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0789 - Amoklauf der Werschnecke

0789 - Amoklauf der Werschnecke

Titel: 0789 - Amoklauf der Werschnecke
Autoren: W.K. Giesa und Martin Kay
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werden.«
    »In der Schänke?« Hauptkommissar Meise fuhr sich über das dünne Haar. »Aber wir haben dort doch schon alles auf den Kopf gestellt.«
    »Wirklich alles? Kommen Sie, wir gehen dem Geheimnis endlich auf den Grund.« Sparks trat vor, merkte nicht wie ihm die Beretta aus der Jackentasche fiel und auf dem Boden in ein halbes Dutzend Teile zerschepperte. Auch Meise nahm dies nicht wahr, denn im nächsten Moment musste er den Colonel an den Schultern vom Straßenrand zurückreißen, weil dieser fast von einem Vierzigtonner überrollt worden wäre. Die Warnhörner des LKW röhrten. Wütend schüttelte der Fahrer eine Faust in Sparks Richtung. Unbeirrbar wartete der General in spe darauf, dass der Laster vorüber fuhr und wagte einen neuen Versuch, die Straße zu überqueren. Diesmal ließ er sich sogar dazu herab, vorher nach links und rechts zu schauen.
    Meise folgte ihm. Die zerstörte Pistole blieb achtlos auf dem Boden neben dem Twingo zurück.
    »Sie haben vielleicht Nerven!«
    Sparks runzelte die Stirn. »Wieso?«
    »Wieso? Na, der Laster hätte Sie beinahe auf Briefmarkengröße gestampft. In England gibt’s wohl keine LKW, was?«
    »Nicht?« Sparks merkte nicht einmal, dass er sich selbst auf den Arm nahm. Er war auch nicht auf Smalltalk mit dem Polizisten aus. Alles, was für ihn zählte war, diesen Fall hier so schnell wie möglich zu Ende zu bringen, ins Vereinigte Königreich zurückzukehren und sich von der Queen adeln zu lassen. Adeln? Befördern… befördern, denk nicht zu weit voraus!
    Vor der Hafenschänke blieben die beiden stehen. Sparks schnupperte. Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass es hier immer noch nach Ghoul stank. Und wiederum auch nicht. Als Meise die Gastronomie betreten wollte, hielt der Colonel ihn zurück und führte ihn hinten herum um das Gebäude. Ein Drahtzaun grenzte den niedrigen Bau vom Areal des Containerhafens ab. Zwischen den Maschen fanden Meise und Sparks ein Loch, durch das sie auf die andere Seite gelangten. Die Rückansicht der Schänke bot nicht wirklich einen berauschenden Anblick. Einige lose, vom Regen aufgeweichte Kartons, mehrere Häufchen Hundekot, ein Abflussrohr und zwei verrostete Fässer zierten den kleinen Bereich, der an den Containerterminal angrenzte.
    »Und jetzt?«, fragte Hauptkommissar Meise. »Sackgasse.«
    »Oh, das würde ich nicht zu früh behaupten.« Sparks ging zu einem der Fässer hinüber, packte es am Rand und zerrte daran. Es bewegte sich nur minimal von der Stelle. Erst als DAB Meise zu ihm kam und sie mit vereinten Kräften daran zogen, waren sie in der Lage, das Riss beiseite zu schieben. Meise pfiff durch die Zähne, als er sah, was darunter zum Vorschein kam. Anscheinend hatte er mit festem Boden gerechnet, doch das Loch, das die beiden erblickten, stellte mehr als eine Überraschung dar.
    »Als hätte ich es nicht geahnt«, sagte Sparks. »Gehen Sie bitte vor, Herr Kommissar, es ist Ihr Revier.«
    Meise legte den Kopf schief. Er bedeutete Sparks, an Ort und Stelle zu bleiben, ging zurück zu seinem Wagen und kehrte alsbald mit einer Taschenlampe bewaffnet zurück. Das Loch im Boden war groß genug, um einen Erwachsenen durchzulassen. Meise leuchtete in die Tiefe und stellte beruhigt fest, dass es nur knapp zwei Meter hinunter führte. Er sprang hinunter, federte unten in den Knien ein und trat hastig einen Schritt in den angrenzenden Gang, um Sparks auszuweichen, der ihm sofort nachgesetzt war. Der Colonel hatte weniger Glück und rutschte im feuchten Lehm aus. Er fiel der Länge nach hin und sah aus, wie ein Schlammcatcher, als er sich von Meise auf die Füße helfen ließ.
    »Nicht Ihr Tag heute, was?«, frotzelte der Hauptkommissar.
    Sparks ignorierte den Spott in der Stimme des anderen. Er trat an ihm vorbei in den schmalen Tunnel hinaus, der sich bereits nach wenigen Metern derart weitete, dass man einen ganzen LKW darin verstecken konnte.
    »Ist das normal?«, fragte Sparks.
    DAB Meise leuchtete den Tunnel aus. Offenbar führte er direkt unter der Hafenschänke her, mied allerdings die öffentlichen Kanalisationsrohre. Man sah noch die stählernen Ausläufer der Hauptkanalisation, die unter der Straße herlaufen mussten. Doch dieser Gang hier bog vorher ab, führte weiter in die Tiefe und war vom Durchmesser deutlich größer als alle Kanalschächte, die Meise in Dortmund zu Gesicht bekommen hatte.
    »Es gab einige Katakomben unter der Stadt«, erklärte der Hauptkommissar. »Nach dem Zweiten Weltkrieg
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