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0795 - Entführt in die Totenstadt

0795 - Entführt in die Totenstadt

Titel: 0795 - Entführt in die Totenstadt
Autoren: Christian Montillon
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Gürtel sie sich um die Hüfte gebunden hatte.
    Sie war bereit. Die Entführer ihres Sohnes würden sich noch wundern.
    Es erschien ihr wie eine symbolische Geste, als sie ihre zusammengeknüllte Uniform aus der Zimmerecke aufhob und in dem großen Mülleimer verschwinden ließ. Nie wieder, schwor sie sich. Niemals würde sie zurückkehren. Die Demon Police gehörte für sie der Vergangenheit an.
    Endgültig.
    Ja, es war gut, dass sie alle Rücksicht über Bord werfen konnte. Sie hatte die Regeln der Polizei bisher viel zu wenig gedehnt und viel zu selten überschritten. Sie würde sich Vasu zurückholen, und wenn sie dafür einen ganz privaten Kreuzzug veranstalten musste…
    ***
    Was er zu hören bekam, gefiel ihm gar nicht. Im Gegenteil, es bereitete ihm große Sorgen und versetzte ihm einen Stich ins Herz.
    Vasu war entführt worden! Vasu, sein Enkelsohn, der einzige männliche Stammhalter der Familie Devi. Die Polizei hatte ihn davon nicht in Kenntnis gesetzt, doch Ramesh Devi, seines Zeichens Millionär und skrupelloser hochrangiger Politiker, entging so leicht nichts. Schon gar nicht, wenn es seine Familie betraf.
    Auch seine Tochter Asha hatte ihm nichts von der Entführung ihres Sohnes mitgeteilt. Sie würde sich lieber die Arme abhacken lassen, als von ihm Hilfe anzunehmen. Ramesh Devi seufzte. Dabei wusste sie doch genau, dass er alle Hebel in Bewegung setzen würde, ihn zu finden und zu befreien. Er verfügte über eine Menge Verbindungen - seine herausragende Stellung in der BJP, der nationalistischen Hindu-Partei Indiens, verschaffte ihm einige Vorteile.
    Er fuhr sich mit den Händen durch seine streng nach hinten gekämmten ergrauten Haare. Nur sein Schnurrbart war schwarz geblieben, als er vor kurzem die Sechzig überschritten hatte. Die erlesenen Speisen, die vor ihm standen und auf die er sich vor wenigen Minuten noch gefreut hatte, als der Anruf ihn unterbrach, interessierten ihn nicht mehr.
    Vasu… Er durfte nicht zulassen, dass ihm etwas geschah. Bis heute hatte er nicht überwunden, dass Asha ihm die Geburt ihres Sohnes so lange verheimlicht hatte. Einmal hatte sie etwas davon gesagt, dass sie selbst nichts von Vasu gewusst hatte, doch Ramesh Devi war klar, dass das eine billige Lüge gewesen war. Lächerlich! Asha hatte ihn damit eiskalt abgespeist und für dumm verkauft.
    Erst vor wenigen Wochen hatte er seinen Enkel zum ersten Mal gesehen, und Asha war nicht gerade redselig gewesen. East war es ihm so vorgekommen, als habe er sich das Recht, Vasu zu sehen, nur durch seine beiden Bodyguards erkauft, die Asha unmissverständlich zeigten, dass er auf jeden Fall und um jeden Preis seinen Enkel sehen wollte. [2] Dabei war Vasu ein solch liebenswertes Baby… man durfte ihm seinen Großvater nicht vorenthalten. Niemand besaß das Recht dazu, auch nicht seine Mutter.
    Natürlich hatte er einen Fehler gemacht, damals, als er Asha gleich nach ihrer Geburt, als sie selbst noch ein Baby gewesen war, den Göttern hatte opfern wollen. Doch seitdem hatte er ihr tausendmal bewiesen, dass er sie als seine Tochter liebte… erst recht, seit er von seinem Enkel wusste. Endlich ein Junge, ein Stammhalter!
    Ein Devi, der ihre Linie fortführen würde. Schon deshalb durfte ihm nichts zustoßen! Er war ein hilfloses Baby, so wie Asha damals ein hilfloses Baby gewesen war. Die Parallele, die in seinen Gedanken auftauchte, wischte er ärgerlich beiseite. Man konnte das doch nicht vergleichen! Die Götter hatten Asha damals als Opfer nicht gewollt. Konnten sie also zulassen, dass Vasu von irgendwelchen Finstermännern getötet wurde?
    Ramesh beschloss Kontakt mit seiner Tochter Asha aufzunehmen. Er nahm das Telefon zur Hand und wählte ihre Nummer. Es läutete mehrmals durch, doch sie nahm nicht ab. Das konnte zwei Gründe haben. Entweder wollte sie nicht mit ihm sprechen, oder sie war unterwegs. Er sagte sich, dass höchstwahrscheinlich das zweite der Fall war. Sicherlich saß sie nicht tatenlos zu Hause herum, wenn Vasu in Schwierigkeiten steckte. Also rief er bei ihrer Dienststelle an, um dort zu erfahren, wo Asha erreichbar war.
    Und wieder gefiel ihm gar nicht, was er hörte…
    »Sie ist was?«, rief er nach einer Minute.
    »Sie haben ganz richtig gehört«, wurde ihm geantwortet. »Inspectorin Devi wurde gestern vom Dienst suspendiert. Diesmal ist sie zu weit gegangen. Ich war immer nachsichtig mit ihr, nicht zuletzt wegen Ihnen.« Ramesh ekelte die Schmeichelei in dieser Situation an, obwohl es ihm sonst
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