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0795 - Vater, Mutter, Satanskind

0795 - Vater, Mutter, Satanskind

Titel: 0795 - Vater, Mutter, Satanskind
Autoren: Jason Dark
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Zusammen mit dem Ehepaar drosch er die Menschen zurück, die eigentlich schon hatten tot sein müssen. Sie setzten keinen Widerstand entgegen, weil sie die Kraft dazu nicht hatten.
    Sie flogen in alle Richtungen weg, sie torkelten durch den Saal, prallten gegeneinander und stießen sich um, sodass sie übereinander zu Boden fielen und dort einen Wirrwarr aus Armen, Beinen und Körpern bildeten.
    Das alles kümmerte mich nicht. Ich musste herausfinden, ob mein Einsatz Erfolg gebracht hatte.
    Der fettige Qualm war zwar da, aber er zog plötzlich weg, als wäre er von einem Kamin angesaugt worden. So hatte mein Blick frei werden können, und ich sah, was sich dort auf dem Boden tat und wer dort lag.
    Es war ein Kind!
    Es war Pamela, ein normales Kind. Versehen mit blonden Haaren mit einer hellen, weichen Haut, mit einem Puppengesicht, den offenen Augen, in deren Pupillen keine Bosheit mehr stand.
    Mein Kreuz hatte sie gerettet.
    Ich fasste Pamela unter. Dabei war ich von den heulenden Stimmen der Alten umgeben. Licht zuckte über meine Augen hinweg.
    Kerzen lagen auf dem Boden, einige Dochte brannten noch, andere wiederum waren verloschen. Es stank nach Ruß und auch nach Moder, und inmitten des Geruchs stand ich, ein Kind auf dem Arm.
    Ein gerettetes Kind, das eigentlich ein Greis hätte sein müssen, weil es schon zu lange lebte.
    Aber Aibon war anders, auch die Hölle war anders, doch ich hatte ihren Plan durchkreuzt. Es war dem Teufel nicht gelungen, einen seiner wichtigsten Diener zurückkehren zu lassen.
    Es fiel mir nicht ein, Pamela loszulassen. Mit dem zitternden Kind auf den Armen stand ich da und drehte mich auf der Stelle, weil ich sehen wollte, was geschehen war.
    Wie lange sie sich immer auf diesen Tag gefreut haben mochten, jetzt war es vorbei.
    Die Alten hatten keine Kraft mehr. Sie waren wie welkes Laub gefallen und lagen auf dem Boden. Sie konnten sich nicht mehr rühren, zynisch gesagt, sie waren überfällig. Sie hatten sich nur mehr durch die Kraft der Hölle am Leben erhalten, immer auf der Suche, dass die Jugend zurückkehren würde.
    Das würde nicht mehr geschehen.
    Verzweifelte Schreie wehten durch den Raum. Am Boden brannten einige Feuer, Qualm nebelte meine Sicht ein. Ich erkannte Harry Stahl, der die Feuer austrat oder sie mit seinem Jackett löschte. Bevor er noch zu mir kommen konnte, hatte mich Delia erreicht.
    Sie schaute mich an.
    »Pamela?«, fragte sie, und ihre Stimme zitterte dabei.
    »Sie ist in Ordnung, nimm sie!«
    Weinend nahm mir die Mutter das Kind ab. Dann war auch der Vater bei ihr und unterstützte sie. Ich löschte weitere Feuer, sprach kurz mit Harry Stahl, der erschöpft, aber trotzdem wieder aufgeblüht war und dann fluchte, als sich eine Hand um sein rechtes Fußgelenk klammerte.
    Er schaute nach unten und sah die Frau mit der weißen Perücke.
    In deren Augen lag bereits der Tod. Sie wollte noch etwa sagen, doch nur eine blasse Zunge wischte aus ihrem Mund. Im nächsten Augenblick wurde sie schlaff, die Hand löste sich von Harrys Knöchel, und neben ihm lag eine endgültig Tote.
    »Mein Gott«, sagte er und schlug die Hände vors Gesicht. »Sie werden alle sterben – alle…«
    Ich widersprach nicht. Diese Halle, früher ein Prunksaal, war zu einem Raum des Todes geworden, denn hier wurde nacheinander gestorben, und wir konnten es nicht verhindern.
    »Ich muss gehen, John.«
    »Okay, warte in der Halle.«
    Mit schwankenden Bewegungen und unsicheren Schritten verließ er die Umgebung des Todes. Ich ahnte, wie ihm zumute war, auch ich wäre am liebsten weggerannt, aber ich blieb noch.
    Bis zur Tür ging ich und schaute zurück.
    Es war dunkel geworden. Kein Feuer brannte mehr, keine Kerze gab Licht.
    In das graue Dunkel des Todes hinein klangen die Laute der Sterbenden fürchterlich. Totenschreie, in der die Hoffnungslosigkeit lag, denn ab jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Ein Laut aber störte mich.
    Es war ein böses, gemeines Kichern, und es klang mir auch verdammt siegessicher. Es war einfach zu dunkel, um herauszufinden, wer es ausgestoßen hatte, deshalb holte ich die Lampe hervor und schaltete sie ein.
    Mein Aufnahmevermögen wehrte sich gegen den Schrecken, den mir der Lichtstrahl präsentierte, aber er zeigte mir auch an, dass es noch nicht ganz vorbei war.
    An einer bestimmten Stelle hatte sich über dem Fußboden ein Schatten verdichtet, der wie ein dicker Klumpen aussah. Ein unförmiges Etwas, gegen das geschlagen worden war. Ein fester,
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