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0796 - Luzifer

0796 - Luzifer

Titel: 0796 - Luzifer
Autoren: Achim Mehnert
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Wort nicht. Stygia würde ihn gnadenlos anschwärzen. Mehr noch, sie würde es mit Vergnügen tun, doch diesen Triumph sollte sie nicht erleben. Eher würde er sie…
    Er brachte den Gedanken nicht zu Ende, denn etwa fünfzig Meter vor ihm erweckte etwas seine Aufmerksamkeit.
    »Was ist das?« Stygia hatte die huschende Bewegung ebenfalls gesehen.
    »Unser Wegführer, meine Liebe.« Sofort hatte Calderone wieder Oberwasser. Er setzte sich wieder in Bewegung und näherte sich der kleinen Kreatur, die jetzt regungslos verharrte.
    Sie war etwa einen Meter lang und von gedrungener, stämmiger Statur. Die Hinterbeine waren muskulös und zum Sprung bereit. Die verkümmerten Vorderbeine hingegen dienten weniger der Fortbewegung, sondern endeten in sechsfingrigen Greifklauen, die unruhig über den felsigen Untergrund schabten. Das struppige Fell der Kreatur schimmerte im Schein der fernen Schwefelfälle in sämtlichen Farben des Regenbogens.
    »Wir sind auf der Suche nach jemandem«, erklärte Rico Calderone. Mit durchdringendem Blick starrte er das Höllengeschöpf an. »Du wirst uns dabei helfen.«
    »Unmöglich«, erwiderte die Kreatur und starrte seinerseits Stygia an, ohne die Worte überhaupt verstanden zu haben. »Das ist unmöglich. Ich kenne Euch. Ihr seid tot.«
    Hier in der Spiegelwelt vielleicht, dachte der ehemalige Sicherheitsbeauftragte von Tendyke Industries. - Aber nicht bei uns.
    Ganz offensichtlich hatten sie es mit einem niederen Kriecher zu tun, dessen Intelligenz und Wissen nicht besonders groß waren. Ansonsten hätte er zwangsläufig zu dem Schluss kommen müssen, es mit der Stygia aus der anderen Welt zu tun zu haben. Aber vermutlich ahnte er nicht einmal, dass es die überhaupt gab.
    Umso einfacher musste es sein, dem Hilfsdämon Informationen zu entlocken.
    »Ich lebe«, sagte Stygia, die die gleichen Schlussfolgerungen zog. »Wie du siehst.«
    Calderone warf ihr einen unauffälligen Blick zu. Es brachte nichts, sich noch länger in Schweigen zu hüllen, auch wenn er sich ihr gegenüber damit bisher im Vorteil gefühlt hatte. Doch genau auf eine Gelegenheit wie die armselige Kreatur hatte er spekuliert, um die Hilfe der Fürstin nicht in Anspruch nehmen zu müssen.
    »Du wirst uns zu Merlin führen.« Denn um niemand anderen handelte es sich bei dem potentiellen Verbündeten, den sich Calderone in der Hölle der Spiegelwelt ausgewählt hatte.
    »Zu Merlin«, echote die Kreatur verständnislos. »Aber das kann ich nicht.«
    »Willst du damit sagen, du kennst Merlin nicht?«
    »Ich kenne ihn, aber ich weiß nicht, wo er sich aufhält.«
    »Du lügst!«, stieß der Ministerpräsident drohend aus. »Aber nicht mehr lange.«
    Er konzentrierte sich und versetzte dem erbärmlichen Kriecher einen schmerzhaften Schlag mit seinen magischen Kräften. Die Kreatur rollte sich jaulend zusammen und schrie teufelserbärmlich vor sich hin.
    Ihr Schreien verlor sich in der steinernen Wüste.
    Doch diese Einöde war nicht so tot, wie sie schien.
    ***
    Plötzlich waren die Kreaturen überall. Sie krochen aus verborgenen Spalten und Löchern und kletterten ins Freie. Anscheinend waren sie unter dem Felsboden beheimatet, und ihrer Anzahl nach existierten dort unten riesige Höhlen.
    »Sie kommen aus allen Richtungen!«, rief Stygia. »Da kommen wir nicht durch.«
    Calderone sah es ebenfalls. Die Hilfsdämonen bildeten einen Ring um ihn und Stygia, der sich allmählich enger zog. Dafür, dass sie offenbar nicht besonders intelligent waren, war das eine kluge Taktik, aber vielleicht wurden sie auch nur von einem archaischen Instinkt getrieben.
    »Verschwindet!«, schrie Calderone ihnen entgegen. »Oder es ergeht euch wie dem hier!«
    Er versetzte der Kreatur, auf die sie zuerst getroffen waren, einen Tritt, der sie zwei Meter durch die Luft schleuderte. Sie gab ein letztes klagendes Geräusch von sich und blieb reglos liegen.
    Im nächsten Moment setzte aus allen Richtungen durchdringendes Heulen ein, das entfernt an das Gejaule von Hyänen erinnerte. Doch diese Kreaturen waren viel bösartiger, und sie dachten gar nicht daran umzukehren und sich zurückzuziehen. Der Tod ihres Artgenossen schien sie richtig wütend gemacht zu haben.
    »Sie verhalten sich eigenartig. Sonst sind sich die niederen Dämonen immer selbst die nächsten, es sei denn, sie werden von ihren Herren ins Feuer geschickt. Aber die hier setzen ihr Leben aus eigenem Antrieb ein.«
    »Sieht so aus«, kommentierte Stygia trocken. »Aber vielleicht ändern
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