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0761 - Nefrets Todesvogel

0761 - Nefrets Todesvogel

Titel: 0761 - Nefrets Todesvogel
Autoren: Jason Dark
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Zumindest ich hatte das Gefühl, einen Teil der gesamten Welt sehen zu können, und weit in der Ferne entdeckte ich die leichte Krümmung des Erdballs, was mir wiederum bewies, daß der blaue Planet keine Scheibe war, wie von einigen Kirchenfürsten im ausgehenden Mittelalter behauptet.
    Unser Pilot war ein Mensch, der schweigen konnte. Wir hatten nur erfahren, daß er Sikos hieß, auf Patmos geboren war und die griechischen Inseln alle kannte.
    Ansonsten war er sehr schweigsam, ein Mann, der seinen Job machte und keine Fragen stellte.
    So angenehm es auch war, aus der Glaskuppel heraus freie Sicht zu haben, so schlimm war die Hitze, denn eine Klimaanlage gab es nicht an Bord. Sehr schnell war es so heiß geworden, daß wir uns vorkamen wie auf einem Rost. Trotz der Luft, die durch bestimmte Klappen in die Kanzel wehte, hätte ich mich am liebsten ausgezogen, und ich beneidete die Menschen, die von den Booten aus direkt in das angenehm temperierte Wasser des Meeres springen konnten, um sich abzukühlen.
    An der Insel Naxos waren wir bereits vorbeigeflogen. Wir hatten selbst aus dieser Höhe gesehen, was sich für ein Trubel an den Stränden abspielte. Naxos war eine Touristenhochburg.
    Es war die letzte große Insel, die hinter uns lag. Was jetzt folgte, waren kleine, zerklüftete Eilande, oftmals nur von wenigen Menschen bewohnt.
    Wir sahen wenig Grün, das kahle Gestein gleißte im Licht der Sonne. Manchmal so stark, daß es aussah wie ein Spiegel, über den blitzende Lichter hinweghuschten.
    Ich saß hinter Bill und dem Piloten. Viel helfen konnte ich nicht, zudem wollte ich mich nicht unterhalten, dann hätte ich gegen den Lärm des Motors anschreien müssen, deshalb machte ich das Beste aus meiner Lage. Ich holte den mir entgangenen Schlaf der letzten Nacht nach.
    Das schaffte ich trotz des Lärms, auch wieder ein Beweis, wie gut meine Nerven letztendlich waren.
    Natürlich schlief ich nicht durch. Etwas schüttelte mich, ich schreckte hoch und hörte Bills Lachen.
    »Na, endlich wieder da?«
    »Noch nicht ganz.« Dabei wischte ich über meinen Nacken, wo sich ein kalter Film aus Schweiß gebildet hatte. Noch immer erinnerte mich das Innere der Kabine an eine Sauna. Ich hätte eine Dusche vertragen können. Statt dessen stach die Sonne grell durch die Seitenwand der Kanzel in meine Augen, so daß ich die dunkle Brille aufsetzen mußte, um etwas zu erkennen.
    Ich schaute in die Tiefe.
    Trotz des Schlafes stellte ich fest, daß wir an Höhe verloren hatten. Dies wiederum nahm ich als gutes Zeichen an. Der Flug würde bald ein Ende haben.
    Zwischen den beiden Köpfen meiner Vorderleute schaute ich hindurch. Wenn wir uns im Anflug auf die Insel befanden, dann mußte sie schon zu sehen sein. Ich konnte leider nur das Meer erkennen, aber Bill hatte meine Bewegung gesehen und zeigte irgendwo nach vorn. »Da unten, wo du den weißen Fleck siehst, ist auch die Insel.«
    »Der weiße Fleck aber nicht«, sagte ich, wobei ich mich weiter vorbeugte und mich an den Kanten der Rückenlehne abstützte. »Das sieht mir eher nach einer Jacht aus.«
    »Ist auch eine.«
    Ich versuchte es mit einem Scherz. »Aber die Insel ist schon größer, nehme ich an.«
    »Nur manchmal.«
    »Ich hoffe, es bleibt dabei.«
    »Mal sehen.«
    Der Pilot schwieg sich noch immer aus. Er konzentrierte sich auf den Flug und jetzt auch auf sein Ziel, das wir inzwischen entdeckt hatten. Als grauer Fleck lag die Insel im Meer. Mit viel gutem Willen konnte man ihre Form als Kreis ansehen, aber wir sahen auch, daß vom Grund her große Felsen in die Höhe ragten, wobei einer besonders hoch war, ein grauer Turm, der mich an einen Mittelfinger erinnerte, wenn ich die anderen Felsen ebenfalls mit den Fingern einer Hand verglich.
    Dort oben mußte Spimanes leben, wobei sich dieses Plateau von den anderen unterschied, denn es war begrünt. Der Einsiedler schien sich eine Wasserleitung gelegt zu haben. Respekt.
    Auch die Jacht blieb auf demselben Kurs, lief wohl in Kürze die Insel an. Sie zog einen weißen Schaumstreifen hinter dem Heck her, der dann wie ein auf den Kopf gestelltes Dreieck zerflatterte.
    Es war wirklich toll, dieses Bild zu sehen. Ich fühlte mich gut und vergaß den eigentlichen Auftrag.
    Endlich sprach auch unser Pilot. »In knapp zehn Minuten werden wir landen.«
    Bill nickte.
    Beide konzentrierten wir uns auf die Insel. Der Pilot beherrschte die Maschine gut. Die uns angreifenden Winde kreuzte er geschickt und ging dabei tiefer. Immer mehr
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