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0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer
Autoren: Timothy Stahl
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Helligkeit, dass van Voss zumindest ansatzweise Konturen ausmachen konnte, nachdem seine Augen sich daran gewöhnt hatten.
    Er hoffte, ein schweres, klobiges Möbelstück zu finden, das er vor die Tür rücken konnte, um sie zu verbarrikadieren.
    Und dann?, fragte eine Stimme.
    Warten, sagte er sich.
    Warten worauf?, gab sich die Stimme nicht zufrieden.
    Dass die verdammten-Vögel abziehen.
    Und woher willst du wissen, dass sie abgezogen sind? Dazu müsstest du hinausgehen, um nachzusehen - gefährlich, nicht? Tödlich vielleicht!
    Er würgte das nervige Stimmchen ab. Was er im Weiteren tun oder nicht tun würde, darüber konnte er nachdenken, wenn er sich hier erst einmal verschanzt hatte und in Sicherheit war.
    Aber das war er nicht.
    Das wurde Jan van Voss mit einem weiteren Stich ins Herz brutal und schmerzhaft bewusst, als er das Rascheln hörte. Nicht von draußen, nicht von jenseits der Tür oder der Wände, sondern hier im Raum, eingeschlossen mit ihm.
    Da kamen sie auch schon.
    Es sah beinahe aus, als lösten sich die dunklen Wände auf.
    Aber es waren Vögel, die auf ihn zustürzten.
    Nicht so viele wie draußen, nein, aber doch viele, sehr viele. Zu viele.
    Van Voss wusste nicht, wie sie sich an den Wänden festgehalten hatten, ob sie ihre Krallen ins Holz gebohrt hatten, oder ob es irgendwelche Sitz- oder Haltemöglichkeiten an den Wänden gab.
    Es war auch völlig egal.
    Jetzt waren sie über ihm. Peitschten ihm ihre Flügel ins Gesicht, gegen den Körper, hieben mit ihren Schnäbeln auf ihn ein.
    Staub aus ihrem Gefieder drang ihm in Mund und Nase, bereitete ihm zusätzlich zur Angst vor den Vögeln noch Erstickungsnot. Aber auch hier roch er nichts, wie draußen schon - den Staub ebenso wenig wie die Vögel.
    Komisch, dachte er, freilich ohne es zum Lachen zu finden. Dazu war ihm, weiß Gott, nicht zumute.
    Was den Vögeln draußen nicht gelungen war, schafften diese hier im Handumdrehen. Mit ihrem kollektiven Gewicht drückten sie Jan van Voss zu Boden.
    Panisch tastete er nach dem Schlüssel der Tür, fand ihn, wollte ihn drehen.
    Doch er glitt aus dem Schloss, klimperte zu Boden, und van Voss hörte, wie er davonrutschte, außerhalb seiner Reichweite.
    Sein Herz hämmerte in einem irrsinnigen Stakkato. Er bekam kaum noch Luft, seine Lungen drohten ihm den Dienst zu versagen. Die Kraft entwich aus seinen Muskeln wie die Luft aus einem kaputten Ballon.
    Er spürte, wie sieh seine Blase entleerte, die Wärme, die seine Hose im Schritt tränkte.
    Endlich schwanden ihm die Sinne, und Jan van Voss fühlte nichts mehr.
    Nie mehr irgendetwas…
    ***
    Heute
    Totenstille herrschte im Château Montagne.
    Und dabei hatte Professor Zamorra doch nur auf ein bisschen himmlische Ruhe gehofft. Aber jetzt war es zu still.
    Er seufzte, sicherte die Textdatei, an der er an einem der drei Computerplätze in seinem Arbeitszimmer geschrieben hatte, stand auf und trat an das vom Boden bis zur Decke reichende Panoramafenster.
    Weil der französische Sommer seinem Namen gerade wieder einmal Hohn sprach, waren Nicole Duval sowie die Schlossdauergäste Lady Patricia Saris und ihr Sohn Rhett mitsamt Fooly, dem Jungdrachen, vorübergehend nach Florida »ausgewandert«. Dort ließen sie es sich auf dem Anwesen ihres gemeinsamen Freundes Robert Tendyke und in Gesellschaft von dessen Lebensgefährtinnen Uschi und Monica Peters gutgehen und genossen das schöne Wetter. Zamorra war mit Butler William zurückgeblieben, um die ruhige Zeit auszunutzen.
    Ein amerikanischer Verlag war auf Vermittlung von Dr. Fletcher Strongtree hin an Zamorra herangetreten und hatte ihm angeboten, sein längst vergriffenes Fachbuch über Mystik, Mythologie und Magie der Native Americans neu aufzulegen. Von dieser Möglichkeit hatte Strongtree, Doktor der Anthropologie, schon vor etwas über einem Jahr in Las Vegas gesprochen, wo Zamorra den Navajo als überaus mysteriösen Burschen kennen gelernt hatte. Inzwischen wusste er von Rob Tendyke, dass Strongtree ein Werwolf war, einer allerdings, der seine Mordlust zu bändigen verstand. [4]
    Das Angebot des Verlags hatte Zamorra angenommen. Er wollte das alte Werk, das er in den Siebzigern verfasst hatte, für die Wiederveröffentlichung allerdings überarbeiten und ergänzen - und dafür brauchte er Zeit und Ruhe.
    Beides stand ihm jetzt zur Verfügung, da die »Rasselbande« nicht im Château war, zumal sich auch die Höllenkreaturen und ähnliches Geschmeiß momentan am Riemen rissen und ihn in seiner
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