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0761 - Nefrets Todesvogel

0761 - Nefrets Todesvogel

Titel: 0761 - Nefrets Todesvogel
Autoren: Jason Dark
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Eier auch. Daß wir im Schatten einiger Bäume saßen, gefiel mir am besten, denn die Sonne schickte bereits jetzt ihre heißen Strahlen in die Tiefe.
    Bill hatte Rührei bestellt. Dazu einige Krabben. Er aß beides abwechselnd und machte dabei ein Gesicht, als wäre er mit den Gedanken meilenweit entfernt.
    Ich fragte ihn danach.
    »Du hast recht, John, ich habe soeben an etwas gedacht, das mir überhaupt nicht schmeckt.«
    »Und was, bitte?«
    »Kiriakis, John. Er weiß Bescheid. Davon bin ich überzeugt. Er wird dir diesen… diesen Killer geschickt haben.«
    »Kann hinkommen.«
    »Und jetzt denke ich darüber nach, ob wir unseren Plan nicht ändern sollten.«
    »Warum?«
    Bill legte sein Besteck beiseite und schob auch den Teller weg. Dann nahm er die Sonnenbrille ab und drapierte sie neben sich. »Wenn er über uns Bescheid weiß, ist es auch möglich, daß er unser Ziel kennt, John. Dann wird er sich sehr intensiv mit Spimanes befassen. Für eine Type wie Kiriakis ist es leicht, auf den Felsen zu gelangen. Schließlich verfügt er über eine eigene Luftflotte.«
    Ich konnte Bills Bedenken nicht so einfach fortwischen. Wir steckten tatsächlich in einer Zwickmühle.
    »Du sagst nichts?«
    »Ich denke nur nach.«
    »Dann bitte schneller.«
    »Wie du willst. Ich bin dafür, daß wir unseren Plan durchführen. Es kann durchaus sein, daß Kiriakis nur auf uns fixiert ist. Du hast doch keinem gesagt, wen du besuchen willst?«
    »Bis auf den Piloten.«
    »Den du nicht kennst?«
    »Nein, ich habe ihn und seine Maschine gemietet. Du hast recht, das könnte die undichte Stelle sein, muß aber nicht. Obwohl sich Kiriakis denken kann, weshalb wir auf die Insel gekommen sind, muß er ja nicht alles erfahren haben. Außerdem ist Spimanes für mich einfach zu wichtig, um ihn laufenzulassen. Er weiß viel, John, und ich rechne sogar damit, daß er auch über die Psychonauten informiert ist. Spimanes ist ein Sprachgenie, der die alten Texte übersetzen kann, ob von den Sumerern, den Ägyptern, Assyrern, Phöniziern oder Römern. Das schafft er, weil er sich ein Leben lang damit beschäftig hat. So etwas findest du heute nur noch selten.«
    »Kann sein.« Ich nahm eine Schnitte Weißbrot. »Wie lange fliegen wir bis zu ihm?«
    »Weiß nicht genau. Aber nicht länger als eine Stunde. Wir sind hier auf Patmos und müssen in Richtung Südwesten fliegen. Die Insel ist für den Tourismus zu klein, dort leben einige Fischer, das ist alles. Sie liegt südlich von Naxos und ist nur auf genauen Karten eingezeichnet. Man hat sie sogar nach Spimanes benannt.«
    Ich träufelte Honig auf das Brot, trank dabei frischen Orangensaft und blinzelte in die Sonne. »Alles klar, Bill, wir bleiben dabei. Wobei ich hoffe, daß der Pilot okay ist.«
    »Bestimmt.«
    Überzeugend hatte das nicht geklungen. Wir aßen und schwiegen. Die anderen Gäste würden erst später kommen. Der Wirt hatte sich noch mal hingelegt, was uns ganz recht war, so hatten wir ungestört miteinander sprechen können. In der Nähe unseres Tisches lauerten Vögel auf Abfälle. Bei ihrem Anblick dachte ich wieder an den Schatten aus der vergangenen Nacht. War er nicht doch ein Vogel gewesen? Zumindest ein vogelähnliches Wesen, das es nicht nötig hatte, sich auf Schwingen zu verlassen, um sich durch die Luft zu bewegen?
    Ich wußte es nicht, ich kam einfach nicht zurecht und ärgerte mich deshalb.
    Nach dem Frühstück rauchten wir noch eine Zigarette. Was mitzunehmen war, trugen wir bei uns.
    Gepäck brauchten wir nicht, wir wollten noch am selben Tag zurückkehren.
    Entschlossen drückte Bill Conolly seine Zigarette aus. Dann nickte er und erhob sich. »Fliegen wir?«
    »Ich habe nichts dagegen.«
    Wir ließen alles stehen und liegen. Der Hubschrauber wartete. Ich hoffte, daß alles glattging, obwohl der Druck in meinem Magen blieb. Kein gutes Omen…
    ***
    Ein Meer, blau wie auf der Postkarte. Dazwischen die hellen oder weniger hellen Inseln mit ihren weißen Bärten an den Rändern. Überall schuf die Brandung diesen Eindruck, nur aus einer gewissen Höhe zu erkennen.
    Die ersten Segler waren ebenfalls unterwegs. Ihre schnittigen Boote durchpflügten das türkisfarbene Wasser. Es wehte ein günstiger Südostwind, der die Segel blähte und die Boote gut voranbrachte.
    Das roch nach Urlaub, nach Sonne, nach Entspannung, aber nicht nach Arbeit. Wir hockten im Hubschrauber in der gläsernen Kanzel, und über uns schien der Himmel in seiner seidigen Bläue einfach endlos zu sein.
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