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0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

Titel: 0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne
Autoren: Jason Dark
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Arme hatte sie halb erhoben, immer wieder zuckten sie vor und zurück, als würde sie sich nach einem Rhythmus bewegen, den allein sie hörte.
    Ihr Gesicht lief rot an, wurde Sekunden später wieder kreidebleich. Und als sie mit einem letzten Schwung abdrehte, da musste sie sich übergeben. Sie stolperte einige Schritte weiter, stützte sich am Rand der Altarplatte ab und drehte sich dabei so unglücklich, dass sie das Grab am Boden übersah und einen Fehltritt beging.
    Sie fiel hinein.
    Ich hörte sie schreien, dann war sie stumm.
    Auch ich ging den Weg im Schein der Lampe und sah die Nonne gekrümmt im Grab liegen. Mit dem Kopf hatte sie sich noch am Sargrand gestoßen. Jetzt lag er schräg und still wie bei einem Ruhekissen, das einer schlafenden Person die nötige Unterlage gab.
    Etwas Helles flimmerte über der Gestalt. Ich wusste, dass Aninas Zweitkörper, nein, es war ihr Körper in anderer Gestalt, den die Nonne verließ.
    Er glitt aus dem Schein meiner Lampe heraus und verschwand in einer dunklen Ecke der Kapelle. Von dort hörte ich auch ihre Stimme, die lauter wurde, als Anina näher kam. »Ich denke, die beiden sind erlöst worden. Wir haben den Bann gebrochen.«
    »Vorausgesetzt, dass sie leben.«
    »Davon kannst du ausgehen.«
    Ich glaubte ihr, dennoch blieben viele Fragen offen. Ich hatte die Erklärungen der beiden Nonnen nicht vergessen. Im Kloster hatte es eine Auseinandersetzung zwischen Virginia und Anina gegeben, und so ganz unschuldig schien mir Anina auch nicht zu sein. Immer stärker fragte ich, wer tatsächlich hinter ihr steckte und wer sie war.
    Mir hatte sie wohl nur die halbe Wahrheit erzählt, wenn überhaupt.
    Als sie mir in einer bestimmten Art zulächelte, da wusste ich, dass sie meine Gedanken erraten hatte, trotzdem stellte sie eine Frage, die damit gar nichts zu tun hatte. »Bist du okay, John? Hat dich das Messer verletzt?«
    »Nein, ich hatte Glück.«
    Ihr Lächeln blieb. »Wir hatten beide Glück, aber wir haben es uns auch verdient. Es darf einfach nicht sein, dass eine Kirche dem Teufel geweiht ist. Er soll nicht noch mehr an Macht gewinnen. Seine jetzige ist schon zuviel.«
    »Das weißt du?«
    »Ja.«
    »Dagegen kämpfst du auch?«
    Sie nickte.
    »Und wer bist du?«
    »Anina, die Nonne«, sagte sie und lächelte wieder so geheimnisvoll. Sie drehte mir dann den Rücken zu und ließ mich stehen wie einen kleinen Jungen. Mit zügigen Schritten näherte sie sich dem Ausgang, und ich ging ihr nach wie der Knappe dem Ritter.
    Je länger wir zusammen waren, umso mehr hatte sie sich verändert. Sie war tatsächlich zu einer anderen, beinahe schon fremden Person für mich geworden. Okay, ich traute ihr noch, sie stand unerschütterlich auf meiner Seite, aber ich kam nicht mehr mit ihr zurecht. Irgendetwas war da aus dem Ruder gelaufen.
    An der Tür drehte ich mich um und leuchtete in die Kapelle hinein. Es sah so aus wie bei unserem Eintritt, trotzdem hatte sich etwas verändert. Ich konnte mich irren, aber ich hatte schon das Gefühl, das Böse vertrieben zu haben.
    Leider gab es da noch die Äbtissin. Und sie würde es uns nicht so leicht machen.
    Den Weg kannte ich und fand Anina im Gang, wo sie auf mich gewartet hatte. Sie stand im Schein einer Wandleuchte und wirkte sehr ruhig. »So, das hätten wir geschafft.«
    Ich steckte meine Lampe weg. »Du hast Recht. Darf ich dich fragen, welche Pläne du hast, wie es weitergeht?«
    Etwas unwillig schüttelte sie den Kopf. »Wir werden natürlich auf Virginia warten.«
    Ich trieb die Provokation noch etwas weiter. »Okay, warten wir. Und dann, Anina?«
    »Werden wir sie vernichten!«
    ***
    Im schwarz verbrannten Körper der Äbtissin tobte das Feuer, tobten die Schmerzen, die urplötzlich aufgetreten waren, als sie vor dem Altar angehalten hatte, um ihn zu vernichten.
    Etwas war schief gelaufen.
    Diese Botschaft hatte sie wie ein Stich ins Gehirn erreicht, und sie ging davon aus, dass es eine Wahrnehmung gewesen war, die genau den Tatsachen entsprach.
    Dieses Wissen allein hätte ihr die seelischen Schmerzen, die sie allerdings körperlich spürte, nicht zugefügt. Es war etwas anderes gewesen, das sie so quälte, und sie kannte auch den Grund. Die Reaktion des Teufels hatte sie auf diese Art und Weise gemartert. Ihm war ein Platz durch sie geschaffen worden, und sicherlich hatte er bereits bemerkt, dass er ihm wieder weggenommen wurde.
    Deshalb diese Folter, deshalb die Schmerzen, die Stiche durch den Kopf, das Brennen in ihrem
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