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0773 - Der Chaosmacher

Titel: 0773 - Der Chaosmacher
Autoren: Unbekannt
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bedeutete natürlich nichts, denn Rorvic hatte schon oft in seiner Kabine gehockt und angeblich meditiert, ohne sich vom Schrillen des Interkommelders oder von einer Rundrufdurchsage dabei stören zu lassen.
    In diesem Fall aber rechnete ich damit, daß er echt in einer Klemme saß. Er vermochte sich von einem Ort zu einem anderen zu versetzen, obwohl er kein Teleporter war. Dalaimoc Rorvic erzeugte dazu mit seinen weitgehend unbekannten parapsychischen Kräften eine Art dimensional übergeordneter Krümmung außerhalb des Normalraums, durch die zwei Orte des Normalraums praktisch zusammengebracht wurden.
    Wenn er durch ein unsichtbares Tor in die dimensional übergeordnete Krümmung trat, erschien er im nächsten Augenblick an dem anderen Ort durch ein gleiches Tor.
    Als Rorvic glaubte, der Kampfroboter wollte ihn erschießen, mußte er in Panik eine dimensional übergeordnete Krümmung erzeugt haben, aber im Unterschied zu sonst wahrscheinlich ohne Kontrolle, wohin diese Krümmung führte. Vielleicht war er, nachdem er die Tore passiert hatte, in eine gefährliche Lage geraten, aus der er sich aus eigener Kraft nicht befreien konnte.
    Ich brauchte also nicht damit zu rechnen, ihn in seiner Kabine anzutreffen. Dennoch besaß ich einen triftigen Grund, dort nachzuschauen. Ganz gleich, wohin sich Rorvic voller Panik versetzt hatte, so mußte es sich dabei doch um einen Ort handeln, zu dem der Tibeter in einem gewissen Verhältnis stand.
    Niemand konnte sich nach etwas versetzen, von dem er nicht einmal ahnte, daß es existierte.
    Ich hoffte, in Rorvics Kabine einen Hinweis darauf zu finden, wohin der Mutant sich versetzt haben konnte, sei es nun eine Notiz, ein Bild oder ein Gegenstand, aus dem ich ersah, woher er stammte.
    Bald hatte ich Rorvics Kabine erreicht. Normalerweise besitzt kein Bewohner der SOL die Möglichkeit, in die Kabine eines anderen SOL-Bewohners ohne dessen Einverständnis einzudringen.
    Das war nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern auch eine Notwendigkeit, weil auf einem Raumschiff die Erhaltung und Respektierung der Intimsphäre eines Schiffsbewohners noch wichtiger ist als auf einem Planeten.
    Da Rorvic aber oft nicht auf meine Signale reagiert hatte, weil er eben oft in meditativer Versunkenheit in seiner Kabine hockte und die Wirklichkeit vergessen hatte, war ich darauf angewiesen gewesen, mir eine Kopie seines Kodeimpulsschlüssels anfertigen zu lassen. Damit öffnete ich kurzerhand sein Kabinenschott.
    Ich trat ein und wartete, bis sich das Schott hinter mir wieder geschlossen hatte, dann sah ich mich in der kleinen Vorhalle um.
    Hier hatte der Multimutant alle möglichen Erinnerungsstücke von vielen Planeten gestapelt.
    Ich wußte auswendig, was woher stammte. Deshalb genügte es, im Geiste alles durchzugehen und zu überprüfen, ob ein Ort darunter war, den Rorvic in einem Augenblick kopfloser Panik anpeilen würde. Es war nichts dabei, und ich konnte auch keinen Gegenstand entdecken, von dem ich bisher nichts gewußt hatte.
    Deshalb trat ich durch den offenen Durchgang, der die Vorhalle mit der sogenannten Wohnzelle verband. Ich störte mich nicht an der Unordnung, die hier herrschte. Das war ich von Rorvics Behausung gewöhnt.
    Ich überzeugte mich nur davon, daß nichts fehlte. Wäre beispielsweise Rorvics elektronische Gebetsmühle oder sein Gebetsteppich verschwunden gewesen, dann hätte ich daraus geschlossen, daß er von dem fremden Ort zurückgekehrt war, um diese Gegenstände zu holen. Aber es war alles da, sogar sein scheibenförmiges Amulett.
    Nachdenklich musterte ich das Amulett. Es stellte für den Mutanten, der kein echter Tibeter war, obwohl er aus Tibet stammte, sondern der Nachkomme eines Cynos und einer terranischen Frau, eine geheimnisvolle Kraftquelle dar, ohne die er auf die Dauer nicht auskam. Die Tatsache, daß er es nicht bei sich trug, vergrößerte meine Besorgnis. Doch ich konnte daran nichts ändern, solange ich nicht wußte, wohin es den Mutanten verschlagen hatte.
    Langsam ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen, musterte konzentriert jeden Gegenstand und versuchte etwas zu entdecken, das ich noch nicht kannte.
    Plötzlich zuckte ich zusammen.
    Im Nabel einer Buddhafigur von halber Lebensgröße erblickte ich etwas Glitzerndes, das bei meinem letzten Besuch von Rorvics Kabine noch nicht dort gewesen war. Zuerst dachte ich, es handelte sich um Beryll in Edelsteinqualität, also um das, was für gewöhnlich Smaragd genannt wird, doch dann
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