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0793 - Als der Engel Trauer trug

0793 - Als der Engel Trauer trug

Titel: 0793 - Als der Engel Trauer trug
Autoren: Jason Dark
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Nachdenken geben wollte.
    Ich atmete schnaufend durch die Nase. Im Hals spürte ich ein widerliches Kratzen. Dabei hatte ich das Gefühl, auf einer Platte zu sitzen, die mit Nägeln bestückt war. Es wollte mir einfach nicht in den Kopf, dass fünf tote Kinder aus Leichenhallen geraubt worden waren. Wer tat denn so etwas? Und vor allen Dingen, was stellte er mit den toten Kindern an? Ich wäre am liebsten aufgesprungen und hätte einiges zertrümmert, doch ich blieb sitzen und dachte daran, dass ich heute wohl nicht gerade meinen besten Tag hatte. Der letzte Fall hatte mich stärker mitgenommen, als ich zugeben wollte, und irgendwo ist man auch nur ein Mensch und keine Maschine.
    Auch Suko schwieg. Sicherlich war er ebenfalls fassungslos über diese schrecklichen Taten. Keinem von uns wollten sie so richtig in den Kopf, aber es war passiert, es musste seine Gründe haben, und wir würden versuchen, sie herauszufinden.
    »Möchten Sie einen Schluck trinken?«, fragte Sir James. »Ich kann mir vorstellen, wie Ihnen zumute ist.«
    »Ja, einen Whisky.«
    »Und Sie, Suko?«
    »Nichts.«
    Sir James holte einen guten Schottischen hervor. Ein edles Getränk.
    Er schenkte mir sogar einen Doppelten ein. Ich schaute zu, wie die Flüssigkeit in das Glas gluckerte, nahm es entgegen und spürte ihn sehr bald als einen warmen Strom im Magen, wo er mir tatsächlich gut tat, aber die Gedanken nicht vertreiben konnte.
    »Können wir weitermachen, John?«
    »Sicher.«
    »Wie gesagt, es ist einem Kollegen in Bristol aufgefallen. Innerhalb von drei Monaten wurden die Kinder geraubt. Die Polizei ist ratlos. Es gab überhaupt keine Spuren, denen sie nachgehen konnte.«
    »Pardon«, sagte Suko. »Geschahen die Taten in Bristol?«
    »Nein, in der Umgebung.«
    »Also in verschiedenen Orten.«
    »So ist es. Jede kleine Stadt hat einen Friedhof, jedes Dorf, und es sterben immer wieder Kinder. Heute ist man dazu übergegangen, die Leichen zu bewachen.«
    »Da ist der Dieb nie gekommen?«
    »Nein.«
    Ich hatte eine Frage. »Können Sie sich vorstellen, Sir, was der Dieb mit diesen Kindern vorhat?«
    »Nein.«
    »Wären Sie lebendig, dann wäre der Fall klar: Babyhandel. Mit toten Kindern aber kann ich mir schwerlich so etwas vorstellen, denke ich.«
    Mein Chef räusperte sich. »Oder wollen Sie gewisse Dinge nicht aussprechen, John?«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sir James räusperte sich. »Ich möchte nicht in den Untiefen der menschlichen Psyche herumwühlen und auch über keine Details sprechen, weil ich es einfach abartig und widerlich finde, aber mit Kindern ist ja leider viel geschehen, und ich kann mir vorstellen, dass sie auch hier zu einem bestimmten Zweck geraubt wurden.«
    »Sie denken an Schwarze Messen?«
    »Auch, John, auch.«
    Die Gänsehaut auf meinem Körper nahm an Dichte zu. Sogar an den Ohren spürte ich das Kribbeln. Ich hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden, denn was Sir James uns da angedeutet hatte, war für mich einfach nicht fassbar. Ich wusste, dass es schlimme Dinge auf dieser manchmal verdammten Welt gab, wir selbst hatten das Grauen stets hautnah erlebt, aber so weit wollte ich einfach nicht denken. Da setzte sich eine Blockade vor mein Gehirn.
    »Wir werden uns darum kümmern«, sagte ich. »Und sollte sich Ihr Verdacht bestätigen, Sir«, ich schaute ihn fest an, »kann ich in meinem Fall für nichts garantieren, es könnte sein, dass ich dann einfach durchdrehe.«
    Da von Suko keine Antwort kam, ging ich davon aus, dass er ebenso dachte.
    »Das überlasse ich Ihnen, John. Bleiben wir zunächst sachlich. Die Kinder wurden in verschiedenen Orten geraubt. Sie finden die Namen in diesem Ordner. Das letzte Kind, ein Mädchen, verschwand aus einem Ort namens Coyne. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie dort die Ermittlungen aufnehmen. Sollten tatsächlich Spuren vorhanden sein, dann wären sie in Coyne zumindest frisch.«
    »Da könnten Sie Recht haben, Sir. Was meinst du, Suko?«
    »Ich bin einverstanden.«
    »Gut.« Sir James reichte mir die Unterlagen. »Ich wünsche mir, dass Sie alles tun, um den Fall aufzuklären. Auch mich hat er betroffen gemacht und geschockt. Ich… ich weiß selbst nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Wir werden es herausfinden.« Verbissen starrte ich ins Leere und schüttelte den Kopf.
    »Wir packen es, John.«
    »Okay, Suko, okay, auch wenn wir es schaffen sollten. Die Tatsache des Leichenraubs bleibt bestehen. Kannst du dir vorstellen, welche Bestie tote Kinder raubt?«
    »Nein, noch
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