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0764 - Zeit der Grausamen

0764 - Zeit der Grausamen

Titel: 0764 - Zeit der Grausamen
Autoren: Jason Dark
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zitterten im leichten Wind. Insekten flogen taumelnd und turnend durch die Luft. Bienen und Wespen summten, wenn sie ihre Plätze wechselten und von Blüte zu Blüte schwirrten. Schmetterlinge zeigten Flügel wie bunte Kleider. Fliegen und Mücken tanzten ebenfalls über den Oberflächen der kleinen Teiche, in deren Nähe auch die weißgestrichenen Ruhebänke standen, die allerdings jetzt eine gewisse Patina zeigten und von einer moosartigen Schicht überwuchert waren.
    Überwuchert war auch die Rückseite des Backsteingebäudes. An ihr jedoch rankten sich Pflanzen hoch. Sehr schmal, linienartig, dabei mit breiten, oft fettig wirkenden Blättern versehen, von denen einige traurig nach unten hingen.
    Still und einsam lag das Haus unter der Glut der vom Himmel fallenden Sonne. Nichts deutete darauf hin, daß es bewohnt war. Die Fenster zeigten keinen blanken Schimmer mehr, sie waren dunkel und erinnerten an abendliches Dämmerlicht.
    Sie verteilten sich über mehrere Etagen und reichten hoch bis zum Dach, auf dem eine große Antenne blinkte, die sich verzweigte und aussah wie ein Astwerk aus Metall.
    Schon damals hatte sie sich gefragt, wozu diese Antennen gebraucht wurden, und auch jetzt stellte sie sich die Frage, ohne allerdings eine Antwort zu finden.
    Es gab mehrere Eingänge. Der größte lag natürlich an der Vorderseite, wo sich auch der Garten ausbreitete, in den ein Parkplatz integriert war. Auch von den Seiten und auch von hinten konnte man in das Haus gelangen.
    Sie lächelte, weil sie sich darüber freute, noch alles so gut in Erinnerung behalten zu haben.
    Zwischen dem Haus und dem Beginn des Gartens hatte es immer einen ziemlich breiten Weg gegeben. Der war auch heute noch vorhanden, und sein rotes Steinpflaster hatte dem Wuchern des Unkrauts standhalten können.
    Sie sah die Tür an der Rückseite und stellte mit Verwunderung fest, daß sie offen war. Sie konnte sogar gut in den Flur hineinschauen, und plötzlich klingelte es in ihrem Kopf Alarm.
    In Deckung tauchen konnte sie nicht mehr.
    Plötzlich erschien ein Fremder in der Tür, und beide sahen sich im selben Augenblick…
    Es war der berühmte Augenblick des Schreckens, des Überlebens und des Begreifens.
    Innerhalb von Sekunden sahen sie sich an und schätzten sich auch gegenseitig ein.
    Der Mann mußte einfach überraschter sein als Helen, denn eine derartige Gestalt konnte er in seinem Leben noch nicht gesehen haben. Das gab ihm einen tiefen Schock.
    Er war mittelgroß, fiel kaum auf, es sei denn wegen seines Bürstenschnitts auf dem etwas kantig wirkenden Kopf und den dicken Augenbrauen, die zu dem Gesicht eigentlich nicht so recht passen wollten.
    Er trug einen Anzug aus zu dickem Stoff und auch von einem unmodernen Schnitt. Die Jacke stand offen, das gelbliche Hemd darunter zeigte Schweißflecken.
    Der Mann ächzte.
    Helen aber ging vor.
    Der andere sagte etwas in einer ihr unbekannten Sprache.
    Sie lächelte nur und wußte, daß ihr Monstergesicht noch monströser dabei aussah.
    Der Mann bewegte sich.
    Was nun geschah, lief ab wie bei einem Film, als hätte es ein Drehbuchautor zuvor aufgeschrieben.
    Der Kerl holte eine Waffe hervor, die sogar mit einem Schalldämpfer versehen war. Bevor er die Mündung auf das Wesen richten konnte, reagierte Helen.
    Ihr rechter Arm schnellte vor.
    Ebenso die zur Klaue geformte und veränderte Hand.
    Und sie traf die Kehle des Mannes.
    Die Spitzen waren wie Messer. Sie stachen in den Hals wie in Butter. Helen reagierte überhaupt nicht. Sie war eiskalt geworden, bis ins Mark. Sie stand nur da und hatte die Klaue im Hals des Mannes versenkt, wobei sie zuschaute, wie das Blut aus der Wunde über die Hand hinwegströmte und dann zu Boden klatschte.
    Mit einem ziehenden Ruck löste sie die Klaue aus der Kehle und schaute zu, wie der tödlich Verletzte in einem letzten Aufbäumen tatsächlich noch zwei Schritte zurückging, die Tür weiter nach innen stieß und im Flur verschwand.
    Dort fiel er dann zu Boden.
    Sie hörte den Laut, mit dem er aufschlug, nickte zufrieden und leckte ihre Lippen wie eine Katze.
    Ja, es tat ihr gut.
    Dann ging sie weiter.
    Der Mann lag auf dem Rücken. Eine Blutlache umgab seinen Hals wie ein roter Schal, und die gebrochenen Augen starrten gegen eine schmutzige Decke.
    Es war vorbei mit ihm…
    Bedauern empfand sie nicht. Nur Neugierde, was sie wohl noch in diesem Haus erwarten würde.
    Sie dachte an den Keller.
    Genau dort wollte sie hin.
    Vielleicht fand sie dort die Spur zu ihrem
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