0780 - Vorstoß nach Avalon

der Inspektorin zu.
    »Warum nicht?«, fragte sie verständnislos zurück. »Ich will nicht warten, bis ich mich selbst in ein Skelett verwandelt habe.«
    »Wir wollen schauen, ob wir hier irgendwo magische Gegenstände finden.«
    »Wie wäre es denn mit dem Gerümpel dort?«, höhnte Asha. Sie leuchtete auf einigen Krimskrams in der Nähe eines Nebenstollens. Die Dinge hatten sich offenbar einst in einer Holztruhe befunden. Doch von dieser war im Laufe der Zeit nicht viel übrig geblieben. Wahrscheinlich hatten die Holzwürmer ganze Arbeit geleistet. Falls es solche oder ähnliche Tierchen in Avalon gab…
    »Wie wäre es denn hiermit?«
    Teri hob eine Muschel hoch. Sie war so groß wie eine kleine Honigmelone und schillerte in allen Farben des Regenbogens.
    »Wirklich hübsch!«, mokierte sich Asha. »Und wo willst du das gute Stück unterbringen? In deinem Tanga?«
    »Ich werde die Muschel in der Hand behalten«, gab Teri ernsthaft zurück. »Das hier ist keine gewöhnliche Muschel. Das spüre ich ganz deutlich.«
    Obwohl Teris eigene Magie in Avalon nicht funktionierte, hatte sie als Druidin nach wie vor ein intuitives Verständnis für fremde Zauberei.
    Sie hob die spindelförmige Muschel und hielt sie an ihr linkes Ohr.
    Ein Rauschen ertönte, wie man es vom Horchen an der Öffnung einer am Strand gefundenen Muschel erwarten konnte. Und doch war es anders als bei einem vergleichbaren irdischen Gegenstand.
    Die Druidin konnte die Magie der Muschel nun deutlich spüren. Aber die Zauberkraft war der Druidin nicht feindlich gesinnt. Ganz im Gegenteil.
    »Bist du bald mal fertig mit deinen Naturerkundungen? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!«
    »Halt doch endlich mal die Klappe, Asha!«, fauchte Gryf. »Siehst du nicht, dass Teri einen magischen Kontakt aufgenommen hat?«
    Das Wunder geschah. Asha Devi war wirklich einen Moment lang still. Zeit genug für Ten, sich mit der Muschel vertraut zu machen.
    Zuerst horchte die Druidin auf das Rauschen der Muschel. Dann drückte sie die farbige Oberfläche des Zaubertiers gegen ihre Stirn.
    Das dauerte einige Minuten. Asha tippte bereits mit der Schuhspitze nervös auf den Boden. Aber dann ließ Teri ihre Arme mit der Muschel sinken. Ihr Gesicht hatte einen entschlossenen Ausdruck angenommen.
    »Ich habe mich innerlich mit der Muschel verbündet. Sie hat einst einem Schamanen gehört, der zur Urbevölkerung der Nebelinsel zählte. Diese Urbevölkerung war es auch, die diese Kultstätte hier errichtet hat. Sie sind später von den Zauberpriesterinnen verfolgt und vernichtet worden.«
    »Da konnte ihnen also auch die Magie der Muschel nicht helfen«, sagte Gryf leicht enttäuscht.
    »Nein, insgesamt ist der Zauber von Onda und ihren Anhängerinnen zu stark. Aber die Muschelmagie hilft mir wenigstens, die Absichten der Hohen Priesterin zu durchschauen. Und vielleicht auch zurückzuschlagen.«
    »Schade, dass du die Muschel nicht schon früher hattest«, stichelte Asha Devi. »Dann wärst du nicht auf dieses Zamorra-Trugbild hereingefallen und hättest uns nicht in die Falle rennen lassen!«
    »Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du eine richtige Zimtzicke bist?«, fragte Gryf die Inderin.
    Die Inspektorin öffnete den Mund zu einer gepfefferten Antwort. Doch da meldete sich bereits wieder Teri zu Wort.
    »Prügeln können wir uns später. Wir sollten lieber machen, dass wir hier herauskommen. Onda lässt das ganze Gelände umstellen.«
    »Das hat dir wohl die Muschel verraten?«, ätzte Asha.
    »Allerdings«, entgegnete die Druidin ernsthaft. »Und sie hat mir auch gesagt, wo sich der Ausgang befindet. Wir müssen dort in den nächsten Stollen links abbiegen.«
    Der stärker werdende Luftzug bestätigte Teris Worte. Asha leuchtete mit ihrer Lampe in den Nebengang. Es war so eng dort, dass die drei eng nebeneinander gehen mussten.
    »Da vor dir ist eine Tür«, sagte Teri.
    Asha Devi stellte überrascht fest, dass Teri Recht hatte. Wenig später traf der Lichtstrahl der Taschenlampe die mit Metall beschlagenen Holzbohlen einer Pforte!
    Asha wollte die Tür schon aufstoßen. Da hielt Teri sie zurück.
    »Sei vorsichtig. Die Muschel hat mich gewarnt. Sie sagt, dass Onda vor Wut schäumt. Die Hohe Priesterin aktiviert alle Möglichkeiten von Avalon, um uns zu beseitigen. Onda kann auch die Tierwelt magisch beeinflussen.«
    »Sehr interessant!«
    Asha ignorierte die Druidin, setzte ihren linken Fuß gegen die Tür und trat kräftig zu. Die Scharniere knarrten. Gleich darauf