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0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer
Autoren: Timothy Stahl
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schneller als die verdammten Vögel!
    Im Näherkommen stellte er fest, dass Haus eine zu hochtrabende Bezeichnung für den Bau war. Tatsächlich handelte es sich um eine zwar große, aber schlichte, anderthalbgeschossige Blockhütte.
    Doch unterm Strich bedeutete das für ihn keinen Unterschied. Die Hütte machte einen massiven Eindruck und würde ihm Schutz vor den Vögeln bieten - wenn er sie erreichte.
    Mit beiden Armen fegte van Voss von vorne auf ihn zuschießende Vögel beiseite. Ab und an bekam er einen zu fassen, drückte zu, spürte, wie seine Fäuste dünne Knochen brachen.
    »Hallo!«, brüllte er aus Leibeskräften. »Hilfe!«
    Das Fenster, hinter dem kurz das Licht aufgeflammt war, war das einzige, dessen Läden nicht zugeklappt waren. Doch dass es aufgeleuchtet hatte, wenn auch nur für eine Sekunde, musste bedeuten, dass sich jemand in der Hütte befand.
    Jemand, den Jan van Voss auf sich aufmerksam machen musste, wollte er nicht im allerletzten Moment noch vor verschlossener Tür stehen.
    »Zu Hilfe!«, schrie er so laut, dass es ihm im Hals wehtat. »Hören Sie mich? Irgendjemand?! Aufmachen, bitte, öffnen Sie die Tür!«
    Er konnte die Tür jetzt bereits erkennen und raste förmlich darauf zu.
    Drei Stufen führten zu einer überdachten Veranda empor. Van Voss nahm sie mit einem Satz und stürzte der Tür dahinter regelrecht entgegen. Er streckte die Hände nach vorn, um nicht mit dem Gesicht gegen die Türfüllung zu prallen. Doch er griff ins Leere und rannte ungebremst durch die plötzlich offen stehende Tür.
    Noch ehe er sich umdrehen konnte, fiel sie hinter ihm ins Schloss, und er hörte das dumpfe Prasseln zahlloser kleiner Leiber, die von draußen dagegen hagelten und die ganze Hütte zum Erzittern brachten.
    »Ich…«, setzte van Voss an, verstummte aber erschrocken, als er sich ganz umgewandt hatte.
    Da war niemand.
    Niemand, der ihm die Tür geöffnet und sie hinter ihm wieder geschlossen hatte.
    Und es gab beiderseits der Eingangstür nichts, wohin jemand in so kurzer Zeit hätte verschwinden können, wie van Voss im Licht einer Hand voll brennender Kerzen erkannte.
    »Hallo?«, fragte er zaghaft und keuchend.
    Keine Antwort. Nichts. Nur von draußen hörte er die Laute der-Vögel, die immer noch gegen Tür und Wände anflogen, und über ihm berührten kratzend Hunderte von Krallenfüßen das Dach, als sich Vögel darauf niederließen; ein Geräusch, das ihm durch und durch ging.
    Van Voss merkte erst jetzt, dass ihm Schweiß in den Augen brannte. Er wischte sich mit beiden Händen übers Gesicht und die daraufhin kalt-klebrigen Handflächen an der Hose ab.
    Das Atmen bereitete ihm Mühe. Sein Herzschlag schien sich nie mehr beruhigen zu wollen. Er hatte heftige Kopfschmerzen. Alles Begleiterscheinungen der Panik, die ihn ergriffen hatte.
    Aber noch durfte er sich keine Ruhepause gönnen. Denn noch war dieser Albtraum nicht ausgestanden.
    Die Tür, durch die er hereingekommen war, bebte in ihrem Rahmen. Die Angeln knirschten.
    »Verdammt, die Scheißviecher brechen die Tür auf«, wimmerte van Voss. »Das gibt’s doch nicht… Das kann einfach nicht wahr sein!«
    Jetzt wackelte die Tür schon, hatte so viel Spiel, dass van Voss einen leichten Lufthauch von draußen zu spüren meinte.
    Gehetzt sah er sich um, ohne Details des Inneren der Hütte wahrzunehmen. Wie in einem Traum beschränkte sich seine Wahrnehmung auf das Wesentliche.
    Er sah Türen, die von einem kurzen Flur abgingen, an dessen Ende eine Treppe nach oben führte.
    Van Voss riss wahllos die Tür auf, die ihm am nächsten war - und prallte zurück, weil in diesem Augenblick das Fenster des Raumes dahinter zerplatzte!
    Glassplitter wurden ihm von der schwarzen Vogelmasse entgegengewirbelt, die durch die nicht einmal quadratmetergroße Öffnung hereinstob. Das musste der Raum sein, in dem van Voss von draußen kurz Licht gesehen hatte.
    Er rammte die Tür zu, sprang zur gegenüberliegenden, öffnete sie. Dahinter lag ein Raum im Dunkeln, die Fensterläden waren geschlossen.
    Ohne zu zögern schlüpfte van Voss in das dunkle Zimmer und schloss die Tür Seine tastende Hand fand einen Schlüssel im Schloss und drehte ihn. Dann wandte er sich um und ließ sich schwer atmend rücklings gegen die Tür sacken. Sein Herz pochte so hart und heftig, dass er meinte, ihm müssten die Schläfenadern platzen.
    In diesem Zimmer brannten keine Kerzen, aber durch haarfeine Risse im Gebälk der Wände drang doch wenigstens so viel
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