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0776 - Racheengel Lisa

0776 - Racheengel Lisa

Titel: 0776 - Racheengel Lisa
Autoren: Jason Dark
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nächste Etage oder das Dach in Frage. Wahrscheinlich war dort eine weitere Falle für mich aufgebaut.
    Okay, ich würde sie akzeptieren. Natürlich rechnete ich mit weiteren Wurfgeschossen und hielt mich deshalb dicht an der Wand, denn eine andere Deckung gab es nicht.
    Mir flog nichts entgegen. Dafür hatten die Tritte der Fliehenden einen anderen Klang erhalten. Sie waren nicht mehr so dumpf, auch nicht so hastig, zudem wehte ein kalter Luftzug durch das Haus, und der erwischte mich von oben.
    Da war etwas offen!
    Ich blieb für einen Moment stehen, und dies in der ersten Etage.
    Genau hier hörte die Treppe auf. Aber Lisa war weitergelaufen, also musste es eine nächste geben.
    Die lag am Ende des Flurs.
    Es war auch keine Treppe, sondern eine Stiege, der ich mich vorsichtig näherte. Sie befand sich am Ende des Flurs und führte zu einer jetzt hochgestellten Klappe in der Decke. Über dieser Etage musste ein Speicher liegen, von dort konnte man auf das Dach gelangen. Ich war davon überzeugt, dass Lisa diesen Weg genommen hatte. Und was sie konnte, das schaffte ich auch…
    ***
    Der Hass auf den bösen Menschen wühlte in ihr und ließ sie fast verzweifeln. Lisa hatte alles versucht, aber es hatte nicht geklappt.
    Weder der Spaten noch die Vase hatten ihn aufhalten können, und er würde nicht aufgeben.
    Sie dachte nicht daran, einen Fehler gemacht zu haben, als sie die Stiege hochkletterte und den Speicher mit den schrägen Wänden und den ebenfalls schrägen Dachfenstern erreichte.
    Mummy war ja bei ihr. Sie würde sie beschützen. Ihr wunderbarer Geruch hatte sie auch im Haus begleitet. Eine Fensterklappe hatte sie in die Höhe gedrückt und hielt ihr Gesicht gegen den kalten Wind, der wie mit zahlreichen Fingern über die Haut tastete, als wollte er jeden Millimeter davon liebkosen.
    Lisa dachte wieder an ihre Mutter. Sie glaubte, dass sie ihr den Wind zur Kühlung geschickt hatte, lächelte plötzlich, bevor sie durch das Fenster kletterte.
    Dicke, dunkle, mit einer leicht grünlich schimmernden Schicht bedeckte Dachpfannen erwarteten sie. Sie waren ziemlich feucht und bildeten eine einzige Rutschbahn.
    Sehr vorsichtig musste sie schon sein, denn direkt hinter dem Fenster führte der Weg ziemlich steil der Dachrinne entgegen. Wenn sie da den Halt verlor, würde sie über die Kante hinweg in die Tiefe stürzen. Aber dort wollte sie nicht hin. Ihr Ziel war der Kamin, der dicht neben dem First in die Höhe wuchs. Dort konnte sie Halt finden, und deshalb drehte sie ihren Körper, um in diese Richtung zu robben. Des öfteren rutschte sie ab, fand nur wenig Halt, aber sie machte weiter und ließ sich nicht beirren. Mummy war bei ihr, Mummy würde ihr den nötigen Schutz geben, zusammen mit den Engeln, die sie in ihren Schoß gebettet hatten.
    Sie kam höher.
    Der Kamin war ein wuchtiger, viereckiger Klotz aus einem grauen Gestein. Als sie ihn zum ersten Mal berührte, spürte sie, wie rau die Oberfläche war.
    Sie musste weiter.
    Sie musste höher.
    Und sie schaffte es.
    Seitlich an den Kamin gelehnt, legte sie eine kleine Pause ein. Ihr Atem ging heftig. Die hellen Wolken vor ihren Lippen wollten einfach nicht verschwinden. Sie dachte nicht mehr an den Verfolger, sondern nur noch an ihre Mutter, die sie irgendwo erwarten würde.
    Die letzte Strecke.
    Lisa keuchte, als sie den Arm hob. Ihre Hand tastete sich an der rauen Außenwand höher, bis sie den Rand erreichte, um sich an der inneren Seite des Rands festzuklammern.
    Da hatte sie genau den Halt gefunden, um sich auf die Beine zu ziehen. Sie schaffte es und lachte dabei. Der Kamin diente ihr als Stütze, als sie den Weg zurückschaute, den sie gekommen war.
    Der Verfolger erschien am Dachfenster. Lisa konnte seine Hände erkennen, die sie ihm am liebsten abgehackt hätte, was ja leider nicht möglich war. Bei diesem Gedanken bekam ihr Gesicht einen hasserfüllten Ausdruck, der sich sehr schnell wieder änderte, als sie den Geruch ihrer Mutter überdeutlich wahrnahm und ihr plötzlich klar wurde, dass sie ihr nach ihrem Tod nie so nahe gewesen war wie jetzt.
    Was kümmerte sie der böse Mann? Die Mutter war wichtiger. Mit der linken Hand hielt sie sich am Rand des Kamins fest. Dann bewegte sie den Kopf, weil sie herausfinden wollte, wo der Geruch am intensivsten war.
    An ihrer linken Seite.
    Stand sie dort?
    Lisa schaute mit weit aufgerissenen Augen über das Dach hinweg, ohne die Mutter sehen zu können. Aber der Geruch war da. So wunderbar, süßlich wie ein
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