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0776 - Die Krieger-Prinzessin

0776 - Die Krieger-Prinzessin

Titel: 0776 - Die Krieger-Prinzessin
Autoren: Roger Clement
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bei Verhören mit Verdächtigen leicht einmal die Hand ausrutschte. Bis zur Klärung der Sachlage durfte sie keinen Polizeidienst schieben.
    Das hatte immerhin den Vorteil, dass sie sich nun ganz ihrem Baby widmen konnte…
    »Gleich gibt’s Happa-Happa!«, verkündete Asha Devi. »Feines Bananenbreichen für meinen Zuckerprinzen!«
    Vasu saß bereits mit vorgebundenem Lätzchen in seinem Kinderstuhl. Seufzend verdrehte er seine dunklen Augen.
    »Wir sind jetzt allein, Mama! Da kannst du diese Tele-Tubbies-Sprache bleiben lassen!«
    Asha prüfte kritisch die Temperatur des Breis, Dann schob sie einen Drahtuntersetzer unter den Topf und ging zu Vasu hinüber. In einer plötzlichen Gefühlsaufwallung hob sie ihn aus dem Stühlchen und drückte ihn an sich.
    »Verzeih mir, meine Juwelengazelle«, flötete die Inspektorin. »Ich vergesse immer, dass du nur die Gestalt eines süßen Babys, hast und die Weisheit von Jahrtausenden in deinem Geist wohnt. Es ist nur… weil ich dich so sehr liebe!«
    »Und ich liebe dich, Mama«, erklärte Vasu ernsthaft.
    Asha Devis Kind war ein Halbgott. Sein Vater war Gandharva, ein indischer Gott. Vasus Aufgabe bestand darin, einen Ausgleich zwischen Göttern und Dämonen zu schaffen und zu verhindern, dass die Schwarzblütigen zu mächtig wurden. Während der vergangenen Jahrtausende war er deshalb immer wiedergeboren worden, bis er jetzt im Jahre 2004 seine jetzige Gestalt angenommen hatte. Und Asha Devi, die rabiate Inspektorin der India Demon Police, war seine momentane Mutter.
    Asha Devi hatte sich verändert, seit Vasu in ihr Leben getreten bzw. gekrabbelt war. Während sie allen anderen Menschen gegenüber nach wie vor egozentrisch und selbstherrlich auftrat, schmolz sie im Umgang mit Vasu dahin wie Schnee in der Sonne. Sie selbst hatte nie mütterliche Liebe erfahren. Daher versuchte sie, ihrem Sohn so viel wie möglich davon zu geben…
    Die Inspektorin füllte den Bananenbrei in eine Schale, die mit tanzenden Schildkröten dekoriert war. Dann gab sie Vasu, den sie inzwischen wieder in seinen Stuhl gesetzt hatte, sein Essen.
    »Danke, Mama.« Das Baby begann zu löffeln.
    Vasus Geist steckte im Körper eines Kleinkindes. Doch er verfügte durch seine Jahrtausende alte Erfahrung über zahlreiche magische Fähigkeiten, die er allerdings erst nach und nach zurückerlangte. Aber man durfte ihn keinesfalls unterschätzen, nur weil er scheinbar ein Baby war.
    »Ich denke, dass wir meinen Künder bald wieder sehen werden«, sagte er beiläufig.
    Asha Devi biss sich auf die Lippen, sagte aber nichts. Es wurmte sie ganz gewaltig, dass Zamorra von den Göttern als Vasus Künder bestimmt worden war. In dieser Funktion war der Dämonenjäger für Ashas Sohn eine Art väterlicher Ratgeber und Beschützer.
    Die Inspektorin fühlte sich dadurch zurückgesetzt. War sie vielleicht nicht in der Lage, ihrem Kind etwas beizubringen und es vor Schaden zu bewahren? Aber Asha hatte höchsten Respekt vor den Göttern. Niemals hätte sie es gewagt, sich gegen deren Willen aufzulehnen. Aber musste es ausgerechnet Zamorra sein, der sich - aus Ashas Sicht betrachtet - ohnehin ständig in ihre Angelegenheiten einmischte?
    Vasus rundes Kindergesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Freust du dich denn gar nicht, Mama? Ich mag Zamorra und Nicole Duval furchtbar gerne!«
    Asha griente nun ebenfalls. Aber so, als ob sie in eine Zitrone gebissen hätte. »Ich auch, mein Zuckerprinz, ich auch…«
    Vasu gluckste vor Vergnügen. Die Inspektorin fragte sich, inwieweit er sie durchschaut hatte. Immerhin hatte er bereits bewiesen, dass er sich in einen Dämonenhauptmann verwandeln und durch Zeit und Dimensionen reisen konnte. Und zwar ohne fremde Hilfe, wie es sich für einen Halbgott gehörte.
    Doch momentan gähnte Vasu erst einmal herzhaft. Er hatte seinen Bananenbrei aufgegessen.
    »Möchte mein Zuckerprinz jetzt Bu-bu machen?«, säuselte Asha.
    »Mama, ich bin zwar ein Baby, und Babys brauchen viel Schlaf. Aber du kannst trotzdem ganz normal mit mir reden.«
    »Verzeih, mein Honigheld.«
    Asha nahm Vasu auf den Arm und trug ihn hinüber in ihr Schlafzimmer. Dort befand sich auch seine Wiege. Momentan herrschte in dem Raum allerdings ein infernalischer Lärm. Er drang durch die Zimmerdecke.
    »Unser neuer Nachbar ist Hip-Hop-Fan!«, knurrte die Inspektorin. »Der wird mich kennen lernen!«
    Sie legte Vasu in die Wiege, stiefelte hinaus und kam mit einem Besenstiel zurück. Den benutzte sie, um gegen die
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