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0795 - Entführt in die Totenstadt

0795 - Entführt in die Totenstadt

Titel: 0795 - Entführt in die Totenstadt
Autoren: Christian Montillon
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und einmal hätte er ihr fast sein wahres Wesen offenbart, hatte er ihr vor zwei Tagen erzählt.
    Es tat Asha Leid, dass sie gestorben war. Doch im nächsten Moment dachte sie wieder an Vasu. Bestimmt steckten irgendwelche Dämonen hinter seiner Entführung. Der arme Kleine durfte nicht schon wieder in lang andauernde Gefangenschaft geraten.
    Er hatte seine ersten Lebensmonate schon unter der zweifelhaften »Obhut« von Kali verbringen müssen, gefangen in Pandisha, einer Kerkerwelt der Dämonen. Kali hatte den Jungen, der die Waagschale zwischen Göttern und Dämonen ausgleichen sollte, zu ihren Zwecken missbrauchen wollen. Doch sie hatte ihn von dort befreit, und es wäre bestimmt alles wesentlich einfacher gewesen, wenn sich Zamorra und Duval nicht eingemischt hätten.
    Der Gedanke an ihren Sohn, der sich in seinem hilflosen Körper nicht wehren konnte, wischte alle Bedenken beiseite. »Aber hat sie verhindern können, dass Vasu entführt wurde? Nein, verdammt!«
    »Reißen Sie sich zusammen, Devi!«, brüllte ihr Chef sie an. »Heute überspannen Sie den Bogen, wenn Sie nicht sofort ruhig sind, ist das klar!«
    Das nächste Ziel von Ashas Zorn war die kleine Funkmaus, die neben der zerstörten Tastatur lag. Sie nahm sie in die Hände und schmetterte sie gegen die Wand. Mehrere Teile verteilten sich im Zimmer, eine Batterie rollte ihr vor die Füße. »Der Bogen wurde überspannt, als ich draußen war und meinen Aufgaben nachgegargen bin! Als ich meinen hilflosen Sohn hier gelassen habe. Hätte ich es doch nie getan!«
    Bei diesen Worten setzte ihr Vorgesetzter sich wieder auf seinen Stuhl und lehnte sich an das hohe Rückenteil. Seine Stimme wurde gefährlich ruhig. »Ab sofort können Sie sich aufhalten, wo immer Sie wollen. Ich entbinde Sie hiermit vom Dienst!«
    Asha Devi schnappte nach Luft. »Das kennen wir doch alles schon«, meinte sie mit einer wegwischenden Handbewegung. Vor kurzem erst war sie zeitweise suspendiert gewesen, als ein Verfahren wegen Polizei-Brutalität während ihrer Verhöre gegen sie lief. »Auch diese Maßnahme verliert ihre Bedeutung, wenn sie ständig angewandt wird.« Trotz ihres Spotts war sie hart getroffen, erst recht bei den folgenden Worten.
    »Diesmal werden Sie nicht so leicht zurückkommen, Devi!« Er hob die zur Faust geballte Linke an seine Unterlippe. »Ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass man Sie endgültig hinauswirft.«
    ***
    Asha Devis Wohnung, Mathan Road, New Delhi
    Zu Hause in ihrer grauen Mietskaserne angekommen, riss sich Asha Devi die Uniform vom Leib und schleuderte sie in die Ecke des Zimmers. Wenn man meinte sie suspendieren zu müssen, sollte es ihr Recht sein. Ohne die Zwänge, denen sie durch ihren Status als Inspectorin unterworfen war, würde sie bei ihrer Suche nach Vasu wahrscheinlich sowieso erfolgreicher sein.
    Ihr Chef und der komplette Polizeiapparat konnten sie mal! Sie pfiff auf die Uniform, auf die komplette Demon Police, die ohne sie doch nie das geworden wäre, was sie heute war! Sie würde mit Vergnügen Zusehen, wie die Demon Police auseinander fiel.
    Sie ging zum Schrank, nahm das rote T-Shirt aus ihrer Ausbildungszeit heraus und warf es auf die zerknautscht daliegende Uniform. Sie brauchte keine Erinnerungsstücke mehr. Das war etwas für sentimentale Weichlinge.
    Ihre Dienstpistole hatte sie abgeben müssen, bevor sie das Hauptquartier verlassen hatte. Das war für sie das geringste Problem gewesen, und die ordentlich ausgestellte Quittung, die sie dafür erhalten hatte, war sofort im Mülleimer gelandet. Als ob das ihre einzige Waffe wäre…
    Über die Naivität, die im Polizeiapparat offensichtlich herrschte, konnte sie nur den Kopf schütteln. Was dachten die sich denn? Dass sie jetzt brav zu Hause sitzen würde und die Suche nach ihrem Kind, ihrem Herzblut und Zuckerprinzen, irgendwelchen unfähigen Stümpern überließ?
    Wenn die zuließen, dass man Vasu mitten aus ihrem Hauptquartier entführte, dann konnten sie ihr niemals behilflich sein. Sie stand bei ihrer Suche nach Vasu jetzt alleine da. Wie es ihr eigentlich am liebsten war, ohne irgendwelche so genannten Partner, die ihren Sohn im Zweifelsfall in noch schlimmere Gefahr bringen konnten.
    Sie zog die Schublade eines kleinen Nachtschränkchens auf und öffnete das darin verborgene Geheimfach. Daraus entnahm sie zwei kurzläufige handliche Pistolen, die sie aufs Bett warf. Sie schlüpfte in robuste Kleider und ließ die beiden Waffen in Holstern verschwinden, deren
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