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0764 - Zeit der Grausamen

0764 - Zeit der Grausamen

Titel: 0764 - Zeit der Grausamen
Autoren: Jason Dark
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wurden.
    »O Scheiße.«
    Ich fuhr herum, als ich die Bemerkung des Russen hörte. Wladimir stand rechts von mir, ziemlich weit entfernt, relativ nahe an seiner Tür. Dort wirkte er wie eingefroren. »Was hast du?«
    »Ich rieche es auch!«
    »Und was ist es?«
    Er schnüffelte noch einmal, um sich zu vergewissern. Dann sagte er leise: »Das ist… das ist Benzin!«
    Ich schwieg. Suko blieb ebenfalls stumm. Nun erstarrten unsere Gesichter, und die Gedanken jagten hinter unseren Stirnen. Es lag auf der Hand, daß sich der Geruch von Benzin nicht so ohne weiteres ausbreitete. Das mußte einen sehr realen Grund haben.
    Der Russe setzte sich in Bewegung. Sein Ziel war eine bestimmte Tür an der Seite. Schon nach drei Schritten stoppte er wieder und nickte sich selbst zu. »Er ist stärker geworden.« Golenkow hob den Arm an. »Hinter, der Tür muß es sein.«
    Er wollte hingehen, doch mein Ruf stoppte ihn. »Nein, Wladimir, noch nicht. Wenn, dann werden wir gemeinsam…«
    In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, laut und mit viel Kraft.
    Ein bärtiger Mann erschien. In der rechten Hand hielt er einen leeren Kanister aus Kunststoff, den er bei seinem Eintritt in die Halle zur Seite schleuderte. Er stieß dabei einen Schrei aus, aber noch jemand schrie. Es war Wladimir Golenkow, denn er konnte mit dem Bärtigen im Gegensatz zu uns einiges anfangen.
    »Gregorin!« brüllte er.
    »Golenkow, du Schwein!«
    Wladimir drehte sich nicht um. Er meinte aber uns, als er sprach. »Überlaßt ihn mir, Freunde, überlaßt ihn mir! Ich werde mit ihm fertig. Ich habe darauf gewartet.«
    Gregorin lachte nur. Es hörte sich an wie das Lachen eines Wahnsinnigen. Er drehte sich dabei zur Seite. Es war ein gut einstudierter Trick. In der Gegenbewegung hatte er aus seiner Tasche etwas hervorgerissen. Ein Stoffetzen oder ein Tuch. Und er hielt in der anderen Hand ein Feuerzeug, das er anzündete und die Flammen auf das Tuch hinschwenkte. Es war so trocken, daß es sofort Feuer fing. Gregorin stand in den gefährlichen Dämpfen. Er mußte es wegschleudern, was er auch tat.
    Über seine Schulter hinweg warf er es und stürmte auf Golenkow zu.
    Er hatte ihn noch nicht erreicht, als hinter ihm eine Hölle losbrach. Es gab eine puffende Explosion, dann war plötzlich der lange Feuerweg vorhanden, der glücklicherweise nicht in die Halle hineinführte, sondern seinen Weg in die Tiefe nahm.
    Gregorin wollte reinen Tisch machen. Er wollte die letzten Reste der Klinik vernichten.
    Suko und ich starrten in eine rotgelbe und bläulich schimmernde Flammenhölle, aber Gregorin wollte kämpfen, und Wladimir war bereit, den Kampf anzunehmen.
    »Überlaßt ihn mir!« schrie er. »Kümmert euch um Helen! Die ist bestimmt schon draußen!«
    Wir brauchten nicht näher darüber nachzudenken, da konnte er nur recht haben.
    Wir verschwanden und hofften nur, daß Wladimir stark genug war, um Gregorin zu besiegen. Daß der KGB-Mann dabei eine Axt gezogen hatte, das bekamen wir nicht mehr mit…
    ***
    Helen Kern war überrascht, den Raum nicht in völliger Dunkelheit vorzufinden. Unter der Decke brannte ein kaltes Licht. Es strömte über die Stufen einer glatten Betontreppe, die zu einer offenstehenden Tür hochführte. Wahrscheinlich war sie der Weg ins Freie, aber da wollte sie noch nicht hin.
    Sie war weder Mensch noch Strige, sie war beides. Eine Mutation, ein magisches Wesen, das nur eines kannte: den eigenen Durst zu stillen und sich an Menschen schadlos halten. Ihre menschliche Seite war immer weiter zurückgedrängt worden, Skrupel hatte sie längst nicht mehr, was sie auch mit dem ersten Mord bewiesen hatte.
    Sie bewegte sich einige Schritte vor, sie schaute in die Runde, denn Gregorin hatte von Menschen gesprochen, die sie hier finden sollte. Zwei Männer, die möglicherweise durch ihre Hilfe zu Strigen wurden, wenn sie die beiden nicht direkt tötete.
    Sie waren nicht da.
    Ein enttäuschter und pfeifend klingender Atemzug drang über ihre Lippen. Die Hälfte der Nase bildete einen Schnabel. Er war sehr hart, die andere Hälfte, die menschliche, zuckte. Sie roch, sie schnupperte, sie wußte, daß sich ein normaler Mensch in ihrer Nähe befand, aber sie konnte ihn nicht sehen.
    Deshalb trat sie tiefer in den Kellerraum hinein, in dem nur die einzige Treppe wie ein Hang in die Höhe stieg und dicht vor der Tür endete. Diese war wiederum weit geöffnet. Von draußen schimmerte ein breiter Lichtstreifen. Er fiel wie ein glänzender Vorhang hinein und
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