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0796 - Luzifer

0796 - Luzifer

Titel: 0796 - Luzifer
Autoren: Achim Mehnert
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Calderone die Frau auf dem Knochenthron.
    »Das habe ich nicht vor, aber dein Plan will mir nicht einleuchten. Weder Zarkahr noch ein anderer der Dämonen wird sich mit Ausflüchten abspeisen lassen.«
    »Noch weniger werden sie akzeptieren, wenn wir weiterhin untätig bleiben. Wir müssen irgendetwas unternehmen.«
    Irgendetwas. Calderone sah Stygia an, dass sie das Wort am liebsten verächtlich wiederholt hätte, aber sie schwieg. Dennoch gab er sich keinen Illusionen hin, dass sie sich seiner Entscheidung beugte. Im Augenblick vielleicht, aber sicher nicht auf Dauer. Genau wie er selbst hatte sie in jeder Situation nur ihre eigenen Belange im Sinn, aber da sie keinen besseren Vorschlag zu machen hatte als er, hielt sie sich einstweilen zurück.
    Was sich schlagartig ändern konnte, sobald sie einen Vorteil für sich selbst sah.
    Zumindest in dieser Hinsicht stand sie ihm also in nichts nach.
    »Nun gut«, antwortete sie stattdessen, und es klang beinahe versöhnlich. »Dann muss uns drüben aber noch ein bisschen mehr einfallen. Wen gedenkst du zu kontaktieren?«
    Darüber hatte der Ministerpräsident natürlich auch nachgedacht. Auf Anhieb waren ihm die Namen Einiger eingefallen, die in dieser Welt auf der Seite des Guten standen und deshalb in der Spiegelwelt potentielle Verbündete darstellten. Schließlich war der Charakter der Wesen beider Welten gespiegelt. Wer hier gut war, war drüben böse, und umgekehrt. Jedenfalls war das in den meisten Fällen so, aber immer konnte man sich darauf auch nicht verlassen. Es gab zahlreiche Ausnahmen…
    Nach reiflichem Überlegen hatte Calderone sich für jemanden entschieden, von dessen Hilfe er sich eine Menge versprach. Als er Stygia anschaute, verzog sich sein Gesicht zu einer grinsenden Grimasse.
    »Wer wird denn so neugierig sein, meine Liebe?«, fragte er. »Warte es doch einfach ab und lass dich überraschen.«
    Er konnte der Fürstin der Finsternis ansehen, dass sie mit dieser Auskunft nicht zufrieden war. Aber sie sah ein, dass sie ihn nicht zum Reden zwingen konnte. Zudem wusste sie genau, dass LUZIFERS Statthalter auf sie angewiesen war und ihr früher oder später ohnehin reinen Wein einschenken musste.
    »Ich hoffe, du weißt, was du tust«, sagte sie deshalb nur. »Ich habe nämlich keine Lust, in der Spiegelwelt zu stranden. Du solltest dir nicht den falschen Bündnispartner aussuchen.«
    Rico Calderone ersparte sich eine Antwort, denn natürlich war er sich seiner Sache selbst nicht sicher. Die vor ihnen liegenden Unwägbarkeiten ließen sich nicht abschätzen, doch nur ein Mann schien prädestiniert, ihm bei seinem Vorhaben zu helfen.
    Der König der Druiden.
    ***
    Wieg dich in Sicherheit, so lange du kannst. Stygia verriet mit keiner Miene ihren intriganten Gedanken.
    Auch wenn sie nicht daran zweifelte, dass Calderone ihr gegenüber misstrauisch blieb, sollte er den Eindruck haben, dass sie bei dem bevorstehenden Vorstoß in die Spiegelwelt auf seiner Seite stand. Wenn er in seiner Wachsamkeit ihr gegenüber nachlässig wurde, konnte sie das im entscheidenden Moment womöglich zu ihren Gunsten ausnutzen.
    Zunächst war es aber in ihrem eigenen Interesse, ihn zu unterstützen.
    Sie erhob sich von ihrem Knochenthron und stieg die wenigen Stufen hinab. Erst unmittelbar vor dem Ministerpräsidenten blieb sie stehen.
    »Bist du bereit?«
    »Von mir aus kann es losgehen.« Calderone machte eine auffordernde Handbewegung, um ihr den Vortritt für das Einleiten des zeitlosen Transports zu lassen. Denn Stygias magische Kräfte waren denen des noch vergleichsweise jungen Dämons in vielen Belangen überlegen. Sie verachtete ihn für die Reste von Menschsein, die an ihm hafteten und die ihn bis ans Ende seiner Tage begleiten würden.
    »Du hast mir noch nicht gesagt, wohin ich uns bringen soll«, forderte sie ihn auf. »Die Spiegelwelt ist groß, und ein Übergang auf gut Glück wird uns nicht viel bringen.«
    »Woher willst du das wissen, wenn du unser Ziel nicht kennst?«, konterte Calderone herablassend. Er dachte einen Moment nach. Natürlich hatte sie recht, aber er genoss es, seiner Untergebenen eine Nasenlänge voraus zu sein. »Bring uns in die Hölle der Spiegelwelt.«
    »Dachte ich es mir doch.«
    Fieberhaft überlegte Stygia, welchen der Dämonen der Spiegelwelt der Ministerpräsident für einen potentiellen Verbündeten hielt. Ihr kamen einige in den Sinn, aber denen vertraute sie noch weniger als den Dämonen in der eigenen Hölle. Sie konnte sich
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