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0789 - Amoklauf der Werschnecke

0789 - Amoklauf der Werschnecke

Titel: 0789 - Amoklauf der Werschnecke
Autoren: W.K. Giesa und Martin Kay
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Deppen angerufen wurde und das Klingeln seine Anwesenheit verriet. Stattdessen rauchte er in aller Gemütsruhe ein Pfeifchen und beobachtete das nächtliche Treiben auf dem Gelände, das er heimlich betreten hatte.
    Warum einer der Kranführer unbedingt einen Container hatte ausklinken und zerschellen lassen müssen, blieb ihm unerfindlich. Aber der Mann würde schon einen Grund dafür haben. Hoffentlich war es nicht der Grund, der dem Geister jäger durch den Kopf ging…
    Der Mann mit dem etwas kantigen Gesicht und dem kurzgeschnittenen Blondhaar rührte sich nicht von der Stelle. Er dachte an das Wesen, das er verfolgte. Es roch nach Ghoul, aber da musste auch noch etwas anderes sein. Für einen kurzen Moment glaubte er die Silhouette der Kreatur zwischen den Schatten gesehen zu haben.
    Ghouls sahen jedenfalls anders aus.
    Nur konnte er diese Kreatur nicht richtig einordnen. Sie passte in kein bekanntes Schema.
    Hinter ihm sickerte etwas aus einem aufrecht stehenden Fass. Er achtete nicht darauf. Vorhin, als der Container aufplatzte, war etwas Metallisches durch die Luft geflogen und haarscharf an Sparks vorbei, war irgendwo aufgeprallt oder eingeschlagen. Es interessierte ihn nicht weiter, weil es ihn verfehlt hatte. Ihn interessierte nur, was aus der Kreatur geworden war, die er verfolgte.
    Die drei rätselhaften Todesfälle… der übrig gebliebene Arm… das passte zu einem Ghoul. Er war gespannt, was Zamorra sagen würde, wenn der morgen kam. Sparks war sicher, dass der Freund aufkreuzte. Der gehörte zur Gattung der Neugierigen. Die hübsche Nicole Duval würde ihn notfalls schon überreden…
    Das Rinnsal hinter Sparks breitete sich lautlos, aber unaufhaltsam aus.
    Seine Pfeife erlosch. Er zog das Zündholzbriefchen hervor, riss eines der Hölzer an und entzündete den Tabak erneut. Das noch brennende Hölzchen warf er achtlos hinter sich. Es verlosch, glühte aber noch nach.
    Nur noch einen Zentimeter von der sich ausbreitenden Flüssigkeit entfernt.
    ***
    »Sachma bisse total plemplem?«
    Rudi Hellmann war sich nicht sicher, wem die Frage galt. Ihm, weil er den vierten Frachtcontainer der Reederei Maersk zu Kleinmetall verarbeitet hatte, oder dem Fremden, der sich unerlaubt auf dem Gelände des Terminals aufhielt und selig an einer Pfeife paffte.
    »Wat issn hier los? Wer sind Sie?«, fragte sein Kollege Wuttke den Mann, der mitten in der Pfütze einer grünlichmilchigen Flüssigkeit stand. Rudi hörte den unnachahmlichen Schnalzlaut, der beim Treten auf Wasser entstand. Er blickte an sich herunter und stellte fest, dass er ebenfalls durch eine Flüssigkeit watete… aber sie roch anders als das grüne Zeugs.
    »Sprit!«, schrie er. »Sofort die Pfeife aus!«
    Er stapfte auf den Fremden zu. Dabei spritzte Benzin hoch. Rudi achtete nicht darauf, riss dem Mann die Pfeife mit übertrieben zu viel Schwung aus der Hand. Sie entglitt seinen Fingern. Er versuchte noch, sie aufzufangen, aber das Rauchgerät segelte unaufhaltsam durch die Luft und würde unweigerlich in der Benzinlache landen.
    Rudi biss die Zähne zusammen. Er zählte seinen Herzschlag, und als er bei zehn ankommen war, geschah noch immer nichts. Blinzelnd lugte er zwischen die Lider hindurch und sah wie Gerd Wuttke ihn kopfschüttelnd anstarrte.
    »Bei dir is’wohl ’ne Sicherung durchgeknallt, wa?« Wuttke drückte einen Finger in den Pfeifenkopf und ließ sich nicht anmerken, ob ihm die Glut wehtat. Sicherlich hatte ihn die Arbeit im Schrebergarten so abgehärtet, dass seine Handschwielen nicht die Tabakglut registrierten.
    »Ich denke, das reicht!«, brach der Fremde nun sein Schweigen.
    Just in diesem Moment erreichte das Rinnsal an milchig-grüner Flüssigkeit das noch glimmende Streichholz, das der Mann achtlos hinter sich gelassen hatte.
    Ein Zischen! Dann eine lodernde Stichflamme, die noch bis zum Florianturm sichtbar sein musste. Rudi warf sich nach vorn, rutschte in der Benzinlache aus und schlug der Länge nach zu Boden. Er fühlte eine helfende Hand an seiner Schulter, die ihn aus dem Gefahrenbereich zog. Der Fremde schrie etwas Unverständliches. Erst als Wuttke ihn hinter einen der abgestellten Container geschleppt hatte, registrierte Rudi, dass der Mann englisch gesprochen hatte.
    »Was war das?«, keuchte Wuttke.
    Zitternd lugte Rudi an der Containerwand vorbei. Der Fremde stand noch immer dort und betrachtete jene Stelle, an der sich die Flammensäule gebildet hatte. Das Feuer war weder heiß - ja, es schien nicht die
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