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0795 - Vater, Mutter, Satanskind

0795 - Vater, Mutter, Satanskind

Titel: 0795 - Vater, Mutter, Satanskind
Autoren: Jason Dark
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einige lagen sogar auf dem Boden.
    Das hatte etwas zu bedeuten. Ich ließ meine beiden Begleiter stehen und ging dorthin, wo die Treppe begann.
    Das Schaukelpferd sah ich fast am selben Platz. Ich leuchtete die Stufen hoch, die leer waren. Kein Dolch mehr, kein Gewand, nur das eingetrocknete Blut.
    Am Ende der Treppe schimmerte auch kein heller Schein mehr.
    Die Normalität bereitete mir schon Probleme, wie auch der leise, erschreckte Schrei, der hinter mir aufklang.
    Ich drehte mich herum und sah Delia in einer verzweifelt anmutenden Haltung auf der Stelle stehen. Sie hatte den Kopf gesenkt und die Hand ausgestreckt.
    Dass sie das Pferd meinte, war mir klar.
    »Hat es deiner Tochter gehört?«
    »Ja.«
    »Früher einmal – nicht?«
    »Richtig.«
    Auch Darius war gekommen. Er zeigte sich ebenso geschockt wie seine Frau.
    Ich hob die Schultern. »Das Pferd hatte seine Bedeutung, das weiß ich, aber wichtiger ist eure Tochter.«
    »Bist du wirklich davon überzeugt, dass wir sie in diesem Hotel finden können?«
    »Ja, Darius. Sie und auch andere.«
    »Wer war der Tote in der Halle?«
    Ich hob die Schultern. »Ein namenloses Opfer. Jemand, der mutig und verrückt genug war, sich weit vorzuwagen.«
    »Wie wir, nicht?«
    Ich gab darauf keine Antwort.
    Nichts wies darauf hin, dass sich in diesem Haus etwas tat, trotzdem ließ ich mich davon nicht abbringen. Ich kannte einfach zu wenig und glaubte nicht daran, dass sich die Ereignisse auf irgendwelche Zimmer allein konzentrierten.
    In einem Hotel wie diesem gab es noch andere große Räume. Hallen, in denen früher einmal die großen Feste und Bälle gefeiert worden waren. Sie befanden sich meist in den Seitentrakten der Hotels, und ich wollte danach suchen.
    Die Richtung wussten wir.
    Es war wie am Anfang.
    Ich hörte etwas.
    Musik.
    Sogar dasselbe Thema wurde gespielt. Thais Meditation von Jules Massenet.
    »Ich denke, es ist jetzt klar, wo wir unter Umständen eure Tochter finden können…«
    ***
    Sie hatten Harry Stahl über den Boden gezerrt wie einen Toten, den niemand mehr haben wollte. Er war sich so entwürdigend vorgekommen, und er hatte nicht einmal genau mitbekommen, wo sich das Ziel befand. Jedenfalls in dem Hotel, in einem weiteren Gesellschaftsraum, der groß genug war, um alle zu fassen.
    Ein Kreis von Menschenleibern stand um ihn herum, und jedes Augenpaar war einzig und allein auf ihn gerichtet, der auf dem Rücken lag und sich nicht rührte.
    Sie hatten ihn nicht bewusst gequält, auch nicht geschlagen, trotzdem war es hart gewesen, denn er hatte erkennen müssen, dass ihm die Meute nicht die Spur einer Chance ließ. In Harry brodelte die Angst vor dem Ende, dabei nicht so sehr vor dem eigenen Tod, sondern davor, wie er ums Leben kommen würde.
    Klar, er würde sterben, aber Menschen, die sich dem Teufel oder seinen hohen Dienern verschrieben hatten, bezeichneten so etwas als Ritual, da waren den schrecklichen Fantasien und Taten einfach keine Grenzen gesetzt.
    Das Kind sah er nicht. Er wusste nicht, weshalb sich Pamela zurückhielt, aber sie hatte die drei Musiker geschickt, die aussahen, als wären sie aus dem Totenreich erschienen. Als blasse und trotzdem düstere Gestalten, hatten sie auf einem Podium ihre Plätze gefunden, und selbst der Klavierspieler war nicht ohne Instrumente erschienen. Auch er trug eine Geige.
    Sie intonierten ein sehr bekanntes Konzertstück. Der Kommissar kam nicht auf den Namen, er wusste nur, dass es von Jules Massenet stammte. Die Melodien waren traurig, sie schlugen einen Bogen von der Musik bis eben hin zu ihm.
    Harry war fertig.
    Er hätte sich erheben können, aber es hätte keinen Sinn gehabt, denn dann wären sie sofort gekommen und hätten sich auf ihn gestürzt. Noch lagen die Schatten über den uralten Personen, aber in den hinteren Reihen entstand Bewegung, und wenig später hörte der Gefangene bekannte Geräusche, als Zündhölzer über Flächen ratschten, erste Flammen durch die Dunkelheit tanzten und an den Dochten neue Nahrung bekamen.
    Eigentlich hätte die Szenerie etwas Feierliches bekommen müssen.
    Das war nicht der Fall. Das flackernde Licht kam dem Kommissar vor wie ein Gruß aus der Unterwelt.
    Es wurde kein Wort gesprochen, man lauschte der Musik. Doch nicht allein deshalb waren die Gesichter der Wartenden so verzückt.
    Sie freuten sich darauf, das Blutopfer endlich erleben zu können, um die alte Zeit und damit den Meister Aleister Crowley zurückzuholen.
    Menschenopfer…
    Mit Grauen dachte der
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