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0764 - Zeit der Grausamen

0764 - Zeit der Grausamen

Titel: 0764 - Zeit der Grausamen
Autoren: Jason Dark
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was bei ihr aber nicht stimmte. Sie war von einer anderen Kraft gezeichnet worden, und sie reagierte in diesem Augenblick nicht wie ein Monster, sondern mehr wie ein Stück Metall, das sich in der Hitze eines Ofens verformte.
    Nicht anders erging es Helen!
    Das Feuer umtanzte sie, es wollte in sie Eindringen, es erhitzte sie, es fraß sich weiter, es umloderte ihre Haut, es raubte ihre Kräfte, aber sie kämpfte mit einer schier überirdischen Verzweiflung dagegen an und schaffte es sogar, sich zu drehen und sich somit der nach oben führenden Treppe zuzuwenden.
    Der einzige Fluchtweg!
    Es war unglaublich, welch eine Energie in dieser Mutation steckte. Sie schaffte es tatsächlich, ein Bein zu heben und den Fuß - diesmal war es der rechte - auf die unterste Stufe zu stellen. An keiner der Seiten hatte die Treppe ein Geländer.
    Helen quälte sich hoch.
    Ihr Körper sah dabei aus, als würde er von einem inneren Mechanismus geleitet. Mit den immer gleichen Bewegungen erklomm sie Stufe für Stufe. Aber die Treppe war lang, sehr lang sogar, und das Feuer war schnell. Es peitschte und fauchte hinter ihr her, es griff mit seinen langen Armen nach ihr, denn auch das letzte Opfer wollte es nicht aus seinen Klauen lassen. Beute, nur Beute…
    Das Feuer schaffte sie.
    Zwar hielt es sich nicht von einem weiteren Hochsteigen der Treppe ab, aber der Körper der Mutation veränderte sich immer weiter, es gab die Haut ebensowenig wie das Gefieder. Beides war nicht nur geschmolzen, es lief auch ineinander.
    Von verschiedenen Seiten bewegte es sich aufeinander zu. Die helle Haut, das dunkle Gefieder, beides schmolz zu einer schmierigen Schicht zusammen, doch es passierte noch mehr.
    Die heißen Zungen schlugen von unten hoch auf ihr Gesicht zu, denn auch der Kopf sollte erfaßt werden.
    Plötzlich waren sie da. Sie umloderten ihn, sie fuhren über das menschliche Gesicht ebenso wie über das andere. Ein schweres, mörderisches Sterben stand ihr bevor.
    Und trotzdem ging sie weiter!
    Sie trotzte den Flammen, nur konnte sie ihre Veränderung ebenfalls nicht mehr aufhalten.
    Haut und Haut glitten von verschiedenen Seiten wie Sirup aufeinander zu. Wo sie sich trafen, bildeten sie eine bläuliche Schicht, die alles andere überdeckte. Ein Beobachter hätte schon jetzt sehr genau hinschauen müssen, um in diesem Wesen die ehemalige Mutation zu erkennen.
    Alles war anders geworden!
    Das Gesicht glich einer blauen Maske, in der die Augen nicht mehr zu sehen waren, weil sie in tiefen Schattenhöhlen lagen. Auch der Körper war nur mehr eine weiche, noch immer schmelzende Masse, als hätte eine Zange gerade jetzt das glühende Teil aus dem heißen Ofen hervorgezogen.
    Das Grauen schlug voll zu, nur tötete es nicht.
    Helen ging weiter.
    Stufe für Stufe…
    Mochte die Treppe auch noch so lang sein, es war schon jetzt abzusehen, daß sie es schaffen konnte.
    Das Feuer gewann an Kraft. Es hatte nicht nur die Tür gesprengt, sondern sehr weit von diesem Raum entfernt auch die Scheiben der Fenster. Der dabei entstandene Durchzug fegte durch die unteren Etagen des Hauses wie der Atem aus der Hölle.
    Noch höher, noch heißer, noch schneller!
    Vor Helen Kern hatte es die Tür erreicht. Es ballte sich dort als glühende Lohe zusammen, eine heiße, zuckende, runde, quellende Wand, die nicht weiterkam.
    Noch nicht…
    Da war Helen. Die schaffte es, auch die letzten drei Stufen hinter sich zu lassen. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als in die heiße Wand hineinzutauchen.
    Sie ging, sie streckte ihre dunklen Arme vor und legte die klumpigen Hände auf den Hebelriegel.
    Dann wuchtete sie ihn nach unten, die Tür öffnete sich.
    Helen hatte freie Bahn.
    Und mit ihr das Feuer!
    ***
    Wir waren sicherheitshalber weiter zurück und in Deckung gegangen, als wir spürten, daß sich etwas tat. Denn hinter der geschlossenen Tür ballte sich die Hitze zusammen, als läge dort ein großer Brennofen. Uns war auch klar, daß die Tür, mochte sie auch noch so stabil sein, diesem Druck nicht würde standhalten können.
    Ein Baum diente uns als Schutz. In seiner dichten Krone vergnügten sich unter schrillen Schreien zahlreiche Vögel.
    Uns umgab die Natur.
    Vor uns aber lag die Hölle, nur durch eine relativ dünne Tür getrennt. Wir redeten nicht miteinander, aber die Spannung stand in unseren Gesichtern wie festgeschrieben.
    »Es passiert bald!« hörte ich Sukos Zischen. »Das kann nicht anders sein.«
    »Und weiter?«
    »Dann werden wir von Helen nur mehr
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