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0791 - Der COMP und der Kybernetiker

Titel: 0791 - Der COMP und der Kybernetiker
Autoren: Unbekannt
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essen bekommst", schlug Vylma vor.
    Er war schon so gut wie unterwegs.
    „Ich schaue nachher noch mal vorbei", versprach er.
    Er hielt sein Versprechen. Vierzig Minuten später stand er wieder neben Vylmas Arbeitsplatz.
    „Gut, daß du nicht mitgekommen bist", sagte er und verzog dabei das Gesicht.
    „Warum?"
    „Es gab nur Einheitskost. Sah aus wie aufgeweichter Straßenbelag und schmeckte wie alte Seife."
    Vylma sah lächelnd auf. Sie wußte, daß Vigo Hynes gutes Essen liebte.
    „Ein Alptraum für einen Gourmet, wie?" fragte sie.
    Hynes' Entrüstung war echt.
    „Das ist das richtige Wort", bekräftigte er. „Ein wahrer Alptraum!"
     
    3.
     
    DAS SCHLEICHENDE GRAUEN
     
    Vigo Hynes war nicht der einzige, der in diesen Stunden unangenehme Erfahrungen mit der Verköstigung machte - obwohl er als Feinschmecker mehr betroffen war als andere. An Bord der SOL gab es ein sorgfältig ausgeklügeltes Verköstigungssystem, das den Neigungen aller Gruppen, aus denen sich die Besatzung zusammensetzte, nämlich der SOL-Geborenen, der Erdgeborenen und der Fremden Rechnung trug.
    Wie früher an Bord von Schiffen der Solaren Flotte bildete synthetische Nahrung den Grundstock der Verproviantierung.
    Ihr wurde im allgemeinen ein geringer Prozentsatz an natürlicher Kost zugesetzt.
    Reine Syntho-Nahrung und Syntho Nahrung mit geringem Naturzusatz bildeten die Standardverpflegung und waren kostenfrei. Wer besser leben wollte, d. h. wer stärkere Naturzusätze oder gar reinen Naturproviant verlangte, mußte dafür bezahlen.
    Nun hätte man meinen sollen, daß in einer aus ein paar tausend Menschen bestehenden geschlossenen Gesellschaft Geld und Geldeswert einen anderen Sinn haben müßten als in einer planetenweiten, nach allen Seiten offenen Gesellschaftsstruktur.
    Bis zu einem gewissen Grad war dies auch der Fall. Es gab an Bord der SOL kaum jemand, der Reichtümer zu raffen versuchte.
    Aber Geld hatte noch immer seinen Wert. Und da es nur einen begrenzten Vorrat davon gab, überlegte ein mancher, ob er seinen Solar lieber für ein gutes Essen oder beim Glücksspiel ausgeben sollte.
    Geld an Bord der SOL war ein Regulativ. Indem man den Leuten für die Teilnahme an gewissen Freizeitfunktionen Bezahlung abverlangte, sorgte man dafür, daß nicht jeder alles haben konnte. Und beschränkte damit die Langeweile, die sich sonst unweigerlich an Bord ausgebreitet hätte.
    Vigo Hynes also war ein Feinschmecker und verwendete einen nicht geringen Teil seines Soldes zur Aufstockung der Mahlzeiten mit Naturnahrung.
    Die Naturnahrung war es auch nicht, über die er sich an diesem Tag beklagte. Es war der Syntho-Bestandteil des Abendessens, der seinen Abscheu erregte.
    Im Grunde weitaus schwerer betroffen als Hynes waren die eingefleischten SOL-Geborenen, diejenigen also, die aus ihrer Herkunft so etwas wie eine Ideologie gemacht hatten - nach dem Motto: An Bord geboren ist schön! Zwar war auch Vigo Hynes ein SOL-Geborener, aber er betrachtete diesen Umstand als das Ergebnis eines Zufalls und lebte nicht nach ideologischen Prinzipien, sondern so, wie es ihm gefiel.
    Die echten SOL-Geborenen also hatten es sich zur Regel gemacht, nur das zu essen, „was das Schiff bot". Sie lehnten jeden natürlichen Zusatz zur synthetischen Nahrung ab - mit demselben religiösen Eifer, mit dem ein Mohammedaner auf Schweinefleisch verzichtet.
    An diesem Abend bekamen die SOL-Geborenen einen Brei vorgesetzt, der grau und unappetitlich aussah und in der Tat wie alte Seife schmeckte. Die Anhänger der reinen Syntho-Nahrung nahmen das hin, ohne sich sonderlich darüber aufzuregen.
    Synthetische Nahrung wurde in den Proviant-Synthetoren hergestellt, die letztlich unter SENECAs Kontrolle stan'den. Was aber von SE-NECA kam, konnte nicht schlecht sein. Denn SENECA war synonym mit dem SCHIFF, und das SCHIFF würde seinen Kindern nichts Schlechtes oder gar Giftiges bieten.
    Immerhin aber gab es ein erstes, leises Murren. Nicht alle SOL-Geborenen - das zeigte Vigo Hynes' Beispiel - waren ideologisiert. Viele liebten das angenehme Leben, das sie sich mit ihrem Verdienst verschaffen konnten. Die unappetitliche, übelschmeckende Nahrung war ihnen zuwider. Bei den Diensthabenden der Abteilung Bordverpflegung liefen die ersten Beschwerden ein.
     
    *
     
    Gegen Mittag legte Geoffry Waringer die ersten Untersuchungsergebnisse vor.
    „Wir sind nicht viel weitergekommen", lautete Seine Zusammenfassung. „Wenn der COMP wirklich ein Datenspeicher ist, dann funktioniert er
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