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0799 - Gefangen in Choquai

0799 - Gefangen in Choquai

Titel: 0799 - Gefangen in Choquai
Autoren: Andreas Balzer
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    Tsa Mo Ra konnte nur mit Mühe ein Grinsen unterdrücken. Er hatte die Aura des Mädchens so verändert, dass sie nicht über die Abmessungen des eigenen Körpers hinausging. Und auch ihren speziellen Menschengeruch und ihren Herzschlag hatte er für die Außenwelt magisch abgedämmt. Vampire hatten sehr feine Nasen und Ohren.
    Der Zauberer wusste, dass er einen Verrat begangen hatte, aber er konnte das Mädchen nicht einfach so sterben lassen. Wie leicht hätte er sich selbst in dieser Situation wiederfinden können, wenn die Dinge zwei Jahre zuvor nur ein wenig anders gelaufen wären.
    »Verdammt«, zischte Yu, als sie zu Tsa Mo Ra zurückkehrte. Frustriert wischte sie sich mit einem fein bestickten Taschentuch das Blut von den Lippen. »Wie konnte das passieren? Sie ist doch nur ein Mädchen!«
    »Aber ein verflucht gewitztes. Hat mich genau an der falschen Stelle getroffen«, sagte Tsa Mo Ra scheinbar zerknirscht. Er nahm seine Frau in den Arm und versuchte ein Lächeln, doch es gelang ihm nicht ganz.
    ***
    Los Angeles
    »Was macht sie da?«, fragte Gryf fassungslos.
    Ohne jeden Kommentar hatte sich Chin-Li in die Lotushaltung begeben und die Augen geschlossen. Seit über zehn Minuten hatte sie sich nicht mehr bewegt. Nur das regelmäßige Heben und Senken des Brustkorbs bewies, dass die junge Chinesin nicht zu Stein erstarrt war.
    »Ich meine, nichts gegen ein bisschen Meditation, aber jetzt ist vielleicht nicht gerade der ideale Zeitpunkt für etwas chinesische Traditionspflege.«
    »Sie tut nur das, was du auch ab und zu mal tun könnest«, sagte Nicole grinsend.
    »So, und das wäre?«
    »Sie geht in sich, anstatt sich blindlings in die Schlacht zu stürzen.«
    »Na toll, ich hätte Karten mitbringen sollen, dann hätten wir wenigstens was zu tun.«
    »Nicht nötig«, sagte Chin-Li und erhob sich mit einer fließenden Bewegung aus ihrer sitzenden Position. »Ich habe einen Weg gefunden! Und Nicole hat Recht - dir könnte ein bisschen Meditation auch nicht schaden.«
    Verblüfft starrte der Silbermond-Druide Chin-Li an, während sich Nicole zurückhalten musste, um nicht laut loszuprusten.
    »Das hast du gehört? Du warst doch total weggetreten…«
    »So laut wie du warst, dürfte selbst Kuang-shi alles mitbekommen haben.«
    »Okay, meine mandeläugige Miss Oberschlau, und was hat dir dein Oberstübchen so Geniales verraten?«
    Chin-Li sagte es ihm. Gryf starrte die Chinesin eine Weile wortlos an. Dann sagte er: »Du hast völlig den Verstand verloren.«
    ***
    »Es gibt keine andere Möglichkeit«, beharrte Chin-Li. »Das Gebäude ist abgesichert wie eine Festung. Man bräuchte eine ganze Armee, um da rein zu kommen. Der einzige Weg, der den Hauch einer Chance bietet, ist von oben.«
    »Das ist Wahnsinn«, sagte Gryf. »Wenn auch nur das Geringste schief geht, sind wir alle tot.«
    »Wenn wir nicht irgendwie in dieses verdammte Gebäude kommen, sind wir das bald sowieso«, schaltete sich Nicole ein. Die Dämonenjägerin hatte sich bisher noch nicht zu Chin-Lis Plan geäußert, sondern fieberhaft nach einer Alternative gesucht. Aber die Chinesin hatte Recht. So aberwitzig sich die Idee anhörte, es konnte klappen.
    Gryf zuckte resigniert mit den Schultern: »Okay, spielen wir also Superman und Batman. Aber beschwert euch nicht bei mir, wenn wir nachher zerschmettert auf irgendeinem Hausdach liegen.«
    »Wir brauchen Ausrüstung«, sagte Nicole.
    »Es gibt ein Sportkaufhaus hier ganz in der Nähe«, erinnerte sich Chin-Li. »Es sind nur ein paar Minuten zu Fuß.«
    »Wozu der Aufwand?«, fragte Gryf. »Ich brauche von dir nur ein klares Gedankenbild, das ich telepathisch erfassen kann. Dann können wir springen.«
    Eine Sekunde später standen sie vor einem mehrstöckigen Sportgeschäft, dessen Eigenwerbung vollmundig versicherte, dass es nichts gäbe, was es dort nicht gäbe. Normalerweise hatte das Kaufhaus bis weit in die Nacht geöffnet, doch jetzt war es genauso verschlossen wie die umliegenden Geschäfte. Vermutlich hatten sich die Angestellten zu Hause mit ihren Familien verkrochen, oder sie versuchten verzweifelt, auf einem der verstopften Freeways die Stadt zu verlassen.
    Niemand hielt die Dämonenjäger auf, als sie mit Gryfs Hilfe ins Innere des Gebäudes sprangen und sich nach dem umsahen, was sie für ihr waghalsiges Unternehmen benötigten.
    Eine halbe Stunde später standen sie wieder vor Patrick Lau Enterprises. Gryf und Nicole hatten sich leichte Sportfallschirme umgeschnallt, an
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