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0796 - Luzifer

0796 - Luzifer

Titel: 0796 - Luzifer
Autoren: Achim Mehnert
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Wunder, dass sie den fliehenden Schatten nicht aus den Augen verloren. Stygias Einwände hatten also wirklich etwas für sich.
    Längst war der kalte Wind zu einem wahren Sturm geworden. Sand und lose Büsche flogen umher, und dazwischen flatterten Nebelfetzen wie Schimären, die die Sicht zusätzlich erschwerten. Bei allem herrschte die durchschnittliche Höllentemperatur von fünfunddreißig Grad.
    »Ich habe den Eindruck, dass wir uns im Kreis bewegen«, keuchte Stygia. »Vielleicht sollten wir uns irgendwo verstecken und ihm auflauern.«
    »Närrin!« Auf die Art würde LUZIFER auf jeden Fall entkommen. Ohnehin dauerte das alles schon viel zu lange.
    Zum ersten Mal kam Calderone der Gedanke, dass Stygia vielleicht auf die Idee kommen könnte, ihn im Stich zu lassen. Ohne ihre Fähigkeit, ein Weltentor zu erschaffen, strandete er nicht nur in der Spiegelwelt, sondern auch noch in deren Hölle hinter der Flammenwand. Wahrscheinlich säße er dann auf ewig hier fest, selbst wenn es ihm gelänge, den KAISER zu töten.
    »Da ist er!«, rief Stygia und brachte ihn in die Realität zurück.
    Calderone schoss instinktiv, und Adrenalin peitschte durch seinen ursprünglich menschlichen Körper. Laut knallte der Schuss durch die unterirdische Kaverne, durch die sie eilten, und erzeugte zahlreiche Echos, die wie Donner durch die schwefelgesättigte Luft rollten.
    Ein gleichzeitig wütender und schmerzerfüllter Schrei pflanzte sich durch die Hallen fort.
    »Habe ich ihn erwischt?«
    »Ich… bin nicht sicher. Vielleicht blufft er nur.«
    Dafür waren von vorn jetzt wieder die dumpfen Geräusche von Füßen zu vernehmen. Bedeutete das, dass LUZIFER in einer wenn auch nur annähernd humanoiden Form durch den innersten Kreis streifte?
    Die Kaverne spie sie ins Freie, und sie standen am Rand einer weiten Ebene. Modergeruch stieg zwischen brennenden Tümpeln auf. Ein Labyrinth von Wegen und künstlichen Brücken lag dazwischen.
    »Ich wusste es doch«, entfuhr es Stygia. »Wir sind im Kreis gelaufen. Hier sind wir durch die Flammenwand gedrungen.«
    Die nach wie vor Bestand hatte, aber von drinnen nach draußen konnte man viel besser sehen als umgekehrt. Doch den beiden Dämonen blieb keine Zeit für einen Blick hinter die Wand, denn ein archaischer Schrei, der einem Sterblichen in einem Sekundenbruchteil das Blut in den Adern eingefroren hätte, ließ beide herumfahren.
    Es war nicht viel mehr als eine Bewegung, die auf sie eindrang. Ein flüchtiger Reflex, der sich aus der Dunkelheit schälte und zu einem mächtigen, unförmigen Schatten wurde.
    Calderone zielte nicht einmal, als er den Abzug durchzog. Der Schuss schien die Feuer der Hölle ersterben zu lassen. Totenstille herrschte ringsum, als sei das absolute Ende gekommen, und mit ihm die totale Entropie.
    Die dafür von einem fürchterlichen Schrei umso brutaler durchbrochen wurde.
    Der Schatten fiel in sich zusammen, bevor er sich manifestierte. Das dämonenvernichtende Projektil riss jegliches Leben aus seinem Innern.
    »Er löst sich auf.« Stygia stolperte rückwärts, um der Erscheinung nicht zu nahe zu kommen. Womöglich würde sie sie mit einer letzten Kraftanstrengung mit in den Tod reißen.
    Dann war es vorbei. Der mächtige Dämon starb, und nichts zeugte mehr davon, dass er je existiert hatte. Nicht einmal ein Abdruck war auf dem erdigen Untergrund zurückgeblieben.
    »Puh«, machte Calderone mit einem Grinsen. »So einfach ging das, meine Liebe, und du warst beinahe reif fürs Altersheim.«
    Stygia schaute ihn verächtlich an. »Er ist tot, aber wir haben keinen Beweis dafür, du Narr! Wolltest du nicht seinen Kopf mitnehmen?«
    Ehe Calderone sich gegen den Tadel zur Wehr setzen konnte, trat eine weitere Veränderung ein. Die feurigen Schlieren, durch die normalerweise kein Durchkommen möglich war, verblassten zusehend und verwehten zu Nichts. Die Flammenwand kollabierte und verschwand.
    Dahinter lag der normale Teil der Spiegelwelt-Hölle. Wo bereits der schwarzmagische Zauberer wartete.
    Und diesmal war Merlin nicht allein gekommen.
    ***
    KAISER Merlin
    Merlins Lachen klang wie das eines Wahnsinnigen.
    »Wir sollten hier verschwinden, und zwar schnell«, schlug Stygia vor.
    Calderone nickte in alter, menschlicher Manier. »Ausnahmsweise sind wir einer Meinung, meine Liebe. Bau ein Weltentor auf, und dann geht es ab durch die Mitte.«
    Währenddessen kam der Zauberer gemächlich näher, bis Ssacah und Marchosias seine Worte nicht mehr hören konnten.
    »Ich
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