Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0776 - Racheengel Lisa

0776 - Racheengel Lisa

Titel: 0776 - Racheengel Lisa
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ihr hinter ein struppiges Gebüsch geduckt hatte. Die Zweige standen so weit auseinander, dass ich durch genügend Lücken schauen konnte und auch mitkriegte, wie sich die Lage zuspitzte.
    Plötzlich zog Lisa die Waffe!
    Zum ersten Mal bekam ich den verfluchten Pfahl zu Gesicht. Ich sah, dass er ziemlich kompakt war und an der vorderen Seite spitz zulief. Ein Instrument des Grauens, das sie in die Brust des Vaters versenken wollte.
    Mein Finger lag am Abzug. Auf der anderen Seite würde Suko sicherlich ähnlich reagieren. Wir würden zugleich schießen, ohne dass wir uns abgesprochen hatten, und da fiel Lisa zurück. Sie war gestolpert und landete rücklings auf dem Grab ihrer Mutter.
    Ich atmete auf. Das Schicksal hatte es noch einmal gut mit Alfred Darius gemeint, doch ich sah keinen Sinn mehr darin, weiterhin in Deckung zu bleiben.
    Auch Suko war der Meinung. Zugleich verließen wir unsere Plätze und liefen auf den Schauplatz des Geschehens zu, wo das Drama noch längst nicht beendet war.
    Lisa lag auf dem Rücken, doch sie war nicht wehrlos. Sie stieß noch einmal zu, und wir konnten nicht eingreifen, weil unsere Sicht-und Schussperspektive zu ungünstig war.
    Dafür hörten wir den Schrei.
    Wir sahen das Blut, und einen Moment später brach Darius auf dem Grab seiner Frau zusammen.
    Die Schuld an diesem Vorgang trugen Suko und ich, weil wir beide versagt und Lisa unterschätzt hatten…
    ***
    Lisa hatte keine Rücksicht mehr gekannt. Und sie hatte es so machen wollen wie bei ihrem Onkel und bei all den anderen Personen, die durch ihre Hand gestorben waren.
    Der Pfahl hatte ihren Vater in der linken Brustseite treffen sollen, um sein Herz zu durchbohren, doch der Mann hatte Glück. Reflex, Instinkt oder einfach nur Reaktion retteten ihn. Er wusste es selbst nicht, denn während er fiel und unter sich das schrecklich verzerrte Gesicht seiner Tochter sah, wobei er noch der Spitze entgegenkippte, da drehte er sich zur Seite, und die Spitze des Pfahls erwischte nicht seine Brust, sondern stach in den linken Arm hinein.
    Ziemlich hoch und fast an der Schulter wurde er erwischt. Der Schmerz war kaum zu beschreiben. Er wühlte sich durch seinen Körper, es war einfach grauenhaft. Er sah das Blut aus der Wunde fließen und die Gestalt seiner Tochter vor seinen Augen verschwimmen, als wäre sie in das Grab eingetaucht.
    Dann fiel er auf die weiche Erde. Er hörte sich leise wimmern, Schatten tanzten vor seinen Augen, und neben ihm bewegte sich Lisa. Dann krachte ein Schuss.
    Lisa schrie – und huschte weg!
    Er aber blieb auf dem Grab liegen, schielte nach links und schaute zu, wie sein Blut im Erdreich versickerte, als wollte es den toten Körper seiner Frau zum Leben erwecken…
    ***
    Ich musste einfach etwas unternehmen, schoss im Laufen, in der Hoffnung, die Mörderin zu erwischen. Sie war raffiniert, hatte sich sehr schnell bewegt und war mit einer heftigen Bewegung und einer gleichzeitigen Drehung hinter dem Stein am Kopfende des Grabs verschwunden. Suko war für einen gezielten Schuss noch zu weit weg, er feuerte trotzdem, traf ebenso wenig wie ich.
    Dafür hörte ich ihn fluchen. Er schrie seine Wut und seinen Frust über unser Versagen hinaus, denn das stand mittlerweile fest. Wir hatten versagt.
    Ich erreichte das Grab zuerst und auch den dort liegenden Alfred Darius. Schon beim ersten Hinsehen fiel mir ein Stein vom Herzen.
    Der Mann lebte noch. Diesmal hatte der Pfahl nicht seine Brust zerrissen, sondern ihn am Arm und in Höhe der Schulter erwischt. Die Wunde war so schlimm, dass wir es nicht riskieren konnten, ihn allein zu lassen, einer musste sich um ihn kümmern.
    »Mach du das, Suko…«
    »Wieso?«
    »Bring ihn zum Wagen. Ruf einen Arzt an!«
    »Und du?«
    »Ich hole mir Lisa!«
    Suko nahm sich die Zeit, um mir einen harten und wütenden Blick zuzuwerfen. Ich wusste, dass es ihm nicht passte, er wäre gern zusammen mit mir auf die Suche gegangen, doch das Gebot der Menschlichkeit konnten wir einfach nicht umgehen. Einer musste sich um den Verletzten kümmern und ihn zum Wagen schleppen.
    »Okay, wir werden uns bestimmt treffen, John.«
    Ich hörte seine Worte kaum noch, denn ich war bereits in das Strauchwerk hinter dem Grabstein eingetaucht…
    ***
    Männer – böse Männer!
    Wie zwei Geister waren sie plötzlich erschienen und hatten sogar auf sie geschossen.
    Sie wollte es nicht wahrhaben, sie fluchte darüber, sie keuchte auch und schrie – aber sie rannte weg. Lisa musste fort, sie durfte den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher