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0776 - Die Krieger-Prinzessin

0776 - Die Krieger-Prinzessin

Titel: 0776 - Die Krieger-Prinzessin
Autoren: Roger Clement
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Zimmerdecke zu donnern.
    Das Ergebnis war noch lautere Musik. Der Nachbar musste die Lautstärkeregler bis zum Anschlag aufgedreht haben.
    »Der wird sein blaues Wunder erleben! Ich bin gleich zurück, mein Zuckerprinz!«
    Asha verließ ihre Wohnung, rannte die Treppe hinauf und klingelte bei ihrem Nachbarn Sturm. Der Kerl öffnete nach ein paar Minuten. Er war ungefähr 20 Jahre alt, trug Trendklamotten und hatte eine Baseballkappe schief auf dem Kopf.
    Der Nachbar grinste und maß Ashas Figur mit einem anzüglichen Blick. Da sie nur Shorts und ein ärmelloses T-Shirt trug, gefiel ihm die Aussicht zweifellos. Doch er hatte nicht lange Freude daran.
    Die Inspektorin rammte ihm ohne Vorwarnung ihre Faust mitten ins Gesicht!
    Der Hip-Hop-Fan fiel rückwärts um. Asha stieg über ihn hinweg. Die Wohnung des Nachbarn war genauso geschnitten wie ihre eigene. Daher fand sich die Inspektorin schnell zurecht.
    Zielstrebig stiefelte sie auf die Hi-Fi-Anlage zu. Sie riss den Steckkontakt aus der Wand, öffnete das Fenster und warf CD-Player und Tuner hinaus. Unten standen die zahlreichen Mülltonnen der grauen Mietskaserne. Es gab ein schepperndes Geräusch, als die Anlage auf den Blechdeckeln landete.
    Asha kehrte in ihre Wohnung zurück. Im Vorbeigehen sagte sie zu dem Hip-Hop-Fan: »Wenn ich noch ein Geräusch aus deiner Bude höre, das lauter ist als ein Flöhehusten, dann bist du ein toter Mann!«
    Vasu lag in seiner Wiege. Er war schon fast eingeschlafen. Asha beugte sich über ihn, legte ihm seinen kleinen Stoffelefanten griffbereit hin und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
    Unendliche mütterliche Liebe durchströmte die Inspektorin. Sie summte ein Wiegenlied, bis Vasu endgültig eingeschlummert war.
    Da klingelte es an ihrer Tür!
    »Wenn das dieser Hip-Hop-Spinner ist, kann er seine Knochen nummerieren!«, knurrte Asha Devi.
    Sie rannte zum Eingang und riss die Tür auf. Doch es war nicht ihr Nachbar. Der Anblick, der sich der indischen Polizistin bot, war noch viel schlimmer.
    Ihr verhasster Vater stand vor ihr, mitsamt zwei Bodyguards.
    Ashas Abscheu vor ihrem Erzeuger hatte einen guten Grund. Als sie noch ein kleines Kind war, hatte er sie den Göttern opfern wollen, um sich bei den mächtigen Wesen einzuschmeicheln.
    Doch glücklicherweise hatten Brahma, Vishnu, Shiva und die anderen Götter Indiens das Blut eines unschuldigen Kindes als Opfergabe abgelehnt. Stattdessen stellten sie Asha unter ihren besonderen Schutz. Daher fühlte die Inspektorin sich seit damals als Liebling der Götter. Immerhin war ja auch ein leibhaftiger Gott der Erzeuger von Vasu gewesen. Asha liefen immer noch heiße und kalte Schauer über den Rücken, wenn sie an die Umarmungen von Gandharva dachte. Aber diese schönen Erinnerungen reichten trotzdem nicht aus, um ihre aufkommende schlechte Laune zu überdecken.
    »Was willst du denn hier?«, fragte sie gereizt.
    »Asha, meine einzige Tochter!« Ramesh Devi ließ die Inspektorin dasselbe Lächeln sehen, mit dem er immer seine Wähler köderte. Der mächtige Mann spielte eine bedeutende Rolle in der BJP, der nationalistischen Hindu-Partei Indiens. Außerdem war er noch ein erfolgreicher Geschäftsmann und einer der wohlhabendsten Männer des indischen Subkontinents.
    Er schob sich an seiner Tochter vorbei in die Wohnung. Seine Gorillas folgten ihm wie gehorsame Hündchen. Ramesh Devi war Anfang 60. Sein ergrautes Haar trug er straff zurückgekämmt. Der Schnurrbart war immer noch schwarz. Er hatte dieselbe haselnussbraune Hautfarbe wie Asha. Auch sonst konnte man nicht übersehen, dass sie Vater und Tochter waren.
    »Warum verschwindest du nicht und manipulierst ein paar Wahlurnen? Oder sorgst dafür, dass Vertreter anderer Parteien tragische Unfälle erleiden?«
    »Alles böswillige Gerüchte«, brummte Ashas Vater. »Ich bin gekommen, um meinen Enkel zu sehen!«
    Asha brauchte sich nicht zu fragen, woher ihr Vater von-Vasus Existenz wusste. Bekanntlich hörte Ramesh Devi das Gras wachsen. Es war nahezu unmöglich, etwas vor ihm geheim zu halten. Daher hatte er nun auch mitbekommen, dass er Großvater geworden war…
    »Ist das Kind im Schlafzimmer?«
    »Untersteh dich, da reinzugehen!«, drohte Asha voller unterdrückter Wut. »Vasu ist gerade eingeschlafen, und ich…«
    »Vasu heißt er? Ein schöner Namen für einen indischen Jungen. Genau wie der Name Asha. Aber…«
    »Aber ich bin ja nur ein Mädchen geworden!«, höhnte die Inspektorin. »Das hast du Mutter ja bis heute nicht
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