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0795 - Entführt in die Totenstadt

0795 - Entführt in die Totenstadt

Titel: 0795 - Entführt in die Totenstadt
Autoren: Christian Montillon
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keinesfalls fremd war, alle Vorteile seiner hochrangigen politischen Stellung skrupellos auszunutzen. »Doch was zu viel ist, ist zu viel.«
    Ramesh Devi würgte das Gespräch ab und unterbrach die Verbindung. Er wusste, was das bedeutete. Mit absoluter Sicherheit war Asha alleine losgezogen, um Vasu zu finden und zu befreien. Er traute ihr durchaus zu, dass sie erfolgreich war, denn auch wenn es ihm widerstrebte, so musste er doch zugeben, dass sie den einen oder anderen Erfolg in ihrer Laufbahn errungen hatte.
    Doch diesmal war ihr kein Erfolg gegönnt, bislang war es ihr nicht gelungen, Vasu ausfindig zu machen. Devi spürte, dass es ihr auch in den nächsten Tagen nicht vergönnt sein würde. Nicht ohne Hilfe.
    Er plante einige Verbindungen anzuzapfen, um herauszufinden, was Asha unternommen hatte und ob sie bereits irgendwelchen konkreten Spuren nachging. Er konnte das Schicksal seines Enkels nicht nur seiner missratenen Tochter überlassen.
    Nun musste er sich nicht nur um Vasu sorgen, sondern auch noch befürchten, dass Asha irgendwelche Dummheiten beging, die die Situation weiter verschlechterten und seinen Enkel möglicherweise vollends ins Verderben rissen.
    Mit der rechten Hand zerknüllte er ein herumliegendes Blatt Papier. Dass er sich dabei am Zeigefinger einen kleinen Schnitt zufügte, nahm er nicht wahr. Ein kleiner Blutstropfen färbte das Papier an einer Stelle rot.
    ***
    Château Montagne, Frankreich
    Professor Zamorra und seine Gefährtin Nicole Duval lagen trotz der späten Vormittagsstunde in ihrem Bett. Bis vor kurzem waren sie noch äußerst beschäftigt gewesen, doch jetzt rief die kleine Stimme der Pflicht immer lauter in Zamorras Hinterkopf. Da Nicole wieder schlief, hinderte ihn niemand daran, aufzustehen. Eigentlich gefiel es ihm selbst nicht, doch er hatte seit etlichen Minuten keine Ruhe mehr gefunden.
    Er dachte an all das, was sie in letzter Zeit erlebt hatten und daran, dass eine Menge Informationen und Erkenntnisse darauf warteten, in seine private Datenbank eingetragen zu werden.
    Zum Beispiel über die in Hamburg zerschlagene Bruderschaft des Teufels, bei der Zamorras Doppelgänger aus der Spiegelwelt seine schmutzigen Hände im Spiel gehabt hatte. Oder die Sache mit Sarkana und Don Jaime, den beiden rivalisierenden Vampiren in Rom…
    Er hatte sich gerade an die Computeranlage gesetzt, als ein Anruf einging. Zamorra knirschte mit den Zähnen -wie immer würde das sicherlich eine Nachricht sein, die ihn von der Aktualisierung der Datenbank zurückhalten wollte. Eine höhere Macht schien ihn stets davon abhalten zu wollen, seine Fälle zu dokumentieren. So blieb diese Arbeit meistens an Nicole hängen.
    Doch wer ihn da anrief, das überraschte ihn schon.
    Ramesh Devi, schurkischer Politiker und Millionär, Asha Devis Vater höchstpersönlich! Wenn er sich überwand und Zamorra anrief, musste er in gewaltigen Schwierigkeiten stecken. Ein Höflichkeitsanruf war dies ganz gewiss nicht.
    »Sie müssen Asha helfen, hochverehrter Professor Zamorra«, fiel Ramesh Devi nach einer knapp bemessenen Begrüßung mit der Tür ins Haus. Seine Stimme troff trotz seiner Bitte um Hilfe vor Hohn. Er konnte wohl nicht aus seiner haselnussbraunen Haut heraus.
    Da war er bei Zamorra an der richtigen Adresse… »Ich weiß nicht mal, worum es geht, und schon soll ich helfen.« Das war typisch. Obwohl Ramesh Devi ein klein wenig - nur ein klein wenig! - umgänglicher war als seine Tochter, schlug auch er für gewöhnlich einen Ton an, der deutlich machte, wie viel er von seinem jeweiligen Gegenüber hielt.
    Seine hochrangige politische Position hatte er jedenfalls nicht durch Höflichkeit errungen, und die Bodyguards, mit denen er sich stets umgab, sahen auch nicht so aus, als ob sie auch nur einen Buchstaben der indischen Gesetze kennen würden. Falls sie mit dem Begriff Buchstabe überhaupt etwas anfangen konnten.
    »Vasu ist entführt worden«, gab Devi eine Information preis, die bei Zamorra einschlug wie eine Bombe. Er hatte für den Sohn von Asha und dem indischen Gott des Schönen, Gandharva, eine Art spiritueller Patenschaft übernommen. Shiva selbst hatte ihm mitgeteilt, er sei Vasus »Künder«…
    Da der Kleine im indischen Götterreigen eine Aufgabe hatte, die Zamorras eigenen Zielen und Vorstellungen sehr nahe kam, hatte er akzeptiert. Vasu sollte die Waagschale zwischen Göttern und Dämonen ausgeglichen halten und dafür sorgen, dass die Macht der indischen Dämonen nicht überhand nahm.
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