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0782 - Knochenbrut der alten Templer

0782 - Knochenbrut der alten Templer

Titel: 0782 - Knochenbrut der alten Templer
Autoren: Jason Dark
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nicht so überreizt, als dass sie mir einen Streich gespielt hätten.
    Sehr vorsichtig stand ich auf. Die Leuchte schaltete ich nicht ein.
    Im Dunkeln legte ich die kurze Distanz zur Tür zurück und hatte sie kaum erreicht, als sich die Laute wiederholten. Diesmal allerdings etwas anders. Sie hörten sich an, als wäre jemand dabei, von der Tür weg, auf den Gang und dann zur Treppe zu laufen.
    Diesmal zögerte ich nicht mehr. Schwungvoll öffnete ich. Mein Blick fiel in die Düsternis zwischen den Wänden, aber da war nichts zu sehen, keine Gestalt, die sich auf den Weg gemacht hatte. Außer mir bewegte sich überhaupt nichts.
    Doch ein Irrtum? Mir kamen leise Zweifel, nur war ich selbstsicher genug, um sie zu überwinden, und ich ging auf leisen Sohlen der Treppe entgegen. Es war verdammt finster. Der Templer mit dem Messer konnte mit den Schatten verschmolzen sein, denn es war alles möglich, und ich traute mich auch nicht, die Stablampe wieder einzuschalten, denn dann hätte ich eine zu gute Zielscheibe abgegeben.
    So bewegte ich mich im Dunkeln vor. Die erste Stufe sah ich, die zweite auch, danach wirkte die Treppe so, als würde ich ins Leere treten. Niemand atmete außer mir. Das Haus schwieg. Es war ein tödliches, ein lauerndes Schweigen, das sich immer mehr zusammenzog wie eine dichte Gummilösung, um mich zu umklammern.
    Es war kalt, aber ich fror auch von innen. Eisiger Graupel rieselte über meinen Rücken hinweg und verflüchtigte sich, als ich die Treppe hinter mir gelassen hatte.
    Ich stand wieder in einem dunklen Flur. Da ich mir vorgenommen hatte, das Haus zu durchsuchen, wollte ich bei Abbé Blochs Zimmer beginnen. Es waren nur wenige Schritte, die ich vorsichtig zurücklegte. Ebenso vorsichtig öffnete ich die Tür, immer darauf gefasst, dass mir der Templer mit dem Messer einen Schritt voraus war und schon auf mich lauerte.
    Der Fall trat nicht ein. Dafür ging ich in den Raum hinein und schaute sofort zum Fenster hin.
    Eine graue, rechteckige Fläche in der Wand, durch die kein Licht sickerte, weil die Außenleuchte nahe der Eingangstür nicht eingeschaltet worden war.
    Erst jetzt ging ich das Risiko ein und durchleuchtete den Raum.
    Die Tür hatte ich bis zur Wand aufgedrückt und keinen weichen Widerstand gespürt. Dort stand also niemand.
    Natürlich fand der Lampenstrahl ein Ziel.
    Es war der Skelett-Sessel! Ich hielt unwillkürlich den Atem an, als ich ihn sah, und ich dachte jetzt wieder daran, dass ich der Eigentümer des Sessels war. Eigentlich verrückt und kaum vorstellbar, aber es stimmte. Der Sessel gehört mir allein. Ich hatte ihn ersteigert.
    Seinem Geheimnis war ich noch nicht auf die Spur gekommen. Ich wusste nur, dass er Menschen verschwinden lassen konnte und dass er es auch schaffte, selbst zu verschwinden.
    Das Möbel selbst bestand tatsächlich aus den Gebeinen eines Menschen. Sogar der Totenschädel war noch vorhanden. Er schaute über die Mitte der Lehne hinweg. Die leeren Augenhöhlen, die Nase, das breite Maul, ich sah jede Einzelheit in seinem schimmernden Gebein. Vom Licht meiner Lampe war es heller geworden, und wenn sich der Strahl bewegte, kriegten die Knochen ein fleckiges Aussehen.
    Der Sessel bestand aus einem Stück. Es war praktisch ein sitzender Knochenmensch, wobei die Sitzfläche von Knochenböden gebildet wurde, auf denen ein weiches Kissen lag. Wer immer sich hinsetzte, sollte es so bequem wie möglich haben.
    Noch immer hatte der Skelett-Sessel nichts von seiner Faszination auf mich verloren. Ich war nach wie vor von ihm angetan, doch jetzt kam noch ein Gefühl des Schauderns hinzu, als ich ihn anblickte. Es mochte an der Dunkelheit und dem kalten Licht liegen, beides passte irgendwie nicht zusammen und spiegelte sich auf dem Gebein wider, das so aussah, als wäre es in Bewegung geraten.
    Der Sessel gehörte mir. Ich wusste auch, dass er mir nicht feindlich gegenüberstand.
    Er zog mich an.
    Er schien mit mir kommunizieren zu wollen, und er lockte mich auch herbei.
    Was geschah, wenn ich mich auf ihm niederließ? Würde er seine Kräfte ausspielen und mich verschwinden lassen? Ich dachte daran, dass er der Weg nach Avalon war und ich auch schon auf ihm sitzend Nadine Bergers Stimme gehört hatte, jene Frau, die in Avalon eine neue Heimat gefunden hatte und von ihrem alten Leben als Schauspielerin und Wölfin mit menschlicher Seele nichts mehr wissen wollte.
    Der Gedanke, mit Hilfe des Sessels nach Avalon zu reisen, begeisterte mich natürlich. Es
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