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0789 - Amoklauf der Werschnecke

0789 - Amoklauf der Werschnecke

Titel: 0789 - Amoklauf der Werschnecke
Autoren: W.K. Giesa und Martin Kay
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wurde fast alles zugeschüttet. Nur noch ein Tunnel soll zwischen Polizeipräsidium und Westfalenpark existieren - davon weiß die Öffentlichkeit aber nichts.«
    »Und das hier?« Sparks deutete nach vorn. Ehe Meise antworten konnte, roch er wieder den Gestank, der ihm und auch Zamorra zuvor schon aufgefallen war. »Warten Sie! Es ist hier!«
    »Was?«
    »Das werden wir gleich herausfinden«, antwortete Christopher Sparks und griff in seine Jackentasche, um seine Beretta hervorzufördern. Doch in seiner Hand lag lediglich das Brillenetui.
    ***
    Sie waren hier.
    Köstlich!
    Sie brauchte nicht einmal nach ihnen zu suchen. Die Beute kam freiwillig zu ihr. In begieriger Erwartung rutschte sie durch die langen Abwasserkanäle. Tunnel, die nirgendwo mehr verzeichnet waren. Die sie teilweise selbst gegraben hatte. Der Duft der Markierung ihrer Opfer zog sie förmlich an. Mit jedem Hutsch, den sie sich vorwärts bewegte, nahm ihr Hunger zu. Ihre Erregung. So einfach war ihr die Beute bisher nicht ins Nest gelaufen. Das war keine Jagd mehr, das war der reinste Festschmaus.
    Nur noch wenige Abzweigungen trennten sie von ihren Opfern. Schade, dass es nur zwei von ihnen waren. Aber die anderen beiden würde sie auch noch bekommen. Sie machte keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, für sie schmeckte das Menschenfleisch gleich. Sie kümmerte sich auch nicht darum, dass sie bei ihren letzten Fängen die Aufmerksamkeit der Menschen erregt hatte. Nur noch diese vier Opfer und sie war lang genug gesättigt, um für ein paar Jahre wieder in die Versenkung zu tauchen. Man würde die Vorfälle vergessen. Sie selbst geriet in Vergessenheit, wie schon oft zuvor. Bis sie dann erneut Hunger verspürte und aus den Tiefen der geheimnisvollen Katakomben zurückkehrte, um sich an den Unwissenden zu laben.
    Sie hielt an der letzten Biegung an und roch in die Dunkelheit hinein. Deutlich nahm sie die Markierungen in den beiden Menschen wahr. Der Eine, der Gefahr mit sich brachte, war nicht dabei. Ihn würde sie sich bis ganz zum Schluss aufheben. Sie hörte ihre Stimmen, verstand ihre Worte nicht. Die menschliche Sprache war ihr fremd, obwohl ihre Mutter und ihr Vater sie beherrscht hatten.
    Mutter. Vater.
    Es gab keine Erinnerungen an ihre Eltern. Sie wusste nicht wer sie waren. Ja nicht einmal, ob sie ihr ähnlich gesehen hatten. Sie verspürte auch keinen Drang, dies herauszufinden. Alles, was ihr Dasein beherrschte war ein unbändiger Appetit, der gestillt werden musste. So lange, bis sie sich wieder schlafen legte.
    Sie rutschte um die Ecke und sah die beiden Männer keine zwanzig Schritt entfernt. Wie zu erwarten, blieben die zwei wie angewurzelt stehen.
    Sie würde leichte Beute haben.
    Wie immer.
    ***
    Zamorra wurde durch leise Musik geweckt. Zumindest glaubte er das für einen Moment. Je wacher er wurde, desto lauter und gellender wurden die Klänge, bis sie schließlich nur noch in einen Krach ausarteten. Er vergrub seinen Kopf unters Kissen, zog sich die Bettdecke über den Schädel und presste sich die Ohren zu, doch die schrille Melodie, begleitet von einem hämmernden Bass- der direkt in seinem Gehirn zu explodieren schien, blieben.
    Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und warf Bettdecke und Kopfkissen von sich.
    »Aufhören!«, rief er. »Sofort aufhören!«
    Er blickte sich um, versuchte sich zu orientieren und war im ersten Augenblick vollkommen überrascht, sich in einer unbekannten Umgebung vorzufinden. Dies war nicht Château Montagne! Die Erkenntnis lähmte ihn kurz. Nur verschwommen nahm er die Gestalt am anderen Ende des geräumigen Zimmers wahr. Schließlich verstummte der Lärm abrupt. Es wurde totenstill. Aus dem verschwommenen Fleck der Gestalt schälten sich die Umrisse Nicole Duvals hervor.
    »Nici?« Zamorras Stimme klang mehr als ungläubig. »Was zum Henker ist hier los?«
    Seine Gefährtin und Sekretärin zuckte die Achseln. Sie schien sich unschlüssig zu sein, ob sie eine passende Antwort parat hatte. Ehe sie reagieren konnte, fiel Zamorras Blick auf die unzähligen Einkaufstaschen aus Plastik und Papier. Farbenfrohe Stoffe lugten aus den Öffnungen hervor. Sie quollen förmlich über, als wollte jemand die Menge des Einkaufs durch eine geringere Tütenzahl kaschieren.
    »Ich hab dich nicht anders wach bekommen, Chef«, verteidigte sich Nicole mit Unschuldsmiene. »Meine Einschlafmethode war wohl doch nicht so ganz das Wahre.«
    »Einschlafmethode?«, hörte Zamorra sich selbst sagen. Nur diffus erinnerte
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