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0764 - Zeit der Grausamen

0764 - Zeit der Grausamen

Titel: 0764 - Zeit der Grausamen
Autoren: Jason Dark
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eine bestimmte Richtung, die nur sie persönlich etwas anging. Helen brauchte die Einsamkeit und ein Versteck, und deshalb dachte sie wieder wie ein Mensch und überlegte, wo es sinnvoll sein konnte.
    Die Klinik fiel ihr ein.
    Einige Wochen hatte sie dort verbracht und die unterschiedlichsten Menschen kennengelernt. Sie wußte auch, daß sich dort Dinge abgespielt hatten, für die sich bestimmt der Geheimdienst interessiert hätte, aber die Klinik war nicht mehr besetzt. Sie war aufgelöst worden, und über die Gründe hatte Helen nichts erfahren.
    War das eine Chance?
    Helen wußte es nicht, denn sie glaubte auch an die Schläue und Raffinesse eines John Sinclair. Dieser Mann war nicht nur gefährlich, sondern auch intelligent dazu. Er und seine Kollegen würden Nachforschungen anstellen und dabei natürlich über die Klinik stolpern.
    Aber würden sie auch hinfahren, wenn sie hörten, daß sie ihren Betrieb eingestellt hatte?
    Darauf wußte sie keine Antwort. Ihr war nur klar, daß ein großes Risiko bestand.
    Gab es eine andere Möglichkeit?
    Einiges lief durch ihren Kopf, als hätte jemand einen Streifen mit Filmbildern vor ihren Augen hergezogen. Sie sah gewisse Orte, in denen sie Urlaub verbracht hatte, aber das war auch nicht das richtige für sie. Alle lagen zu weit weg.
    Es blieb die Klinik.
    Vorerst zumindest…
    Es würde nicht einfach sein, dorthin zu gelangen. Da mußte sie sich schon etwas einfallen lassen.
    So sehr sie sich auch in ihrem Aussehen einem Vogel genähert hatte, so wenig war es ihr möglich, sich in die Lüfte zu erheben und zu fliegen. Wenn sie den Ort erreichen wollte, dann mit einem Auto, denn sie traute sich zu, dies zu steuern. Zu Fuß jedenfalls wäre sie schon einige Nächte unterwegs gewesen.
    Also ein Auto holen.
    Helen hatte so etwas noch nie getan. Sie wußte nicht, wie man es ohne Zündschlüssel starten konnte, aber irgend etwas würde ihr schon einfallen, und deshalb verließ sie den Wald, um sich auf die Suche zu begeben.
    Helen mußte dorthin, wo Menschen lebten und ihre Fahrzeuge draußen abgestellt hatten.
    Den Wald hatte sie schnell verlassen. Leider an der falschen Seite, deshalb blieb ihr nichts anderes übrig, als einen Bogen zu schlagen, um in die bewohnten Gebiete zu gelangen.
    Vor ihr lag ein freies Feld.
    Sie zögerte noch, es zu überqueren, schaute hoch zum Himmel und stellte fest, daß das Unwetter des vergangenen Abends den Himmel so gut wie freigefegt hatte.
    Sie sah keine Wolke mehr. Wie glatt gestrichen lag der Himmel über ihr. Vereinzelt schimmerten Sterne durch. Der Mond war nicht voll, er nahm ab, und ein leichter Wind strich über das Feld und brachte etwas Abkühlung und den Geruch von frischem Heu mit.
    Sie kam sich so schrecklich groß vor, als sie durch die flache Landschaft schritt. Ihre verschiedenen Augen waren weit geöffnet. Helen war vorsichtig, sie traute keinem.
    Ihr Ziel waren die Lichter jenseits des Feldes. Dort hatte man eine Siedlung mit relativ großen Häusern errichtet, die allerdings nicht über vier Stockwerke hinausgingen.
    In einer Nacht wie dieser gab es viele Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht schlafen konnten und deshalb wach blieben. Damit rechnete Helen ebenfalls. Hinter den erleuchteten Rechtecken konnten durchaus neugierige Gesichter lauern, deren Augen alles registrierten, was in dieser Nacht geschah.
    Ich habe bessere Augen, dachte Helen. Ich werde euch zuerst sehen. Dies wiederum gab ihr Mut, den Weg fortzusetzen. Sie duckte sich nicht einmal, als sie so rasch wie möglich über das freie Feld lief. Als Mensch hatte sich Helen schneller bewegen können. Es mochte am Gefieder liegen, daß sie es nicht so schaffte, und natürlich an der Veränderung des rechten Fußes, der ebenfalls zu einer Kralle geworden war.
    Die ersten Autos entdeckte sie, als sie eine Zufahrtsstraße erreicht hatte, die den neuen Siedlungskomplex an einer Seite begrenzte. Natürlich gab es Garagen, die aber standen in keinem Verhältnis zu der Masse der Fahrzeuge, denn manche Familien waren doppelt motorisiert.
    Deshalb parkten genügend Fahrzeuge im Freien. Helen konnte sie sich praktisch aussuchen.
    Dann hörte sie Stimmen.
    Sofort blieb sie stehen und lauschte. Von vorn waren sie aufgeklungen.
    Zwei Menschen unterhielten sich dort.
    Ein Mann und eine Frau. Beide Stimmen klangen noch jung, vielleicht waren es Teenager, die da miteinander turtelten.
    Glanz trat in ihre beiden Augen.
    Ein gefährlicher Glanz, denn auch als Mensch dachte
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