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0793 - Als der Engel Trauer trug

0793 - Als der Engel Trauer trug

Titel: 0793 - Als der Engel Trauer trug
Autoren: Jason Dark
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Ihren Bericht.«
    »In dem nicht alles steht«, meinte Suko.
    Sir James strich über den flachen Ordner und murmelte: »Die Menschen sind tatsächlich verblutet, als sie in diesem Haus zusammen mit Diondra Mayne waren?«
    »Richtig, Sir.«
    »Warum?«
    Ich hob die Schultern. »Wir wissen es leider auch nicht. Es muss wohl die geistige Kraft dieser alten Kreatur der Finsternis gewesen sein, die dafür gesorgt hat. Im Nachhinein sind wir froh, dass wir es nicht mit diesem in der Amphore gefangenen Urdämon zu tun bekommen haben, sondern mit seiner Dienerin Diondra, die ja selbst mit ihrem Schicksal nicht zurechtkam und nicht wusste, auf welche Seite sie sich schlagen sollte. Sie hat leider die falsche gewählt. Die Kraft aus archaischer Zeit hat sie zu einem Genie werden lassen, sie war besser als die Computer, aber sie hat eben auch einen schrecklichen Preis dafür bezahlen müssen.« [1]
    »Ja, das las ich.« Sir James legte seine Stirn in Dackelfalten. Dieser Fall war ihm an die Nieren gegangen, und auch uns hatte er geschockt. Das Geschehen um Diondra Mayne hatte uns wieder einmal neue Dimensionen der Kräfte eröffnet, die es schon vor Tausenden von Jahren gegeben hatte und die nur in Vergessenheit geraten waren oder an die man sich auch nicht erinnern wollte.
    »Sie können allerdings jetzt davon ausgehen, dass der Fall erledigt ist«, sagte ich.
    »Das muss ich auch. Falls nicht noch eine ähnliche Person erscheint wie Diondra.«
    »Das will keiner von uns hoffen«, sagte Suko. »Wenn Sie allerdings mehr über Diondra erfahren wollen, müssten Sie sich mit Professor Palmer in Verbindung setzen. Er hat sie gewissermaßen betreut und stand nahe davor, in ihren Bann zu geraten, denn sie schickte ihm grauenvolle Visionen, die kaum zu ertragen waren.«
    Sir James nickte. »Ich denke, dass wir uns noch mit den Kreaturen der Finsternis zu beschäftigen haben, aber das ist die Musik der Zukunft. Heute geht es um etwas anderes.«
    Suko und ich schauten uns an. Es lag auf der Hand, dass uns Sir James nicht zu einem Plauderstündchen in sein Büro geholt hatte. Es gab wieder etwas zu tun.
    Er hatte unseren Blick bemerkt. »Begeistert sehen Sie nicht gerade aus, meine Herren.«
    »Wer ist das schon, wenn es sich um Arbeit handelt?«
    »Ausgebrannt?«, fragte er mich.
    »Nicht ganz. Eine kleine Flamme glimmt noch in uns.«
    »Dann hoffe ich, dass es mir gelingt, sie zu einem Feuer werden zu lassen.«
    »Versuchen Sie es, Sir«, sagte ich.
    »Ja, das werde ich.« Er räusperte sich und griff nach einer anderen Mappe. Bedächtig schlug er sie auf. »Ich habe von Dingen Kenntnis erhalten, die mir überhaupt nicht gefallen«, sagte er mit leiser Stimme. »Sie sind nicht gut.«
    »Worum geht es, Sir?«
    »Nicht so schnell, John. Es geht einmal darum, dass wir uns auf den Computer verlassen können, denn auch ihm sind unter anderem einige Dinge aufgefallen. Ihm und einem Kollegen bei der Bristoler Polizei.« Er räusperte sich und schaute auf seine Hände. Es fiel ihm anscheinend schwer, weiterzusprechen. »Es geht im Prinzip darum, dass es Menschen geben muss, die Leichen gestohlen haben.«
    Ich hob die Hand. »Frankenstein lässt grüßen.«
    Sir James gestattete sich ein knappes Lächeln. »Wenn es das nur wäre«, sagte er, »aber dieser Fall liegt leider nicht so locker, und ich denke auch nicht, dass er etwas mit dem Frankenstein-Mythos zu tun hat, John.«
    »War nur ein Spaß.«
    »Lassen wir das beiseite. Wer immer die Leichen gestohlen hat, es waren keine Erwachsenen, sondern Kinder!«
    Ich saß da und rührte mich nicht. Ein kalter Schauer rann über meinen Rücken, im Kopf fing es zu tuckern an, und plötzlich brannte auch mein Magen.
    Suko sagte ebenfalls nichts. Er saß starr auf seinem Stuhl, die Hände gefaltet.
    »Tote Kinder, Sir?«
    »So ist es, John. Man stiehlt sie aus den Leichenhallen, wo sie aufgebahrt waren. Es geschah immer einen Tag vor der offiziellen Beerdigung. Sie können sich vorstellen, welch einen Schock die Eltern erlitten haben, als sie vor den leeren Särgen standen. Jedenfalls waren die Kinder verschwunden und sind auch nie wieder aufgetaucht. So steht es in diesen Berichten,«
    »Wie viele waren es denn?«, fragte Suko.
    »Fünf.«
    Er schrak zusammen. »Fünf tote Kinder? Junge, Mädchen oder stahl man beide.«
    »Sowohl als auch.« Er räusperte sich. »Zwei Mädchen und drei Jungen. Das jüngste Kind war sechs, das älteste zehn Jahre alt.«
    Sir James schwieg, weil er uns Zeit zum
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