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0764 - Zeit der Grausamen

0764 - Zeit der Grausamen

Titel: 0764 - Zeit der Grausamen
Autoren: Jason Dark
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hörte erst dort auf, wo die Stufen begannen.
    Einen idealeren Fluchtweg gab es eigentlich nicht. Aber weshalb hätten sie fliehen sollen? Es gab keinen Grund. Sie gehörten dazu, sie mußten sich wohl fühlen, sie…
    Ihre Gedanken stockten.
    Sie hatte ein Geräusch gehört. Nicht einmal mit dem menschlichen Ohr, sondern mit dem Wahrnehmungsvermögen der Eule.
    Ein winziges Geräusch nur, ein leichtes Schaben. Oder das Atmen eines Menschen?
    Das hoffte sie.
    Menschen - das bedeutete Blut, das war auch Leben, nur eben ein anderes Leben, wie sie es führte.
    Aber es gehörte dazu. Sie hatte sich vorgenommen, die Leben zu teilen, sie wollte dafür sorgen, daß es Strigen, Menschen und auch andere gab.
    Sie lachte leise.
    Keiner konnte ihr entkommen. Und Helen wußte auch, wo sie das Geräusch gehört hatte.
    An der Treppe…
    Nein, hinter dem Block, in den die Stufen hineingemeißelt worden waren. Sie huschte hin. Dabei war sie so schnell, daß der in Deckung hockende Mann sie erst wahrnahm, als sie als monströses Etwas über ihm stand und auf ihn hinabschaute.
    Beide starrten sich an.
    Beide spürten, daß sie Feinde waren, und der Mann merkte, daß ihm jemand ans Leder wollte.
    Er konnte nichts tun. Dieser schreckliche Anblick lähmte ihn. Das war kein Mensch mehr, das war auch kein Vogel, das war eine Züchtung des Schreckens, wie sie höchstens mal in einem Monsterfilm zu sehen war. Einfach unglaublich.
    Die beiden verschiedenen Mundhälften zuckten. In der menschlichen bildete sich Speichel, in der anderen eine gelbliche Flüssigkeit, die den Mann an Eiter erinnerte.
    Er schluckte, war kalkweiß geworden. Hinter seiner Stirn hämmerte es. Er spürte nun auch den Herzschlag und wußte, daß es die ersten Anzeichen seiner Todesangst waren.
    Er wollte aufstehen. Ein Adrenalinstoß war durch seinen Körper gezuckt. Es gab einfach keine andere Möglichkeit für ihn. Er mußte in die Höhe, wenn er dem Grauen entfliehen wollte.
    Helen verhinderte es bereits im Ansatz!
    Bevor er noch auf die Füße kommen konnte, trat Helen mit ihrem Vogelbein zu.
    Kein Fuß bildete das Ende, sondern eine Kralle mit sehr harten Zehen. Und die griffen zu. Sie verstärkten den Druck noch. Der Körper des Mannes kippte nach hinten.
    Sie lachte.
    Der Mann keuchte, denn noch immer hatte sich die Kralle in seiner Schulter festgehakt. Sie würde auch nicht loslassen, das wußte er. Dieses Wesen war gnadenlos.
    Er blieb auf dem Rücken liegen. Sehr deutlich spürte er, wie sich die gebogenen Zehen noch mehr bewegten und deren Spitzen jetzt auch den Stoff der Kleidung durchdrangen. Sie hinterließen Wunden in der Haut. Der Mann merkte, wie feuchtes Blut klebrig aus den kleinen Wunden quoll.
    Trotzdem hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben, denn er war nicht allein. Es gab noch einen zweiten Mann hier, der sich versteckt hielt. Bisher war er von dem Monstrum noch nicht entdeckt worden.
    Innerlich verfluchte der Gepeinigte seinen Chef Gregorin. Er war ein Hundesohn, ein Verräter. Er hatte sie mit wohlgesetzten Worten von der großen Sache überzeugt, nun aber stand fest, daß sie hier nur Mittel zum Zweck für seine Pläne gewesen waren. Ihm kam es darauf an, den Weg allein zu gehen und Macht zu erringen.
    Der zweite war da. Sehr tief im Flur und ziemlich weit von der- Treppe entfernt hatte er auf einer kleinen Fußbank im Schatten gehockt. Die Mutation hatte ihn nicht gesehen, aber der Mann sie. Er hieß Ivanow und war früher als Schlächter und Folterer beim KGB bekannt gewesen. Ein Hüne von Mensch, doch jemand, der sich trotz seiner immensen Größe geschmeidig bewegen konnte. Das hatte ihm ein koreanischer Kampftrainer beigebracht.
    Ivanow stand auf.
    Ein Tänzer hätte sich nicht besser und geschmeidiger bewegen können. Der Mann wirkte wie sein eigener Schatten, als er für einen Moment vor der Fußbank stehenblieb. Da er im Dunkeln stand, konnte er gut ins Helle schauen.
    Da tat sich etwas. Alles spielte sich neben der Treppe ab, wo sein Freund absolut chancenlos war, denn dieses Tier hatte ihn auf den Rücken geschleudert und stand nun über ihm.
    Es würde ihn töten.
    Und wenn es damit fertig war, dann würde es sich dem zweiten Menschen »widmen«.
    Das wollte Ivanow verhindern.
    Er war bewaffnet. Pistole oder Messer, das war die Frage. Er entschied sich für die Pistole.
    Sie war schmal, lag gut in der Hand und stammte aus russischer Produktion.
    So lautlos wie möglich holte er sie hervor. Sein Kumpan spielte gut mit. Er redete
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