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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten
Autoren: Christian Constantin
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Scheibe befand, und an der rechten Wand lagen die zwei Hälften eines kaputten Tisches.
    Vorsichtig begutachtete er die wie versteinert wirkende Gestalt hinter dem Sessel. Er machte dabei noch keinen Schritt auf sie zu; schließlich war es möglich, dass sie gleich auf ihn losgehen würde, wie es ihre Freunde getan hatten. Obwohl das Mädchen momentan nicht gerade so aussah, als hätte sie vor, jemanden anzugreifen.
    Jenny war eine hübsche junge Frau mit blonden Haaren und einem scharf geschnittenen Gesicht, das zurzeit qualvoll verzerrt war. Sie zeigte keine Reaktion auf das Licht der Taschenlampe, das auf ihren Körper fiel. Offenbar nahm sie es überhaupt nicht wahr.
    Ihre linke Hand hatte sie zur Faust geballt und zur Hälfte in ihren Mund gesteckt. Augenscheinlich hatte sie dann mit aller Kraft zugebissen. Blut lief aus ihren Mundwinkeln und hatte auf dem Boden eine kleine Lache gebildet. Ihre Augen starrten unbeweglich auf die gegenüberliegende Wand. In ihrem Gesicht war ebenfalls keine Regung zu erkennen.
    Behutsam näherte er sich dem Mädchen.
    »Jenny?«, flüsterte Zamorra. »Jenny? Es wird alles gut. Du bist nicht mehr allein. Ich bin hier, um dir zu helfen.«
    Aber was auch immer sie in diesen Zustand versetzt hatte, ließ sich nicht abschütteln. Die junge Frau verzog keine Miene.
    Der Dämonenjäger kniete vor ihr nieder und nahm das Amulett von seiner Brust. Er verschob die Runen, die den Rand von Merlins Stern säumten, mit fliegenden Fingern, bis sie in einer bestimmten Position arrangiert waren und berührte dann behutsam die Stirn des Mädchens mit dem Amulett.
    Es zeigte keine Reaktion.
    Sie ist nicht direkt angegriffen worden, schloss Zamorra. Sie ist nur völlig traumatisiert. Sie hat irgendetwas gesehen, das sie in diesen Zustand versetzt hat.
    »Jenny?«, sagte er noch einmal leise und versuchte, seine Stimme so warm und freundlich wie möglich klingen zu lassen. »Du musst keine Angst mehr haben. Verstehst du mich?«
    Ein paar Sekunden verstrichen. Dann nickte das Mädchen langsam.
    Vorsichtig nahm Zamorra ihre rechte Hand. Sie war verkrampft und zitterte. »Ich würde dieses Haus gerne verlassen, Jenny. Möchtest du mit mir kommen?«
    Bei diesen Worten flackerte etwas in ihren Augen. Langsam nickte sie wieder und nahm ihre Faust aus dem Mund. Blut tropfte von ihren Lippen und von den zerbissenen Hautfetzen, die sie von ihrer Hand abgelöst hatte.
    Zamorra stand auf und zog sie vorsichtig hoch. »Ich bringe dich jetzt zu David, in Ordnung?«
    Als sie den Namen ihres Freundes hörte, sah sie ihn das erste Mal direkt an. Ihr Körper hörte langsam auf zu zittern.
    »David…«, wiederholte sie den Namen leise.
    Tröstend strich Zamorra ihr durchs Haar. »Keine Sorge, Jenny. Wir bringen alles wieder in Ordnung, das verspreche ich dir.«
    In diesem Augenblick zerbarst eine Scheibe, als etwas Großes und Schnelles in voller Geschwindigkeit durch das Fenster krachte und auf Zamorra zuflog.
    ***
    »So allmählich sollte er sie gefunden haben«, murmelte Nicole. Die beiden Jungen hatten ihr mehr oder weniger ausführlich erzählt, was geschehen war. Und ohne die Illusion, etwas Nützlicheres zu tun als nur den Babysitter zu spielen, während Zamorra irgendwo in dem Anwesen herumstocherte, wurde sie allmählich unruhig.
    Da hörte sie von oben ein Splittern und ein Krachen. Für eine Sekunde musste sie gegen den Impuls ankämpfen, aus dem Kaum zu stürmen und ihrem Gefährten zu Hilfe zu eilen.
    Aber im Moment lag ihre Verantwortung bei den beiden jungen Männern. Sie konnte sie nicht aus den Augen lassen - zumindest nicht, solange sie sich in diesem Haus befanden. Dennoch konnte sie auch nicht mehr untätig herumstehen.
    Ich kann vielleicht das Grundstück ohne das Amulett nicht verlassen, ging es ihr durch den Kopf, aber ich kann sie wenigstens aus dem Haus schaffen. Kann nicht schaden, schon mal etwas Abstand zu gewinnen.
    »Hört mal her, Jungs«, sagte sie, »ich glaube, es wäre eine gute Idee, wenn wir allmählich damit beginnen, das Weite zu suchen. Folgt mir einfach und bleibt um Himmels willen in meiner Nähe!«
    Jack und David nickten.
    Vorsichtig öffnete Nicole die Tür und richtete ihre Taschenlampe auf den Eingangsbereich. Nichts rührte sich.
    »Okay«, flüsterte sie. »Los!«
    Als die beiden einen Schritt auf sie zu machten, splitterte der Boden unter Jacks Füßen und ein halb verrotteter Arm packte seinen Knöchel. Der Junge stieß einen schrillen Schrei aus.
    Gleichzeitig
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