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0795 - Entführt in die Totenstadt

0795 - Entführt in die Totenstadt

Titel: 0795 - Entführt in die Totenstadt
Autoren: Christian Montillon
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Dazu war er seit ewigen Zeiten stets reinkarniert, und sie hatten von Shiva die überraschende Mitteilung erhalten, dass Asha die Wiedergeburt der ersten Mutter des ersten Vasu war.
    Zamorra ahnte, dass Asha Devi ihren Vater über diese Zusammenhänge nicht aufgeklärt hatte und Ramesh Devi seinen Enkel deswegen für ein völlig normales Baby halten musste.
    Und jetzt war der Kleine entführt worden. Es traf Zamorra ins Herz, dass er seine Pflichten als Patenonkel offenbar vernachlässigt hatte. Andererseits tat Vasus Mutter alles dafür, es ihm so schwer wie möglich zu machen…
    »Eins nach dem anderen«, verlangte Zamorra. »Wann wurde Vasu entführt, und wie soll ich Ihrer Tochter helfen, Ramesh?« Zamorra wollte Devi provozieren, indem er ihn beim Vornamen nannte, doch sein Gesprächspartner ging nicht darauf ein.
    »Es ist kaum etwas bekannt. Vasu befand sich in der Kindertagesstätte des Police Headquarters, als er entführt wurde. Es war gestern Morgen. Erst in den frühen Mittagsstunden stellte man fest, dass dort etwas Schreckliches passiert sein musste. Die Leiterin der Kindertagesstätte wurde erschossen aufgefunden - und Vasu war verschwunden.«
    »Erschossen?«, vergewisserte sich Zamorra. Das sah nicht gerade nach einem dämonischen Angriff aus.
    Devi bestätigte. »Meine Tochter ist daraufhin…«, er stockte, »… nun, wohl ein wenig aufbrausend geworden.« Das konnte sich Zamorra allerdings lebhaft vorstellen. Er war froh, nicht dabei gewesen zu sein. »Jedenfalls wurde sie kurz darauf vom Dienst suspendiert.«
    »Wieder einmal«, konnte sich Zamorra nicht verkneifen zu sagen.
    Ramesh Devi ignorierte auch diese Spitze. »Sie hielt es nicht für nötig, mir irgendetwas von diesen Ereignissen mitzuteilen, doch Sie wissen ja, mir entgeht so leicht nichts. Asha hat die Suspendierung diesmal offensichtlich sehr ernst genommen. Ich konnte sie nirgends erreichen und habe mir… Zugang zu ihrer Wohnung verschafft. Ihre Uniform im Mülleimer zu finden, scheint mir eine deutliche Sprache zu sprechen.«
    Zamorra wusste, was das bedeutete. Wahrscheinlich hatte Asha einen privaten Krieg entfesselt, um ihren Sohn zurückzuholen. Das konnte er nicht zulassen. Bei allen Ecken und Kanten war Asha immerhin eine Mitstreiterin.
    Seine Verantwortung für Vasu tat ein Übriges, seinem Gesprächspartner positive Nachricht zu geben. Er würde Nicole aus den Federn werfen müssen.
    ***
    »Bist du erfolgreich, gewinnst du falsche Freunde und echte Feinde. Sei dennoch erfolgreich.« Jede Silbe des Leitfadens aus dem Kinderheim Shishu Bhavan in Kalkutta kam Zamorra mit unendlicher Mühe über die Lippen. Diese Lebensweisheit war ihm passend erschienen, als er sich vorbereitet hatte. Zumal sie aus Indien stammte.
    Er sah, dass die Träne mittlerweile über Nicoles Wange gerollt war. Eine kleine feuchte Spur war zurückgeblieben.
    Auch andere ihrer Freunde waren versammelt. Freunde? Zamorra überdachte die Bedeutung dieses Wortes neu. Sogar Sid Amos, der Ex-Teufel, war überraschend aufgetaucht als Gast für die kleine Trauerfeier …
    2. Vorher: Freunde und Feinde
    Asha Devi war wütend, doch die Wut war unter einer dicken Schicht Enttäuschung begraben und brach deshalb nicht aus. Es war Abend geworden, und weder gestern noch heute hatte ihre Suche nach Vasu oder den Mistkerlen, die ihn entführt hatten, auch nur den geringsten Erfolg gezeitigt.
    Es war frustrierend, und sie empfand noch nicht einmal Genugtuung bei dem Gedanken, dass auch die offiziellen Polizei-Ermittlungen im Sand verlaufen waren. Trotz ihrer Bitterkeit ihnen gegenüber hätte sie ihnen sogar Erfolg gegönnt… um-Vasus Willen. Sie wünschte sich nichts mehr, als ihn endlich wieder in den Armen zu halten.
    Sie fürchtete um das Leben ihres Babys, und diese Furcht lastete wie ein tonnenschweres Gewicht auf ihr.
    Sie schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf, und als sie eintrat, bemerkte sie sofort, dass während ihrer Abwesenheit jemand hier herumgeschnüffelt hatte. Derjenige hatte sich zwar alle Mühe gegeben, die Spuren seiner Anwesenheit zu verwischen, doch ihr konnte man so leicht nichts vormachen.
    Die Professionalität, mit der vorgegangen worden war, ließ nur zwei Schlüsse zu. Entweder steckte hinter Vasus Entführung mehr, als sie bisher angenommen hatte. Die Dämonen hatten ihn doch bereits in ihrer Gewalt, was konnten sie also in ihrer Wohnung zu suchen haben? Sie selbst war doch für die Entführer ihres Sohnes nicht von Interesse.
    Für Asha
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