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0776 - Racheengel Lisa

0776 - Racheengel Lisa

Titel: 0776 - Racheengel Lisa
Autoren: Jason Dark
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gewundert.«
    »Schön oder nicht schön. Es bleibt eine Tatsache. Und ich weiß auch, mit welcher Waffe man ihn umbrachte. Was ihm die Brust zerfetzte, Mr. Sinclair. Denn darauf kommt es an.«
    Ich nickte ihm zu. »Bitte, ich warte.«
    »Es war ein Pflock, ein Pfahl, und wir beide wissen doch, wozu er eingesetzt wird, nicht wahr?«
    »Was denken Sie denn, Mr. Darius?«
    »Vampire«, formulierte er leise und schaute mir dabei scharf in die Augen. »Mit einem vorn zugespitzten Eichenpflock ist es möglich, Vampire zu vernichten. Das haben wir schon als Kinder gelernt.«
    »Sie vielleicht, ich nicht. Dafür kam ich später in einen doch sehr engen Kontakt.«
    »Das habe ich gemeint.«
    »Und ich frage Sie, ob Ihr Bruder ein Vampir gewesen ist, wenn er schon auf eine derartige Art und Weise ums Leben kam.«
    »Nein, das war er nicht.«
    »Warum hat man ihn dann mit einem Eichenpflock getötet?«
    Darius senkte den Blick. »Weil man geglaubt hat, er wäre einer. Weil der Täter schrecklich ist, weil er sich nicht mehr unter Kontrolle hat, weil er ausbrach.«
    »Das hört sich nach Gefängnis an.«
    »Nein, nein oder so ähnlich, Mr. Sinclair. Der Täter ist ausgebrochen, nur nicht aus einem Gefängnis oder einem Zuchthaus, sondern aus einer Psychiatrischen Klinik.«
    »Alle Achtung«, sagte ich, »Sie wissen viel.«
    »Zu wenig, Mr. Sinclair. Aber hat Ihnen Sir James da nichts Genaueres mitgeteilt?«
    »Leider nein.«
    »Dann will ich es tun.«
    »Ich bitte darum, denn Sie haben sich so angehört, als wäre Ihnen der Täter nicht unbekannt.«
    »Stimmt, Mr. Sinclair, stimmt genau. Die Person ist mir auch nicht unbekannt, denn ich kenne sie gut. Ich habe an meinem eigenen Busen eine Schlange genährt…«
    Ich bekam eine leichte Gänsehaut, weil ich ahnte, worauf seine Worte hinausliefen, doch ich stellte keine Zwischenfrage, sondern ließ ihn weiterreden.
    »Der Mörder ist kein Mörder. Er ist eine Mörderin.«
    Ich wunderte mich. »Und weiter?«
    Darius atmete laut und keuchend. Er schwitzte wieder, wischte den Schweiß mit dem Jackenärmel weg, leckte über seine Lippen und fand Kraft für eine präzise Antwort. »Der Mörder, nein, die Mörderin ist Lisa, meine eigene Tochter…«
    ***
    Erinnerungen Die Messe war zu Ende, der Pfarrer hatte seinen Segen gegeben und verließ die Kirche durch die Tür zur Sakristei. Es befanden sich nur wenige Menschen in der kleinen Kapelle, die zum Komplex der Anstalt gehörte, aber diejenigen blieben noch für eine Weile sitzen, tief in Gedanken versunken und darüber nachdenkend, was ihnen in der kurzen Predigt gesagt worden war.
    Weihrauch durchzog das Innere der Kapelle. Draußen lag ein düsterer Tag, und nur wenig Licht fiel durch die relativ hohen Fenster des kleinen Baus, um sich auf und zwischen den wenigen Bänken zu verteilen.
    Lisa Darius saß in der zweiten Reihe, direkt am Mittelgang. Sie hielt den Kopf gesenkt und hatte die Hände zusammengefaltet im Schoß liegen. Ihr Blick war ins Leere gerichtet, sie nahm den Geruch des Weihrauchs auf, und sie fühlte sich so wohl, so wunderbar. So und nicht anders mussten sich auch die Engel fühlen, die im Himmel schwebten, um auf die Menschen herabzuschauen, damit diese Gutes taten. Aber sie waren schlecht, die Menschen, sie gingen ihren eigenen Gelüsten nach, sie nahmen keine Rücksicht, sie verleugneten die Engel sogar, sie glaubten nicht an diese herrlichen Wesen, und das, so hatte sich Lisa vorgenommen, musste sich ändern.
    Sie glaubte an die Macht der Engel!
    Schon als kleines Kind hatte sie sich damit beschäftigt, denn immer wieder waren es die Engel gewesen, die mit ihr Kontakt aufnahmen, die sich ihr offenbarten und ihr erklärten, dass sie von ihnen ausgesucht worden war.
    Es war so herrlich gewesen, mit ihnen zu sprechen, und sie hatte es oft getan. Viel öfter als mit den Menschen und ihren eigenen Eltern. Die Engel waren ihre echten Freunde, und sie hatten ihr auch den Auftrag mit auf den Weg gegeben, das Böse in der Welt zu vernichten, wo es anzutreffen war.
    Es war viel Böses in der Welt, zu viele Dämonen, zu viele grausame Menschen, die dem Himmel und auch den Engeln abgeschworen hatten, und das konnte Lisa nicht hinnehmen. So etwas musste geändert werden, und so hatte sie sich auf den Weg gemacht, um die Menschen zu überzeugen, dass es besser wäre, wenn sie umkehrten.
    Sie hatten es nicht getan. Im Gegenteil, sie war von ihnen ausgelacht worden, man hatte sie verspottet, verhöhnt, sogar vertrieben, und
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