

0799 - Gefangen in Choquai

Titel: 0799 - Gefangen in Choquai
Autoren: Andreas Balzer
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Staub zerfielen, gaben auch die Tulis-Yon den Kampf auf. Doch nur wenigen gelang es, der Wut der ehemaligen Sklaven und der Mordlust der Soldaten zu entkommen.
    Noch hatte die plündernde und brandschatzende Armee des Regenten von Wuchang den Palast des ehemaligen Herrschers von Choquai nicht erreicht. So bemerkte auch niemand das komplizierte Ritual, das in den lichtgeschützten Räumen der prächtigen Pagode durchgeführt wurde und an dessen Ende sich zahlreiche Chinesen, zwei Westeuropäer und ein Silbermond-Druide in nichts aufzulösen schienen.
    Die übrig gebliebenen Wesen waren ausnahmslose Vampire. Unter der Anleitung ihres Oberhauptes versammelten sie sich um den reglosen Körper des uralten Wesens, das für Jahrtausende diesen Teil der Welt beherrscht hatte.
    Fu Long hielt den Hong Shi in den Händen und flüsterte uralte Beschwörungen. Als der Vampir und seine Familie den Übergang in eine neue Realität vollzogen, verschwand das, was Choquai, zu dem Ort, an dem nur die Toten glücklich sind gemacht hatte, mit ihnen.
    Was zurück blieb, waren brennende Ruinen.
    ***
    Frankreich, Château Montagne
    Es war schon spät, aber Zamorra und Nicole fanden keinen Schlaf. Während Gryf und Chin-Li sich in einem der Gästezimmer vergnügten, saßen sie eng umschlungen vor dem Kamin, ohne viel zu reden.
    Mit ihrem Sieg über Kuang-shi hatte auch die Vermischung der Realitäten schlagartig aufgehört. Der amerikanische Präsident hatte in einer Rede an die Nation die unerklärlichen Phänomene im Großraum Los Angeles auf einen terroristischen Anschlag mit bisher unbekannten halluzinogenen Drogen zurückgeführt und vorsichtshalber den Verteidigungsetat erhöhen lassen. Obwohl viele Fragen offen blieben, war die Welt nur zu dankbar für eine Erklärung, die mit ihrem Realitätsverständnis vereinbar war. Das Leben ging wieder seinen gewohnten Gang.
    Zumindest für die meisten…
    »Und du kannst dich wirklich an nichts erinnern?«, fragte Nicole nach einer Weile des Schweigens.
    »Nein«, sagte Zamorra. »An nichts.«
    Nachdenklich nippte der Parapsychologe an seinem Rotwein. Er wusste nicht, wie Fu Long erneut Kontrolle über seinen Geist erlangt hatte. Wahrscheinlich hatte sich der Vampir bei Zamorras Zusammenbruch in Orange County ein Hintertürchen gesichert, durch dass er jederzeit die geistige Schutzmauer des Parapsychologen durchdringen konnte. Aber als Fu Longs Finger seinen Kopf berührten, hatte der Dämonenjäger schlagartig alles vergessen, was in Choquai passiert war - außer seinem letzten Gespräch mit Fu Long.
    Zamorra wusste nicht, ob er Tage, Wochen oder sogar Jahre in Kuang-shis Reich gewesen war, und auch nicht, ob er tatsächlich dieser geheimnisvolle Tsa Mo Ra war, von dem die alten Schriften berichteten. Und irgendetwas sagte ihm, dass es besser war, es dabei zu belassen.
    Ein Geschenk hatte Fu Long es genannt, und Geschenke stellte man nicht in Frage.
    Zamorra lehnte sich zurück, schloss die Augen und genoss die Nähe der Frau, die er liebte, wie er noch nie in seinem Leben eine Frau geliebt hatte.
    ENDE des Zweiteilers
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 798 »Die Rache der Tulis-Yon«
    [2] Siehe Professor Zamorra Nr. 724 »Vampirträume«
    [3] Siehe Professor Zamorra Hardcover Nr. 6 »Dracchentöter«
    [4] Siehe Professor Zamorra Nr. 798 »Die Rache der Tulis-Yon«
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