Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0764 - Zeit der Grausamen

0764 - Zeit der Grausamen

Titel: 0764 - Zeit der Grausamen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Hier kommst du nicht mehr raus!«
    Golenkow grinste nur kalt. Er nickte. »Ja, ich freue mich auf dich, Gregorin. Ich lasse sogar meine Waffe stecken. Ich habe immer gewußt, daß wir uns mal so gegenüber stehen werden. Du hast mich schon damals beim KGB gehaßt, und ich haßte dich ebenfalls. Einer von uns ist auf dieser Welt zuviel, Towarischtsch.«
    »Das glaube mal nur!«
    »Du bist es!«
    Gregorin kicherte. »Bist du dir sicher?«
    Während des Gesprächs hatten sich die beiden Todfeinde umkreist. Sie belauerten sich, jeder wartete auf den Fehler des anderen, und der Hintergrund wurde von den zuckenden Flammen erhellt. Benzindämpfe zogen als Wolken durch den Raum und erschwerten das Atmen.
    Zuckend sprang Gregorin immer wieder vor. Er spürte in seinem Rükken die heiße Hand des Feuers und wollte auf keinen Fall geröstet werden. So trieb er Golenkow immer weiter zurück, der auch nicht zur Seite auswich, sondern die Waffe im Rücken haben wollte.
    Das gelang ihm nicht, denn Gregorin hatte es sich blitzschnell anders überlegt.
    Er sprintete plötzlich vor, und gleichzeitig riß er beide Arme hoch und damit auch die Axt.
    Golenkow behielt die Ruhe. Als sie schräg gegen ihn jagte, tänzelte er zur Seite. Die blanke Klinge, die im Widerschein des Feuers aussah, als würde sie ein Eigenleben führen, verfehlte ihn und raste dicht über den blanken Fußboden hinweg. Diese Aktion entlockte Gregorin ein häßliches Lachen.
    Es war eine von ihm gewollte Finte gewesen.
    Die Flammen hatten sich verstrickt. Sie schienen immer mehr Nachschub zu bekommen, sie fauchten, sie tobten, heulten. Die Hitze nahm dramatisch zu. Damit auch die Atemnot der beiden Männer.
    Wolken trieben heran. Der Gestank intensivierte sich. Für Wladimir war Gregorin nur mehr ein schwitzender, glänzender Teufel, der es wieder wissen wollte und abermals angriff.
    Er kam mit der Schnelligkeit eines Gedankens. Er war kaum zu fassen, denn im Sprung hatte er die Arme hochgerissen, um die Waffe niedersausen zu lassen.
    Golenkow ging in den Mann hinein, mit vollem Risiko, denn nur so konnte er der Klinge eventuell entkommen.
    Gregorin brüllte auf. Der feuchte Speichel traf das Gesicht des anderen, so nahe war Golenkow an seinen Gegner herangekommen. Er war ihm in die Arme gefallen. Bevor Gregorin sie hatte senken können, bekam er den Stoß und wurde zurückgeschleudert.
    Er fiel auf den Rücken rutschte weiter, überschlug sich, und es sah so aus, als würde er in das Feuer hineingleiten, wie die Hexe in den Backofen. Aber er fing sich wieder.
    Ein Fluch schmetterte durch die Halle, und einen Augenblick später stand der armenische Henker wieder auf den Beinen.
    Wladimir stand ebenfalls.
    Diesmal bewaffnet.
    »He!« sagte er nur und zielte auf Gregorin.
    Der Armenier glotzte in die Mündung. Ein Hustenkrampf schüttelte ihn durch. Vor seinem Gesicht wehte der Rauch wie schwarze Schleier. »Willst du mich erschießen?«
    »Ja, wenn es sein muß!«
    »Dann drück ab, du Hund!«
    »Nicht hier, Gregorin. Wir beide werden die Stätte verlassen. Ich will dich draußen haben!«
    »Ich gehe nicht!«
    »Willst du verkohlen?«
    »Nein, du!«
    Die Hitze brannte beide Männer aus. Keiner von ihnen gab es zu. Sie bekamen kaum Luft, und der Armenier grinste wie ein Teufel, als er sah, mit welchen Schwierigkeiten Golenkow zu kämpfen hatte. »Ich bleibe, mein Freund. Ich bleibe!«
    Das wollte Wladimir nicht. Er war kein Selbstmörder. Noch konnte er sich auf den Beinen halten. In einer halben Minute aber würde es anders aussehen, denn das Feuer war ebenso unersättlich wie Wasser. Es suchte sich stets seinen Weg, und es fand immer wieder etwas, das es gierig fressen konnte. Die ersten Flammenzungen leckten bereits auf die Sitzgruppe zu. Von der Treppe nach oben waren sie auch nicht mehr weit entfernt. Da war Rückzug die einzige Alternative.
    Zudem glaubte Golenkow nicht, daß sich der Armenier in der Halle grillen lassen würde. Er hatte ebenfalls große Mühe, sich zu halten, aber sein irrer Haß auf den anderen trieb ihn weiter an.
    Wladimir ging zurück.
    Schritt für Schritt, ziemlich zügig sogar. Dabei zielte er auf die Gestalt des Henkers, die er nie richtig klar sah, weil ihm die fetten Schwaden die Sicht vernebelten. Doch er glaubte darin den Mann treffen zu können, wenn es darauf ankam.
    Das Lachen sollte ihn auf seinem Rückzug begleiten, es war nur mehr ein röhrendes Keuchen.
    Etwas anderes konnte Gregorin nicht mehr hervorbringen.
    Wladimir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher