Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0761 - Nefrets Todesvogel

0761 - Nefrets Todesvogel

Titel: 0761 - Nefrets Todesvogel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hätte er mir nicht diese Wunden reißen können. Und meine Gedanken bewegten sich weiter. Ich erinnerte mich wieder an die Bilder der Opfer, die ich gesehen hatte. Die Leichen waren durch Hiebe in die Stirn getötet worden. Man hatte den Männern etwas aus ihren Köpfen geholt.
    Das dritte Auge, das eigentlich verborgen war?
    Als ich darüber nachdachte, bekam ich schweißfeuchte Hände. Wenn es stimmte, daß dieser Schatten dafür die Verantwortung trug, dann konnte ich durchaus damit rechnen, daß das nicht der erste Angriff auf mich gewesen war und noch weitere folgen würden. Und es stand fest, daß unsere Gegner bereits über unser Kommen informiert waren.
    Das konnte heiter werden.
    Im Zimmer hielt mich nichts mehr. Ich mußte einfach raus, um nachzuschauen. Möglicherweise lauerte der Schatten noch in der Nähe und wartete auf einen Fehler meinerseits.
    Ich zog mich schnell an und nahm natürlich auch die Beretta mit, die ich während des Schlafs unter dem Kopfkissen verstaut hatte. So leise wie eben möglich schlich ich mich aus dem Haus und ärgerte mich darüber, wie sehr die Wunden brannten.
    Ich blieb nicht im Licht vor der Haustür stehen, sondern glitt sofort in den Schatten. Das Licht blieb zurück und damit auch die zahlreichen Insekten, die der Schein anzog. Sie tummelten sich darin wie die Fische im Wasser.
    Ich wartete. Auf was genau, das wußte ich selbst nicht. Meine hatten sich rasch an die Dunkelheit gewöhnt. Im Osten grüßte schüchtern die Morgendämmerung.
    Für mich war die Nacht noch nicht vorbei.
    Ich versuchte, mich an Sukos Rat zu halten und so zu reagieren wie er. Alles andere ausschalten, keine fremden Gedanken mehr zu haben, sich nur auf die Umgebung und damit das Objekt zu konzentrieren, denn alles andere war unwichtig.
    Im Garten war es ruhig. Die Blätter raschelten im leichten Wind. Alles andere war eingeschlafen.
    Lag noch im tiefen Schlaf.
    Auch der Schatten?
    Ich wollte es einfach nicht glauben. Er war mir zu dicht auf den Fersen gewesen, um jetzt aufzugeben. Er wollte meinen Tod oder mich zumindest verletzen. Ich war auf einen weiteren Angriff gefaßt, der von überall her erfolgen konnte.
    Noch wartete ich vergebens.
    Nach einer Weile stellte ich mir die Frage, ob es überhaupt Sinn hatte. Eine halbe Stunde hatte ich bereits vertan. Wenn der Schatten oder das Wesen etwas gewollt hätte, wäre er jetzt schon bei mir gewesen und hätte nicht so lange gewartet.
    Ich wollte wieder ins Haus gehen und hatte mich schon umgedreht, als ich die Bewegung ahnte.
    Über mir und schräg versetzt, etwa in Höhe eines Mandelbaums. Etwas zischte hervor, es war lang und schmal. Ich glaubte, einen Schnabel zu sehen und duckte mich.
    Das war nicht nötig gewesen. Der Schatten griff mich nicht an. Er stieg in die Luft. Ich hörte ein wütend klingendes Kreischen, dann war er verschwunden. Für mich sah es aus, als hätte ihn der noch dunkle Himmel verschluckt.
    Also wieder nichts.
    Ich ärgerte mich, steckte die Waffe ein und ging in mein Zimmer. Auf dem Bettrand blieb ich sitzen, dachte über den Schatten nach und wußte dabei nicht, mit welch einem Wesen ich es zu tun hatte.
    Ein Vogel war es nicht gewesen. Zumindest hatte er beim Flug keine Schwingen benutzt. Vielleicht ein Fabeltier, möglicherweise ein Einhorn, das ich ebenfalls- schon auf einer griechischen Insel erlebt hatte.
    Jedenfalls war ich froh, Bill Conolly nicht allein gelassen zu haben. Uns würde noch einiges bevorstehen, das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Mit diesen Gedanken im Kopf legte ich mich hin und schlief tatsächlich schnell ein…
    ***
    Natürlich fühlte ich mich nach dem Wecken wie gerädert, und Bill sah auch nicht gerade aus wie ein Jüngling, als ich ihm meine nächtlichen Erlebnisse mitgeteilt hatte.
    »Verdammt, das ist er gewesen!«
    »Wer?«
    »Der Psychonauten-Killer.«
    Ich wollte ihm nicht so hundertprozentig zustimmen und hob die Schultern, während ich mich anschließend um mein Frühstück kümmerte, das der Wirt für uns gekocht hatte.
    »Du hättest mich wecken sollen, John. Vier Augen sehen mehr als zwei.«
    Ich löffelte Eigelb aus der Schale. »Kann sein, aber ich war mir auch nicht sicher.«
    »Selbst nach den Wunden nicht?«
    »Da wollte ich einfach aufs Ganze gehen.«
    »Was auch leicht zu einem Eigentor hätte werden können.«
    »Ist es aber nicht.«
    »Dein Glück.«
    Ich ließ mir den Appetit nicht verderben. Nur der Kaffee schmeckte etwas bitter, die Säfte waren Klasse, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher