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0770 - Kind der Finsternis

0770 - Kind der Finsternis

Titel: 0770 - Kind der Finsternis
Autoren: Roger Clement
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knallten hinter ihr Schüsse. Die nachrückenden Dämonenpolizisten hatten die Lage erkannt. Sie streckten die Angreifer nieder.
    Asha Devi ärgerte sich, dass sie selbst nicht zum Zug gekommen war.
    Doch die Gelegenheit zum Kampf ergab sich schon im nächsten Moment. Aus den Tiefen der Schweigetürme stieg ein Rakshasa empor.
    Die Rakshasas gehörten zu den gefährlichsten Dämonen Indiens, wie Asha Devi wusste. Sie hatte gemeinsam mit Zamorra schon einmal gegen den König der Rakshasas gekämpft. [1]
    Dieser Rakshasa in dem Schweigeturm gehörte zu den scheußlichsten Exemplaren seiner Gattung. Der Kopf war mit dem Rumpf verwachsen und verfügte über breite, gelbliche Fangzähne. Die Beine waren kurz und gekrümmt. Der grünliche, schuppige Schweif erinnerte an den eines Dinosauriers. Aber ansonsten war der Rakshasa nicht größer als ein Wildeber. Er griff ohne einleitendes Geplänkel Asha Devi frontal an!
    Die Inspektorin konnte gerade noch rechtzeitig die Magie ihrer Gebetsmühle aktivieren. Dies geschah, indem sie den metallischen Zylinder des Kultgegenstands um die eigene Achse drehte. Dadurch wurden die starken Mantras, die in das Eisen gestanzt waren, aktiviert. Die positive Energie von vielen Generationen buddhistischer Mönche bündelte sich zu einem Strahl, dem viele Höllenwesen nichts entgegensetzen konnten.
    Dem Rakshasa erging es jedenfalls so. Die Bestie erkannte instinktiv, welche tödliche Gefahr für sie von der Gebetsmühle ausging. Aber für eine Flucht war es zu spät. Der Rakshasa wurde mitten in der Luft von dem Kraftstrahl erwischt.
    Schaurig hallte der Todesschrei des Dämons von den düsteren Wänden des Schweigeturms wider. Der Rakshasa löste sich in einer sprühenden Kaskade von Regenbogenlicht auf.
    Asha Devi fletschte angriffslustig die Zähne. Sie hasste Dämonen aus tiefster Seele. Vor allem, seit sie wusste, dass ihr eigener Bruder zu den Dunklen Mächten übergelaufen war. [2]
    Vergebens hatte sie versucht, ihn zu vernichten, bevor er weiteren Schaden anrichten konnte.
    Die Inspektorin presste die Lippen zusammen. Über ihren Bruder Sura konnte sie sich später Gedanken machen. Der hatte mit dieser Teufelei hier wahrscheinlich nichts an den Hörnern. Sie musste jetzt unbedingt die Kinder aufstöbern.
    Vielleicht waren sie von den Rakshasas ja schon tiefer in die Hölle geschafft worden…
    Asha Devi hetzte durch die verschlungenen, labyrinthartigen Gänge des Schweigeturms. Dort herrschte überall ein trübes Dämmerlicht. Woher die Lichtquelle stammte, konnte man unmöglich sagen. Es wurde von Minute zu Minute heißer. Sie näherte sich jetzt offenbar dem eigentlichen Zugang zu den Höllen der indischen Mythologie.
    Die Wände des Turmes waren aus einem Gestein errichtet, wie es sich sonst nirgendwo in Indien anfand. Die Inspektorin wusste, dass die Bausubstanzen von einem geheimnisvollen Dämonen-Planeten stammten. Die Schweigetürme waren aus diesen fremden Ziegeln erbaut worden, um von normalen Menschen nicht wahrgenommen zu werden. Es bedurfte schon einer starken Magie, um diese Höllenpforten zu erkennen.
    Zum Glück verfügte die Inspektorin über eine solche…
    Sie warf einen Blick über die Schulter zurück. Ihre Untergebenen hatte sie hinter sich gelassen.
    Diese plattfüßigen Trottel sind aber auch zu nichts zu gebrauchen!, dachte Asha Devi. Doch gleich darauf erkannte sie, weshalb von den anderen Polizisten jede Spur fehlte.
    Sie selbst, Asha Devi, war in eine Falle gegangen. Das Mauerwerk vor ihr glich haargenau demjenigen, das sie gerade hinter sich gelassen hatte. Die Inspektorin drehte sich um. Der Weg zurück unterschied sich nicht vom Weg nach vorn. Aber spielte das überhaupt eine Rolle? Konnte man sich in einem Bereich, der zu den äußeren Ausläufern der Hölle zählte, normal räumlich orientieren? Sicher nicht!
    Es wurde noch heißer. Ashas Uniformbluse klebte an ihrem Rücken. Der Schweiß lief ihr in Strömen hinunter. Als sie schon einmal in der Hölle gewesen war, hatten die Dämonen ihr einen Pseudokörper gegeben. Denn sie war damals tot…
    Und das werde ich jetzt auch gleich sein, wenn ich nicht aufpasse!, sagte sich die Inspektorin grimmig. Sie spürte die unmittelbar bevorstehende Attacke. Aber sie sah den Feind nicht kommen. Das war allerdings auch kein Wunder.
    Denn die Ziegelsteine des Ganges formten sich plötzlich zu Dämonenklauen, die nach Asha Devi griffen! Von allen Seiten kamen sie, wollten die Inderin packen und zerreißen.
    Jetzt
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